Eine Woche ist es schon her, seit ich in Frankfurt in den Flieger nach Mumbai gestiegen bin. Seitdem ist so viel passiert, dass es schwer ist mitzukommen. Ich habe so viele richtig nette und interessierte Menschen kennengelernt, wie noch nie.

Gestern war unser erster richtiger Arbeitstag im Shelter (dazu bald mehr).

Der wurde immer weiter nach hinten verschoben, weil wir mit unserer Registrierung kämpfen mussten. Da ich ja ein Jahr in Indien bleibe, brauche ich ein Arbeitsvisum und eben kein normales Touristenvisum. Mit diesem Arbeitsvisum muss man sich in Indien allerdings nochmal registrieren, um später wieder ausreisen zu können. Wär ja auch ganz nett.

So landete ich schon nach 5 Tagen bei der indischen Polizei.

Keine Sorge, wir wurden nicht festgenommen, sondern brauchten nur einen Stempel für eins der 700.000 benötigten Dokumente. Mr Sunil (ein Mitarbeiter des Provincial House, wo wir wohnen) hat uns begleitet. Die Polizisten konnten fast kein Englisch und deswegen hat er übersetzt. Mehr oder weniger zumindest. Denn es hat bestimmt 10 Minuten gedauert, bis wir verstanden haben, was „xerox“ heißen soll. Kopien wie sich herausstellte. Die hatten wir natürlich nicht dabei, nur die Originale.

Also zurück zum Provincial House, erneut scannen, kopieren… Und schwupps – nur 5 Stunden später (nach drei Tagen mit der Registrierung rumschlagen) hatten wir das Online-Formular abgeschickt. Juhuuu!

Anna-Lu hat allerdings schon wieder eine Mail bekommen, dass sie noch Dokumente nachreichen muss. „You just have to be patient, that’s the Indian Government.” – „Du musst einfach geduldig sein, so läuft das hier!” sagen unsere Fathers.

Bleibt spannend!

Und sonst so?

Gestern wurde der Provincial, sozusagen der Headkoordinator verabschiedet. Als wir zum Abendessen in den Speiseraum kamen, war dieser komplett geschmückt und auf dem Tisch stand eine Thank-you-Torte.

Für die sehr wenigen Menschen, die es eventuell nicht wissen: ich bin Vegetarierin. Das bedeutet, ich esse kein Fleisch und keinen Fisch. Das ist in Indien bisher absolut kein Problem, gibt es eh nur selten. Aber bei Feierlichkeiten scheint das anders auszusehen (ist aber nicht schlimm, es gibt Chips, besser geht es ja eh nicht!).

Alle Fathers ermutigen uns immer vehement alles zu probieren, mit Erfolg. Und das habe ich bisher auch (meistens) nicht bereut, denn das Essen ist unglaublich lecker. Das Curry, das Eis, Papaya, Guave, Dinge, von denen man den Namen nicht kennt…

Auch jetzt haben sie sehr süß und lustig versucht, mich zu überreden: „Ahh du kannst ruhig Fisch essen, der ist in Indien immer vegetarisch“ oder „wir werden es niemandem in Deutschland erzählen, probier!“. „Du isst zu wenig, du wirst verhungern (ist definitiv nicht der Fall)!“. Oder sie ziehen mich vergnügt auf mit „Du magst das Eis? Tja, das ist leider nicht vegetarisch.“

Schockiert waren die Fathers vor allem davon, dass ich kein Bier trinken wollte. „What? You’re German and you don’t drink beer?!“ Naja, irgendjemand muss ja die Stereotypen brechen…