Es ist lange her, seit ich meinen letzten Blogeintrag geschrieben habe. Deshalb ist es Zeit, mal über verschiedene Ereignisse aus meinem Projekt zu berichten.

Allerheiligen

Allerheiligen und Allerseelen wurde bei mir im Projekt und unter den indischen Christen gefeiert. Dafür gibt es vom ersten bis zum sechsten November (Diwali) schulfrei. Besonders wurde Allerseelen gefeiert. Am Morgen gab es einen Gottesdienst, an dem wir besonders an die verstorbenen Eltern der Jungs gedacht haben. Von den 30 Jungs im Mulluvadigate waren das 20 Elternteile. Am Abend sind wir zu einer Messe auf dem Friedhof gegangen, wo auch noch einmal besonders an die Verstorbenen gedacht wurde. Normalerweise meiden die Leute hier den Friedhof, weil sie Angst vor den Geistern haben. Aber an diesem Tag werden die Gräber mit Blumen geschmückt und Räucherstäbchen darum gestellt.

Auf dem Friedhof in Salem

Vom 3. bis zum 6. ging es wegen der freien Tage für alle nach Adivaram. Die Kinder haben dort viel freie Zeit, in der sie sich selbst beschäftigen oder eine kleine Wanderung in Richtung Yercaud, einem Berg in der Nähe, unternehmen können.

Zwischendurch gibt es auf der Wanderung ein kleines Spiel

Diwali

Am 6. November war dann endlich Diwali – das Lichterfest. Bei einem kurzen Tanz zu indischer Musik wurde am Morgen auf den Essenssponsor gewartet. An Diwali wird von vielen Menschen etwas gesponsert, zum Beispiel auch neue Kleidung oder Feuerwerkskörper. Danach gab es ein Cricketspiel, bei dem wir viel Spaß hatten, für die Älteren und mehrere kleine Spiele für Jüngere.

Es spielen die Jungs aus Mulluvadi Gate gegen die Älteren von Adivaram

Am Nachmittag kam es zum traditionellen Ölbad mit Sesamöl. Es kühlt den Körper und im Hinduistischen Glauben reinigt es auch Seele und Geist. So schön eingeölt musste natürlich auch ein bisschen geposed werden. Anschließend wurde Fußball mit 40 Kindern in einem Team gespielt, was sehr chaotisch war, aber auch witzig. Danach wäscht man das Öl wieder ab. Am Abend gab es für alle Feuerwerksknaller und nach dem Tee noch einmal ein Leuchtfeuerwerk. Dafür hatten die Jungs extra eine Sicherheitseinweisung von „Child friendly city“ erhalten, da die Feuerwerkskörper nicht unsere Sicherheitsstandards haben. Die Zündschnur ist eine Schnur mit Schwarzpulver und brennt dementsprechend schnell. Es ist zum Glück nichts passiert! Die Jungs hatten dabei viel Spaß.

Beim Ölbad reiben sich die Jungs gegenseitig ein

Beim Ölbad kann ich die Tradition hautnah miterleben

Kurz vor dem Fußballspiel

Children‘s-day

Der weltweite Children’s-day wird am 14. November gefeiert. An diesem Tag veranstalten Schulen Wettbewerbe und Programme. Weil mein Projekt einen ganzen Tag Programm macht, wurde das von meinem Projekt geplante Programm auf den 24. November verlegt. Dazu wurden alle Kinderheime aus Salem eingeladen. Spontan wie die Inder sind, wurden erst zwei Wochen vorher die Planungszuständigkeiten verteilt. Am Tag zuvor haben wir alles aufgebaut und alle Sachspenden vor Ort gebracht. Am Tag selbst sind ca. 1800 Kinder gekommen! Es gab verschiedene Aufführungen auch zum Teil von Jungs aus dem Projekt. Sie haben einen Tanz aufgeführt. Es gab noch andere Tänze aus anderen Heimen und auch einen Bauchredner. Es waren verschiedene Gäste da. Unter anderem der „Collector“, die höchste politische Person im Salem Distrikt (Regierungsbezirk). Sie hat eine gute Rede für die Kinder gehalten, wie mir gesagt wurde, weil sie auf Tamil war. Es ging aber darum wie wichtig Kinderrechte sind. Am Vormittag gab es noch verschiedene Spielstationen, bei denen ich auch mitgeholfen habe. Bei meiner Station musste man kleine Bälle mit einen Strohhalm ansaugen und in einen Becher transportieren. Nach dem Mittagessen, wo Briani (Reisgericht) für alle gesponsert wurde, gab es die Muppet-Show als Puppentheater.

Die Halle ist bis zum Rand gefüllt

In Deutschland gibt es Apfelfischen und in Indien nimmt man Zwiebeln

Weihnachten

Während der Adventszeit war ich hauptsächlich mit dem Bau der Krippe beschäftigt, neben dem üblichen Alltag. Das bedeutet ich musste viel Papier schneiden und anderes basteln. Die Jungs hatten zu der Zeit allerdings Prüfungszeit, so dass sie sehr viel lernen mussten und wenig Zeit hatten. Nur drei Jungs, die in die Dropout School gehen, konnten mithelfen. Alles war unter der Leitung vom Brother, der dafür die Idee hatte. Ich hab hier nicht wirklich eine Weihnachtsstimmung erlebt, obwohl überall bunte Lichterketten leuchten, trotzdem war es eine schöne Zeit, sowie zuvor auch.

So sieht das Endprodukt aus

Am 22. Dezember hatten die Mitarbeiter eine eigene Weihnachtsfeier, bei der auch alle gewichtelt haben. Als typisches Geschenk wird ein neues Hemd für die Männer geschenkt und für Frauen muss man kreativer sein. Zur Weihnachtsfeier hat ein Father aus dem Projekt auch ein Video gemacht. Am gleichen Tag hatte Fr. Albert Geburtstag, war letzter Schultag und Prüfungstag vor den Ferien. Deshalb gab es natürlich noch eine Geburtstagsfeier und eine vorgezogene Weihnachtsfeier für diejenigen unter den Kindern, welche die Ferien bei Familie oder Verwandten verbringen können. Es wurde eine Geburtstagsmesse gefeiert mit anschließendem Tanz und Geburtstagslied-Aufführungen. Danach kam der Auftritt des „Christmas-tata“ (Weihnachtsmann), welcher verrückte Geschenke verteilt hat.

Ein Schuh auf einem Brett oder eine neue Klobürste für einen Jungen

Father Albert schneidet seinen Geburtstagskuchen an.

Weihnachten in Adivaram

Für die Ferien ging es wie üblich nach Adivaram, wo von 100 Kindern noch 50 da geblieben sind, da ihre Familiensituation einen Familienbesuch nicht zulässt. Am 24. Dezember feierten wir um 23:30 Uhr eine Christmette mit anschließendem Geburtstagskuchen-Essen, weil Heilig Abend schließlich der Geburtstag von Jesus ist. Die Jungs haben alle ein paar neue Kleider bekommen, welche gespendet wurden.

Der Geburtstagskuchen wird angeschnitten

Neben all den großen Ereignissen ist mein Alltag immer noch der gleiche geblieben. Mir ist vor kurzem erst mal wieder bewusst geworden, wie selbstverständlich ich mit der Hand esse und wie sehr ich mich schon an die Kultur angepasst habe. Danke an alle, die mich in meinen Freiwilligendienst unterstützen. Ich hoffe, dass ich den nächsten Blog früher fertig bekomme.

Viele Grüße aus Salem