Eigentlich wollte ich über viele der Themen, die ich heute anreiße, schon viel früher schreiben beziehungsweise hätte ich mir früher die Zeit nehmen sollen und daraus verschiedene blogs machen sollen, aber ich war faul und dachte immer: „naja warteste noch einen Tag.“

Darum kann es sein, dass dieser Text erstens zu lang ist, zweitens durcheinander und drittens einzelne Punkte vielleicht nicht so ausführlich sind, wie sie sein sollten. Ich werde jetzt einfach versuchen, meine Gedanken zu bündeln und einmal angestrengt alle Überlegungen für diesen Post sammeln.

Als erstes möchte ich bemerken, dass die vergangene Woche die für mich schönste Woche in Indien war. Das liegt vor allem am Tanzen. In der letzten Woche feierten die Menschen in Gujarat (mein indischer Bundesstaat) das Navratri Festival. Das heißt im groben übersetzt: „Fest der 9 Nächte.“ Dazu wird im Vorfeld des Feiertags für die Göttin Durga, 9 Nächte lang um ihren Altar getanzt. Dieses Fest welches, besonders den Frauen Indiens gewidmet ist, findet meist im Oktober statt. Die Frauen tragen traditionelle Gewänder namens Chaniya Choli und die Männer traditionell indische Kleidung.

Wie ihr vielleicht letzte Woche schon gelesen habt, ging diese Feier am letzten Freitag bereits los. An diesem Abend wurde ich von einem europäischen Familienkreis eingeladen, der eine „Übungsparty“ mit einigen indischen Tänzern organisiert hatte. Dass es eine gute Entscheidung gewesen war, dort hinzugehen, stellte sich in den nächsten Nächten schnell heraus. Denn natürlich tanzten auch die Jungs jeden Abend Garba (so heißt die Tanzrichtung). Für mich eine Möglichkeit zusammen mit den Jungen Spaß zu haben. Es ist einfach immer wieder erstaunlich, was Musik bewirken kann. In jedem Teil der Welt, kannst du Musik anmachen, dazu tanzen und schon kann man miteinander kommunizieren und Spaß haben, ohne die Sprache des anderen zu verstehen. Für mich kam dieses Festival also zur genau richtigen Zeit. Es ermöglichte mir meine Beziehung zu den Jungs zu vertiefen und einfach Freude am Leben zu haben. Die Jungs auch alle unglaublich talentiert in Sachen tanzen und im Unterschied zu manch deutschen in ihrem Alter überhaupt nicht zu schüchtern um einfach los zu tanzen. Musik an und zack ist die Tanzfläche voll. Vor allem den großen Jungs machte diese Art der Bewegung und das austauschen ihrer Tanzkenntnisse sichtlich Spaß. Mein Herz platze einfach jedes Mal, wenn ich ihre große, ehrlich zur Schau gestellte Freude sah. Mit dieser Freude waren dann auch die Tage leichter. Der study-time sah ich relaxt entgegen und die Jungs freuten sich, mich um sich zu haben, um mir immer wieder neue Schritte zu zeigen oder über den vergangenen Abend zu reden.

Obwohl mir diese Abende die Welt bedeuteten, wo wir Garba im kleinen Kreis tanzten, wollte ich auch einmal eine große Navritri Nacht in der Stadt erleben. Am Freitag durfte ich dann mit Arpita ausgehen. Nachdem wir uns bei ihr zuhause aufgestylt hatten, gingen wir zu einer großen Wiese, wo sich bereits einige tausende Menschen im Kreis drehten und schlossen und ihnen an. Typisch indisch durften auch tausende von Selfies und Fotos nicht fehlen. Einige davon habt ihr sicher schon auf facebook bestaunen können. Da ich so ziemlich die einzige weiße war, fiel ich natürlich auch auf wie ein bunter Hund, wurde angestarrt und immer wieder um Fotos gebeten. Ein Foto machte ich aber sogar freilwillig. Endlich war es mir gelungen einen Inder zu finden, der tatsächlich größer war als ich. Da musste natürlich sofort ein Beweis festgehalten werden. Dass dieser große Bursche auch super sympathisch war, stellte sich auch schnell heraus und ich bekam die Chance noch mehr Garba-Variationen zu lernen. Getanzt habe ich aber ehrlich gesagt neben all den Fotos nicht allzu viel. Die Wiese war durch den Regen und die vielen durchtanzten Nächte leider ziemlich schlammig geworden und zu diesem Zeitpunkt konnte ich mich noch nicht so stark fallen lassen, dass mir ein schmutziges Kleid egal gewesen wäre.

IMG-20161008-WA0050 [172909]IMG-20161009-WA0024 [172911]IMG-20161008-WA0006 [172917]IMG-20161008-WA0005 [172916]

Beweisfoto

Beweisfoto

Das Highlight, an dem ich mich dann auch vollends gehen ließ, war dann der Montag an dem das Snehalaya seine eigene große Feier hatte. Dazu musste ich aber erstmal eine innere Hürde in meinem Kopf überwinden und den Jungs in meiner Tracht gegenübertreten. Bisher hatte ich das durch externes Umziehen immer vermeiden können. Ich war aber eben sehr schüchtern, den Jungs zum ersten Mal in indischen Kleidern zu begegnen. Einerseits sehen sie, wie ich finde, an Weißen nicht annährend so toll aus und zweitens haben Europäer im Gegensatz zu den Indern die Angewohnheit rot zu werden, wenn sie verlegen sind. Da zahlreiche Komplimente und Ahs und Ohs zu erwarten waren, sorgte ich mich deswegen.

Schließlich löste ich das Problem, indem ich meine startklare Kamera mitnahm. Fotos und Selfies sind hier nämlich tausendmal interessanter als vermeintlich gutaussehende Frauen 😉

P1130479

P1130502

P1130499P1130495

P1130513

 

Von 20:00 bis 1:00 nachts wurde fast ohne Pause durchgetanzt. Durch die Abende vorher konnte ich es auch echt ziemlich gut. Dafür bekam ich dann auch doch viel Anerkennung. Ich muss aber auch dazu sagen, dass mir das Erlernen von neuen Tanzschritten durch meinen Tanzkreis zuhause sehr zur Gewohnheit geworden ist. Nunja ich weiß ehrlich gesagt nicht so wie ich diese Nacht beschreiben soll, da sie so umwerfend war…Fotos gibt es deswegen auch wenig. Lasst mich bloß sagen meine Füße taten noch nie so weh, ich habe noch nie so viel geschwitzt und ich war in meinem gesamten Indienaufenthalt noch nie so ich selbst. Ich ließ mich komplett fallen und wurde die verrückte Nudel die ihr vielleicht aus Deutschland kennt. Am Ende ließ ich mich sogar zu einer Solovorstellung YMCA hinreisen haha 😀

 

 

Entschuldigung, ist doch nur ein Thema geworden, aber ich will euch nach diesem Roman nicht noch einen zweiten Band aufdrücken. Lasst euch nur so viel gesagt sein, die Erwartung an mich selbst endlich indische Kleidung zu kaufen, habe ich erfüllt. Allerdings habe ich sie aus Gründen von Schüchternheit bis jetzt noch nicht angezogen.

Liebe Grüße Luise