Bolivi...jaa!!

Mein Freiwilligendienst in Santa Cruz – Bolivien

Rote Hosen bedeutet: Es ist mal wieder SAMSTAG!!

„Uno, dos, tres y vamos! Salta!“ Mit jeweils einem Kind in den Händen nehme ich Anlauf und springe mit einem lauten Platscher ins Wasser. Kaum bin ich wieder aufgetaucht, hängen sich die Nächsten an meine Schulter und ziehen mich unter Wasser. Genauso wie der Rest der Kinder genieße ich das Gefühl von Schwerelosigkeit und die Abkühlung im blauen Nass. Und das bedeutet:

HEUTE IST SAMSTAG!!

Aber mal ganz von vorne.

Da Samstag der einzige Tag für mich ist an dem ich erst ab 14 Uhr arbeiten muss, genieße ich die freie Zeit davor. Das heißt ich versuche auszuschlafen (was gar nicht mal so leicht ist, wenn man sonst jeden Tag um 6.30 Uhr aufsteht und ein Hupkonzert auf der voll befahrenen Straße neben seinem Haus stattfindet), mache mir ein leckeres Frühstück und räume unser Zimmer auf. Kurz bevor die Uhr 14 Uhr zeigt, schlüpfe ich in meine Schwimmkleidung und mache mich mit meinen Mitvolontären (Flori, Antonia & Theresa) auf den Weg ins Hogar…

Dort angekommen, werden wir von Kindern umringt, die voller Aufregung fragen, ob heute Schwimmen auch wirklich stattfindet. Für die meisten der Kinder ist der Samstag aufgrund des Piscinas und der darauf folgenden freien Zeit das Highlight der Woche. Wenn dieses also nun aufgrund schlechten Wetters ausfällt, sind sie meistens sehr enttäuscht und man kann nicht mehr so viel mit ihnen anfangen außer einen Film zu schauen. Da jedoch meistens ganz schönes Wetter hier in Bolivien ist, ist meine Aufgabe zu Beginn der Schicht die roten Schwimmhosen an die Jungs zu verteilen und aufzupassen, dass jeder seine Kleidung ordentlich in den Schrank einordnet. Danach stellen sich alle der Reihe nach auf und ab geht’s zum Piscina!!

Dort treffen wir auf andere Kinder der verschiedenen Don Bosco Einrichtungen. Insgesamt wird das Schwimmbad 3 Hogars zur Verfügung gestellt (dem Hogar DB, Mano Amiga & Patio). Bevor unsere kleinen Jungs ins Wasser dürfen, müssen sie sich den Eintritt jedoch erstmal spielerisch erkämpfen. Jeder von ihnen muss sich entweder mit einem Volontär oder Hermano Mayores (= das sind ältere Jungs aus dem Hogar, die am Wochenende für die kleineren Jungs zuständig sind) mit Schere-Stein-Papier batteln. Wenn der Kleine gewinnt, darf er mit viel Anlauf und lautem Geschrei ins Wasser springen. Wenn ich bzw. ein Hermano Mayor gewinnt, muss er sich erneut hinten anstellen und sein Glück versuchen.

Große Aufregung bei den Chicos!!

KLEIN gegen GROß: Wer gewinnt da wohl?!

Danach beobachte ich noch kurz für ca. 5 Minuten die überglücklichen Jungs, bevor  auch ich von ihnen lachend mit ins Wasser hineingezogen werde. Nun können sie für eine Stunde machen was sie wollen. Auf Platz eins der angesagtesten Wasserspiele der Chicos sind Kämpfe auf den Rücken der Älteren (also meistens müssen wir Volontäre herhalten). Wer sich als letztes noch über Wasser hält, hat gewonnen. Da ich oftmals nach guten 20 Minuten den Kämpfen entfliehe, geselle ich mich danach zu den eher Ruhigeren, wo genau das gegenteilige Spiel sehr beliebt ist. Wer hält es am längsten unter Wasser aus?!

-> Hier ein paar Schnappschüsse aus dem Schwimmbad (dt. Piscina)

Kurz vor 16 Uhr gehen alle ein wenig widerwillig zurück ins Hogar um sich dort für den nächsten Teil des Tages umzuziehen. Dieser beginnt zunächst einmal mit der Merienda (= ein kleiner Snack, den es jeden Tag zweimal gegen 10 Uhr und 16 Uhr gibt), um danach mit frischer Energie in die Aktivitäten zu starten. Diese planen die Hermano Mayores und wir Volontäre gemeinsam. Meistens spielen wir Ballspiele (Fußball, Brennball, Völkerball), bringen ihnen neue Gemeinschaftsspiele bei oder haben Zeit für größere Aktivitäten. Ende November haben wir uns beispielsweise gemeinsam mit den Jungs auf die Weihnachtszeit vorbereitet und Plätzchen gebacken. Alle waren fleißig dabei den Teig so dünn wie möglich auszurollen, um danach so viel wie möglich mit Stern-, Weihnachtsbaum- oder Herzformen auszustechen. Auch wenn für mich bei 30 Grad nicht ganz so die Weihnachtsstimmung aufkommen ist, hat es den Jungs viel Spaß gemacht und sie konnten sich auf einen Nachtisch am Abend freuen.

Nach den Aktivitäten springen die Jungs unter die Dusche, neue Kleidung wird ausgeteilt und um 18:45 Uhr treffen sich alle zum Abendessen. Gemütlich endet der Abend mit einem Film und dem „Gute-Nacht-Sagen“ jeden einzelnen Kindes. Dies ist für mich sehr wichtig, da ich mit jedem Kind an seinem Bett nochmal kurz Zeit verbringen und auf ihn persönlich eingehen kann. Entweder backe ich auf Rücken Pizza, sage wie bolivianische Namen auf Deutsch ausgesprochen werden oder halte eine kleine Oracion (=Gebet). Nachdem alle Lichter aus sind, machen auch wir uns auf den Heimweg ins Volontärs-Haus.

Aufgrund des Piscinas und den darauf folgenden Aktivitäten die wir als Volontäre frei gestalten können, ist der Samstag zu einer meiner liebsten Wochentage geworden. Ich lerne die Jungs dadurch noch besser kennen und kann eine bessere Verbindung zu ihnen aufbauen.

HASTA LUEGO!!

Eure Johanna

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  1. Christian

    Fantastico! Freue mich für Dich, dass Du diese erlebnisreichen Samstage hast. Wünsche Dir noch ganz viele davon!
    LG Dein Vater

  2. Cäcilia Sievers

    Liebe Johanna,
    Heute ist Samstag! Total schön, dass ich jetzt weiß wie dein Tag aller Wahrscheinlichkeit nach aussehen wird. Sehr anschaulich geschrieben! Hab einen wunderbaren Tag meine Liebe 🙂

  3. Bernadett Sievers

    Liebe Johanna,
    Wahrend du im schwinningpool plantscht, frieren wir im nassen Deutschland. Wir sitzen gerade zusammen, trinken tee und vermissen dich. Wir drucken dich ganz doll und schicken dir liebste Weihnachtsgruesse.
    Deine Family

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