Ich bin jetzt mittlerweile 2 Monate bei mir im Projekt – deshalb wird es langsam mal Zeit, über meine Arbeit in Indien berichten. Von diesem Alltag gibt es wöchentlich Abweichungen, damit mir auch nicht langweilig wird. Besonders am Wochenende ist jedes Mal etwas anderes.
Die Jungs in meinem Projekt
Ich arbeite hauptsächlich im Mulluvadigate mit den Jugendlichen aus dem Shelterhome.
In meinem Projekt haben die meisten Jungs, bevor sie nach Anbu Illam gekommen sind, als Straßenkinder gelebt. Dabei hat jeder seine ganz eigene Geschichte. Zum Teil lebt die ganze Familie auf der Straße oder die Eltern können sie nicht versorgen oder sie werden von den Eltern zum Betteln geschickt. Teilweise waren sie Kinderarbeiter oder Teile ihrer Familie sind gestorben. Meistens haben sie in dieser Zeit nicht oder nur kurz die Schule besucht. Einige waren zu der Zeit, als sie auf der Straße gelebt haben, Kleinkriminelle. Don Bosco Anbu Illam nimmt die Kinder auf, versorgt sie und gibt ihnen eine Bildungsmöglichkeit.
In der Früh
Wochentags stehe ich um 6:00 Uhr auf und ab 6:30 Uhr beginnt die Studytime für die Jungs aus dem Shelterhome im Mulluvadigate, welche um 7:30 Uhr endet. Die Salesianer haben von 6:45 Uhr bis 7:30 Uhr das Morgengebet, bei dem ich auch dabei bin. Für die Jungs gibt es ab 7:30 Uhr eine Messe auf Tamil. Manchmal ist die Messe auch nur für die Salesianer, dann aber auf Englisch. Um 8:00 Uhr essen die ersten Jugendlichen, welche die zehnte und zwölfte Klasse besuchen, ihr Frühstück und gehen anschließend in die Schule. Dort findet für sie eine „Specialclass“ vor Schulbeginn statt, weil in diesen Jahrgängen Abschlussprüfungen sind, auf die sie sich vorbereiten. Nachdem ich auch gefrühstückt habe, bringe ich mit dem Brother einen Teil der Jungs in zwei verschiedene Schulen. Der andere Teil geht selbstständig in ihre eigene Schule. Der Schulweg ist für mich immer wieder neu eine Herausforderung, weil es über die gefühlt meist befahrenste einspurige Straße in Salem geht, die direkt vor dem Mulluvadigate entlangläuft. Und um 9 Uhr in der Früh will jeder zur Arbeit kommen. Zum Glück hab ich erfahrene Inder an meiner Seite, die mir sagen, wenn man über die Straße gehen kann.
Am Vormittag
Zurück im Mulluvadigate steht mir momentan frei, was ich mache. Ich gehe aber normalerweise in das Receptionhome, wo die Kinder nicht in die Schule gehen. Vormittags haben diese auch eine Lernzeit, in der ich den Jungs helfe und Einzelunterricht gebe, da hier alle ein unterschiedliches Bildungsniveau haben und von der ersten bis zur zwölften Klasse fast alle hier vertreten sind. Es geht meist darum, Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen – sowohl in Tamil als auch auf Englisch.
Am Nachmittag
Nach dem Mittagessen nehme ich mir meistens Zeit für mich, weil ich sonst 7 Tage in der Woche was zu tun habe. Um 3 Uhr haben die Kinder aus der Receptionunit Gamestime, in der Fußball, Volleyball oder Kabadi (ähnlich wie Fangen) gespielt wird. Ähnlich verläuft auch die Gamestime für das Shelterhome, nachdem sie aus der Schule zurück sind. Ab 5 Uhr wird Volleyball und Fußball bis 5:45 Uhr gespielt. Anschließend waschen sich die Jungs und um 6 Uhr gibt es Tee oder Kaffee und Snacks.
Am Abend
Von 6:30 Uhr bis 8 Uhr ist Studytime oder auch anderes Lernprogramm wie zum Beispiel „Singing‑class“ oder modernen indischen Tanz, in dem einige ziemlich gut sind. In dieser Zeit lerne ich meistens Tamil.
Anschließend gibt es für eine Viertelstunde Nachrichten und danach Abendessen. Um 9 Uhr gibt es ein Abendgebet und das „Good Night“- ein kurzer Gedanken, den man den Jungs mitgeben will, wie es bei Don Bosco üblich ist. Einmal in der Woche erzähle ich auch ein „Good Night“.
Jetzt gibt es noch einmal eine Studytime. Um 10 Uhr gehen die Jugendlichen ins Bett. Sie schlafen hier auf einer dünnen Decke und Kopfkissen auf dem Boden. Für Betten gäbe es auch keinen Platz, um sie zu verstauen, da die Halle, in der sie schlafen, tagsüber anderweitig genutzt wird.
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