Mittlerweile ist es Halbzeit in meinem Freiwilligendienst und das bedeutet, dass es Zeit für mein Zwischenseminar in Benin war. Das findet für alle Weltwärts-Freiwilligendienst im Februar statt. Es soll die Möglichkeit geben, sich über das Erlebte auszutauschen, eine Auszeit zu haben und Kraft für die zweite Hälfte zu sammeln. Für die Don Bosco-Volontäre ging es dieses Jahr nach Benin, was mich und Elisa sehr gefreut hat, da wir einmal von Ostafrika nach Westafrika reisen durften. Don Bosco hat dieses Jahr nur sechs Volontärinnen in Afrika, zwei in Kamerun, zwei in Benin und Elisa und mich in Elisa. Deshalb besuchten wir das Seminar einer anderen Organisation. Diese heißt „Kinderhilfe Westafrika“.

Elisa und ich sind bereits am 08.02. nach Kigali gefahren, da wir am nächsten Morgen schon früh den Flieger nehmen mussten. Nach sechs Stunden Flugzeit, inklusive einer Zwischenlandung in Gabun, waren wir dann am frühen Nachmittag da und haben auf Amélie und Helena aus Kamerun gewartet. Gemeinsam wurden wir dann von den Veranstaltern des Seminars abgeholt und sind mit einem Bus nach Porto Novo, der Hauptstadt, gefahren. Dort hat „Kinderhilfe Westafrika“ ein Ausbildungszentrum für Näherinnen und Frisösen aufgebaut, in welchem auch eine Volontärin arbeitet. Dort konnten wir essen und die Nacht verbringen. Am nächsten Morgen ging es dann weiter in eine Unterkunft in Dassa-Zoumé, dem Ort, wo das Seminar stattfand. Nach und nach trudelten dann die anderen Freiwilligen ein. Sie kamen mit einer Ausnahme alle aus Benin. Das Seminar ging bis zum 14.02. Wir sprachen über die verschiedensten Sachen: zum Beispiel über die Auslebung von Religion, den Umgang und die Arbeit mit Kindern, wie man Projekte aufbaut, den Umgang mit Leid und weitere Themen die uns bedrückten, wie Gewalt an Kindern oder Sexualisierung. Zudem hatten alle die Möglichkeit, detailliert ihr Projekt vorzustellen und über High- und Lowlights zu berichten. Es war wirklich sehr schön, sich mit den anderen Volontären auszutauschen, da man häufig ähnliche Sachen erlebt hat und auch ähnliche Probleme hat. Das Highlight war aber der Ausflug. In einer Moto-Karawane sind wir zu einem riesigen Felsen gefahren, den wir bestiegen haben. Von dort aus hatten wir eine wunderschöne Aussicht über Dassa. Die Natur unterscheidet sich wirklich sehr von der in Ruanda. Es ist um einiges trockener und lange nicht so grün und bergig wie in Ruanda. In Benin ist nämlich viel Savanne. 

Oben auf dem Felsen angekommen

Nach dem Seminar hatten wir noch fast eine Woche zum Reisen Zeit. Die ersten vier Tage hatten Amélie, Helena, Elisa und ich einen Guide gebucht. Den Kontakt hatten wir über die Benin-Freiwilligen bekommen. Der Guide hat mit einer ehemaligen Freiwilligen eine Organisation aufgebaut. In verschiedenen Dörfern im Norden Benins baut er zum Beispiel „Chateaux d‘eau“ also übersetzt „Wasserschlösser“, die die Dörfer mit Wasser versorgen, oder organisiert Fußballspiele zwischen den Schulen der Dörfer, damit ein Austausch stattfindet. Gemeinsam mit ihm besuchten wir verschiedene Dörfer und Schulen im Norden Benins, welche abseits der großen Städten liegen, in denen er aktiv ist. So lernten wir viel über die beninische Kultur und Traditionen, was wirklich sehr interessant war. Außerdem waren wir in Wasserfällen schwimmen und haben ganz viel von der beninischen Küche probiert, die wirklich super lecker ist. 

Im ersten Dorf sollten wir einen heiligen Baobab-Baum (Affenbrotbaum) umarmen.
Im zweiten Dorf sollten wir uns dann in einen Baobab-Baum reinstellen. Links sieht man jeweils die traditionellen Häusee

Die letzten beiden Tage verbrachten wir in Cotonou, der größten Stadt Benins, in der der Flughafen ist und die direkt am Meer liegt. Ich muss sagen, ich habe mich schon sehr gefreut, dass wir dort ein Apartment mit fließenden Wasser und einer richtigen Toilette hatten, was vorher nicht immer der Fall war. Am ersten Tag fuhren wir morgens ganz früh zum Dantokpa Market, einer der größten Märkte Westafrikas. Leider hatten wir nicht daran gedacht, dass es ja Sonntag war und dass darum ein Großteil der Stände geschlossen war, da die Besitzer in der Kirche waren. Darum war uns klar, dass wir am nächsten Tag wiederkommen wollten. Einen Baumwollstoff fand ich trotzdem. Nachmittags sind wir dann nach Ganvier gefahren. Ganvier befindet sich außerhalb Cotonous auf dem Wasser. Es leben dort 40.000 Menschen, die in Häusern auf Holzstelzen wohnen. Als Fortbewegungsmittel werden kleine Boote verwendet, sogar der Markt befindet sich auf Booten. Wir haben aus unserem Boot von einem anderen Boot „Beniers“, beninische kleinere Amandazi, gekauft. Die Frau hatte auf dem Holzboot ein Feuer gemacht und darauf in einer Schüssel die Teigbällchen frittiert. In Ganvier gibt es alles, was man braucht, halt nur auf dem Wasser oder auf Miniinseln: Schulen, eine Kirche, eine Moschee, Restaurants, Bars, Hotels und sogar einen MTN-Stand. MTN ist ein großer Telefonanbieter in Afrika. Gefühlt alle fünf Meter sieht man MTN-Stände an der Straße, an denen man sein Guthaben aufladen kann. Ich fand es sehr beeindruckend, durch den Ort zu fahren. Kriminalität gibt es dort übrigens überhaupt nicht und da so gut wie alle, die dort leben, auch dort aufwachsen und von klein auf schwimmen lernen, ertrinkt auch so gut wie nie jemand. Montag ging es dann vormittags für uns zum Reiten. Wir hatten von anderen Freiwilligen erfahren, dass man Strandausritte machen kann. Das hat wirklich sehr viel Spaß gemacht. In Ruanda habe ich noch nie ein Pferd gesehen. Danach ging es zu einem anderen Strandabschnitt, um schwimmen zu gehen. Das ist aufgrund der Strömung nur an einigen bestimmten Stellen erlaubt. Anschließend sind wir nochmal zum Markt gefahren. Diesmal war es wirklich eine ganz andere Erfahrung. Überall waren Stände und Menschen, zum Teil auch Stände auf Köpfen von Menschen. Zuerst besuchten wir wieder die Stoffabteilung. Darauf hatte ich mich besonders gefreut, weshalb ich am Vortag besonders traurig war, dass nur so wenig offen hatte. Diesmal wurde ich aber nicht enttäuscht und habe direkt zwei weitere bunte Stoffe mitgenommen, aus welchen ich mir in Ruanda Röcke nähen lassen werde. Danach ging es zu den Lebensmitteln. Die waren so wie die Stoffe sehr vielfältig, bunt und geruchsintensiv. Das meiste hatte ich vorher noch nie gesehen. Wir haben einige Sachen gekauft, die wir dann für ein Picknick auf der Dachterrasse von anderen Volontären mitgebracht haben, die wir beim Seminar kennengelernt hatten. Gemeinsam haben wir dort den letzten Abend verbracht. Gerade sitze ich im Flieger zurück.   

In Ganvier
Eine Statue vom ehemaligen König Ganviers
Beim Reiten
Auf dem Markt und wie wir versuchen, das Wasser auf die afrikanische Art zu tragen
Das Picknick auf der Dachterasse

Hier ein paar Sachen, die mir aufgefallen sind, in welchen sich Benin und Ruanda unterscheiden:

  1. In Benin ist es sehr viel trockener, zumindest jetzt während der Trockenzeit.
  2. Benin ist viel flacher. Jedoch seht man öfter mal riesige Steinfelsen/Berge aus Stein.
  3. Es tragen in Benin so gut wie alle Menschen geschneiderte Kleidung aus bunten traditionellen Stoffen. In Ruanda tragen dies die Frauen und Männer eher weniger beziehungsweise zu wichtigen Anlässen.
  4. Es gibt viel mehr große Eidechsen in Benin, die sich sonnen und Liegestütze machen.
  5. In Ruanda ist Fanta DAS Softgetränk und in Benin „Youki“.
  6. In Benin gibt es viel mehr warmes Streetfood wie Reis, Nudeln, Couscous oder Pâte (Brei aus zum Beispiel Maismehl und Wasser), aber auch belegte Baguettes.
  7. Das Essen ist in Benin schon vorher scharf gewürzt und man muss es nicht wie in Ruanda selber machen.
  8. In Ruanda werden viel mehr Bohnen gegessen. Wir essen sie zweimal täglich. (Auf die freue ich mich schon sehr!)
  9. Ruanda ist um einiges sauberer.
  10. In Ruanda darf man nur alleine aufs Moto-Taxi und es besteht Helmpflicht. In Benin darf man theoretisch auch nur alleine fahren, die Motofahrer nehmen aber trotzdem auch zwei Personen und zusätzlich auch noch zwei bis drei Gepäckstücke mit. Helme tragen nur die Fahrer. 
  11. In Ruanda sind die Temperaturen sehr angenehm. Im Moment haben wir Höchsttemperaturen von ca. 25 Grad Celsius. In Benin jedoch waren es meist über 40 Grad warm und dazu war die Luftfeuchtigkeit besonders am Meer sehr hoch, sodass man gar nicht mehr aufgehört hat zu schwitzen. Zu allem Überfluss war dann noch öfter Stromausfall oder nur begrenzt Strom oder Steckdosen verfügbar, sodass die Ventilatoren nachts meist nicht funktioniert haben. 
Beim Motofahren

Das ist es nun mit meinem Beitrag über Benin. Auch wenn die Reise sehr schön war, freue ich mich auf Ruanda (insbesondere wegen der Temperaturen). Bis zum nächsten Mal!