Noheli nziza! Kathi allein in Ruanda

Erstmal „Frohe Weihnachten“ oder „Noheli nziza“ wie man auf Kinyarwanda sagt. Denn in diesem Blogartikel soll es um meine Weihnachtszeit in Ruanda gehen.

Ehrlich gesagt spürte ich von Weihnachten bis zum 24.12. nicht so viel. Das einzige, was auf die Adventszeit hingewiesen hat, waren die vier Kerzen in der Kirche. Elisa und ich versuchten uns trotzdem unsere eigene Weihnachtsstimmung zu kreieren. Zum einen machten wir für den jeweils anderen einen Adventskalender mit Türchen für die vier Adventssonntage und zum anderen wollten wir unbedingt Plätzchen backen und dabei Weihnachtsmusik hören. Also fuhren wir eine Woche vor Weihnachten zum Markt, um alle nötigen Zutaten einzukaufen. Das war auch gar kein Problem, auch Puderzucker, Vanillezucker und Erdbeermarmelade kriegt man, nur nach gemahlenen Mandeln haben wir vergeblich gesucht. Also mussten die Vanillekipferl ohne diese auskommen. Sie haben zwar nicht mehr nach Vanillekipferl geschmeckt, waren aber trotzdem sehr lecker. Sonst gab es noch Marmeladenplätzchen und bei unserer zweien Backaktion ein paar Tage später buken wir normale Ausstechplätzchen, die wir mit Zuckerguss verzierten. Von denen machten wir ein paar mehr, damit wir sie auch noch an die Angestellten und die Internatsschüler verteilen konnten. Das war unser Weihnachts- und Abschiedsgeschenk an sie, denn am Freitag vor Weihnachten kehrten sie für die Ferien nach Hause zurück. Die beiden Wochen vor den Ferien waren für alle Schüler in Ruanda jeden Tag Examen angesetzt. Das erste Trimester war hiermit beendet.

Ein paar von unseren Plätzchen

Am 21.12 bekam Elisa dann leider die Nachricht, dass ein Familienmitglied sehr krank ist. Damit sie sich noch verabschieden kann, beschloss Elisa, so schnell wie möglich nach Hause zu fliegen. Noch am selben Abend buchte sie einen Flug und am 22.12. fuhren wir um 6 Uhr morgens mit unserem Direktor nach Kigali. Dort angekommen, besuchten wir nochmal unser Stammcafé und den „Kimironko Market“, damit Elisa schonmal alle Mitbringsel mit nach Deutschland nehmen konnte und sie im August mehr Platz im Koffer hat. Denn natürlich kommt sie in ca drei Wochen zurück nach Ruanda. Der Flieger ging um 23 Uhr. Wir wollten nach dem Abendessen das Taxi nehmen. Unglücklicherweise war der Taxifahrer zu spät und dann standen wir noch im Stau, so dass wir viel zu spät am Flughafen waren. Und dann mussten wir alle noch durch eine Sicherheitskontrolle, bevor wir das Gelände betreten durften. Also auch ich und der Taxifahrer, obwohl wir nicht geflogen sind. Es wurde auch das ganze Taxi durchsucht und der Koffer von einem Drogenhund abgeschnüffelt. Um 21.40 Uhr waren wir dann durch, nur leider hatte der Check-in um 21.30 Uhr geschlossen. Irgendwie haben wir dann die Security überredet, Elisa noch reinzulassen, aber ich musste draußen bleiben, weshalb es ein kurzer Abschied wurde.

Nun war ich also alleine in Ruanda. Ich habe mich ein wenig gefühlt wie Kevin allein in New York, als ich vom Flughafen zurückgelaufen bin. Kigali in der Dunkelheit war wunderschön. Die Straßen, Bäume und Gebäude waren mit Lichterketten geschmückt und am Convention-Center stand ein Tannenbaum, Geschenke und Weihnachtsgrüße aus Lichterketten gebaut. Die Nacht verbrachte ich in Kigali und am nächsten Morgen ging es dann zurück nach Rango.

Weihnachtsbeleuchtung in Kigali

Auch am 24.12. spürte ich erst noch nichts von Weihnachten. Es war ein ganz normaler Sonntag bis auf darauf, dass ich die Sonntagsmesse dankend abgelehnt habe, als ich darauf hingewiesen wurde, dass diese ganz normal stattfinde. Es waren zudem fast 30 Grad und strahlend blauer Himmel. Das bin ich aus Deutschland nun wirklich nicht an Weihnachten gewöhnt. Ich war joggen, wusch gemeinsam mit Fairus, einem Jungen, der auf unserem Campus wohnt, unsere Wäsche und wir besuchten zwei bekannte Familien von ihm. Dann gab es wie gewöhnlich den Sonntagsaperitif. Nachmittags kam ich dann doch noch ein wenig in Weihnachtsstimmung. Fairus und ich dekorierten gemeinsam die Kapelle und bauten die Krippe auf. Danach ging es um 17.00 Uhr zur Messe. Naja für uns war es eher 17.20 Uhr, aber das war nicht schlimm, denn die Pères kamen erst um 17.40 Uhr. Ich war froh, dass ich noch einen der letzten Plätze ergattert hatte, denn die Kirche war brechend voll. Es gab sogar Ordner, die die Sitzplätze zugeordnet haben. Die Messe ging etwa bis 20.30 Uhr. Es war jedoch keine gewöhnliche Weihnachtsmesse, wie man sie aus Deutschland gewöhnt ist. Hauptsächlich bestand sie aus etwa 20 Taufen, 40 Firmungen und zwei Hochzeiten. Es wurden auch nur zwei Weihnachtslieder gesungen. Eines davon war „Engel auf den Feldern singen“, welches wir die letzten Wochen fleißig im Kinyarwanda-Unterricht geübt hatten. Es war ein großes Kommen und Gehen. Die ganze Zeit sind die Menschen aufgestanden, aus der Kirche gegangen und nach ein paar Minuten wiedergekommen. Ich konnte dies leider nicht tun, auch wenn ich echt nicht mehr sitzen konnte, weil ich wusste, dass hinterher von den Pères Kommentare gemacht worden wäre. Als einzige Weiße in der Kirche, fällt man nunmal auf. Zum Glück saßen einige Kinder nehmen mir, die mich ganz gut unterhalten haben. Nach der Messe haben dann alle „Noheli nziza“ gewünscht. Rango war nun auch mit einigen Lichterketten dekoriert.

Die Krippe

Ich bin dann direkt zum Essensraum gegangen. Ich war ganz erstaunt, dort einen Weihnachtsbaum vorzufinden. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Ich muss sagen, er ist wirklich nicht schön, aber es geht ums Prinzip. Nun war ich wirklich in Weihnachtsstimmung. Es gab noch einen Weihnachtsaperitif und dann Abendessen. Das war nicht wirklich besonders oder anders als sonst. Es gab wie fast immer Reis, Bohnen, Gemüse, Soße und etwas Fleisch.

Unser schöner Weihnachtsbaum

Am 25.12 war dann für die Menschen hier richtig Weihnachten. Begonnen hat der Tag, wie auch sonst, mit einer Messe um 10.30 Uhr. Ich war 15 min zu spät und diesmal hatte die Messe wirklich schon angefangen und ich habe keinen Platz mehr bekommen. Es waren wieder Ordner da. Auch an diesem Tag gab es wieder Taufen. Und zwar nicht nur 20. Nein. Mindestens 100. Also wirklich. Darum dauerte die Messe auch wieder gut drei Stunden. Nach dem Mittagessen buk ich einen Kuchen für den Abend. Ernest, der Koch, hatte mich darum gebeten. Ich weiß nicht, ob ich es schonmal erwähnt habe, aber Fanta ist hier wirklich DAS Getränk. Es gibt aber nicht wie in Deutschland hauptsächlich Orange als Sorte, sondern auch noch Citron, Pineapple oder irgendwas lila-schwarzes. Letztere schmeckt wirklich nicht gut. Die Sorte „Orange“ ist hier auch wirklich ganz künstlich orange und nicht gelb. Also mischte ich Orange und Citron und fabrizierte zwei Kuchen, welche ich noch mit Zuckerguss verzierte.

Beim Kuchenbacken

Am Abend kamen dann die Novizen und die Pères vom Noviziat für eine Weihnachtsfeier vorbei. Natürlich begann diese mit einem Aperitif. Weiter ging es mit dem Essen. Es gab wieder Reis, Bohnen, Dodo (sieht aus wie Grühnkohl), Soße, Pâte (eine Art Brei aus Maniokbrei), Salat, Fleisch und frittierte Kartoffeln. Zum Nachtisch stellte ich dann meinen Kuchen auf den Tisch. Beim Essen wurden Weihnachtslieder über eine Box abgespielt. Nach dem Essen wurden die Novizen dann selber aktiv und sangen Weihnachtslieder vor, als Solo so wie als Chor. Als „Stille Nacht“ auf Englisch vorgesungen wurde, wurde ich gezwungen dies auf Deutsch zu tun. Da ich aber nun wirklich kein Gesangstalent bin und ich nicht alleine vor 20 Menschen vorsingen wollte, haben Père Danko, ein 83-jähriger kroatischer Priester, der auch ganz gut deutsch kann, und der Direktor versucht mich zu unterstützen. Die Betonung liegt auf „versucht“, denn der eine kam aufgrund seines Alters nicht mit dem Tempo mit und der andere kann nunmal kein Deutsch und hat deshalb viermal hintereinander die erste Strophe gesungen, ohne es zu merken. Es wurde noch ein Gedicht vorgetragen, etwas gequatscht und der Direktor hat noch eine kurze Rede gehalten. Dann war der Abend auch schon vorbei.

Die Novizen beim Singen

Der 26.12. war wieder ein ganz normaler Tag. Aber eigentlich waren das auch die Tage davor. Selbst am 24. abends und am 25. haben Leute ihre Ware am Straßenrand verkauft. Ich sah einige Sternsinger in Rango rumlaufen gesehen. Leider war ich nicht dabei, als sie zu uns kamen. Zusammen mit Jean-Paul, einem auszubildenen Père, plante ich außerdem, eine kleine Weihnachtsfeier für die Straßenkinder am nächsten Tag zu machen. Meinem absoluten Highlight.

Am 27.12. ging ich gemeinsam mit der Schulköchin Mutesi um 7.30 Uhr nach Rango auf den Markt und in einige Geschäfte. Wir kauften mehrere Kilo Reis, Bohnen, Kohl, Tomaten, Zwiebeln, Salz, Öl und Seife ein. Um etwa 9 Uhr waren wir dann zurück und hatten alle Sachen ausgepackt. Ca eine halbe Stunde später kamen die ersten Kinder. Nur hatte das Wetter mir und Jean-Paul einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn es regnete durchgehend. Eigentlich hatten wir ein kleines Fußballturnier geplant, doch das musste nun leider ausfallen. Die Kinder haben trotzdem Fußball und Volleyball gespielt. Ich bin dann mit Jean-Paul nochmal los. Am Campus kam eine Frau mit einem Korb voller Avocados vorbei, die wir gekauft haben, und dann sind wir zum Metzger gegangen. Denn weil Weihnachten war, sollte es ein besonderes Essen geben. Normalerweise essen die Kinder kein Fleisch, weil es einfach zu teuer ist. Manche haben wohlmöglich das ganze letzte Jahr kein Fleisch gegessen. Wir kauften insgesamt 4 kg. Dabei wurde mir gesagt „Quantität vor Qualität bei den Kindern“. Deshalb nahmen wir die Reste, die noch von der Kuh übrig waren. Dabei war auch Pansen, Niere und Leber. Auf dem Rückweg sammelten wir noch ein paar Kinder ein. Zurück auf dem Campus hatte Mutesi schon mit einigen älteren Kindern angefangen zu kochen. Ich sollte auch mithelfen und mich mit ihr um das Fleisch kümmern, was ehrlich gesagt als Vegetarierin seit vielen Jahren nicht meine Lieblingsaufgabe ist. Ich habe es trotzdem gemacht. Erst schnitten Mutesi und ich alles klein und dann kochten wir es in einer Brühe. Danach brieten wir es an und löschten es mit einer Tomatensoße ab. Während die letzten Vorbereitungen liefen, versammelten sich alle Kinder und Père Danko kam, um eine kleine Rede zu halten, in welcher er erklärte, um was es an Weihnachten geht. Außerdem hatte er eine Kreuzkette und einen Stift für jedes Kind dabei. Danach gab es Essen. Jedes Kind bekam eine große Portion Reis, Bohnen und Kohl, etwas Fleisch, eine halbe Avocado und eine Flasche Fanta. Als alle aufgegessen hatten, wurde der Abwasch getätigt und aufgeräumt. Dabei halfen alle mit. Um 15 Uhr etwa waren wir dann etwa mit allem fertig. Es war sehr anstrengend, aber auch sehr schön. Insgesamt kochten wir für etwa 30 Kinder und Jugendliche. Es waren sehr junge Kinder dabei, aber auch ein paar ältere. Sie haben sich sehr gefreut und waren sehr dankbar!

So, das war es mit meinem Beitrag über die Weihnachtszeit. Ich hoffe, er hat euch gefallen. Auch wenn mein Weihnachten anders als erwartet war, war es trotzdem sehr schön und ich bin sehr dankabar, es hier in Ruanda miterleben zu dürfen. Momentan befinde ich mich mit anderen Freiwilligen in Gisenyi am Lake Kivu. Dort werde ich auch Silvester verbringen. Aber darüber geht es dann ein anderes Mal…

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  1. Hallo Kathi,
    vielen Dank für die herrlichen Eindrücke.
    Weihnachten und Sylvester sind Feste, die sich komisch anfühlen, diese nicht in Fett gewohnten Umgebung zu feiern. Aber auch interessant.
    Eine gute Zeit weiterhin!
    Nick

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