Bolivi...jaa!!

Mein Freiwilligendienst in Santa Cruz – Bolivien

Campamento – San Carlos 2019

Hurra, hurra ist Ferienzeit
der Schulalltag ist weit
kann schlafen, wandern, schwimmen gehn
wie ist das Ferienleben schön

Brauch keine Hausaufgaben machen
kann singen, toben, fröhlich lachen
Genießen will ich jeden Tag
wie ich die Ferienzeit doch mag

Genau das hieß es für uns vor zwei Wochen: FERIEN!! Und wie es hier im Hogar Brauch ist, ging es für die Jungs eine Woche lang ins Campamento. Campamento (dt. (Zelt)Lager) bedeutet, raus aus dem stressigen Schulalltag im großen Santa Cruz und rein in das Vergnügen im kleinen Dorf San Carlos. Und gleich am ersten Ferientag dem 1. Juli, ging es mit 42 aufgeregten Jungs, der dazugehörigen Kleidung, einer halben Küche, 30 Matratzen, Proviant für eine ganze Woche und Material für das gesamte Freizeitprogramm los.

Immer schon Wochen vorher sind alle Jungs voller Aufregung und fragen, was wir uns Volontäre denn alles fürs Programm ausgedacht haben. Für einen Jungen ist es wichtig, dass wir Pizza machen, für den anderen die Schnitzeljagd, und wieder ein andere möchte unbedingt einen Ausflug an den Fluss machen. So viele Jungs und so viele Wünsche.Während der Schulzeit ist für das Ausleben dieser Bedürfnisse und Hobbys der Jungs keine Zeit. Außerdem ist es für insgesamt vier Educatoren und vier Volontären zwischen dem ganzen Schulstress fast nicht möglich bei ca. 60 Jungs auf jeden Einzelnen genau einzugehen. Aus diesem Grund ist uns das Programm im Campamento umso wichtiger. Es ist endlich mal Zeit für individuelle Spiele, Bastel- und Backaktionen. Die Kinder können selber mal bestimmen auf was sie Lust haben, ihren Bedürfnissen nachgehen und neue Dinge kennenlernen. Und diese Momente, die ich mit den Jungs teilen darf, machen für mich das Jahr besonders. Die schönsten Momente im Campamento könnt ihr hier lesen:

  1. Jose David der KOCH
    Da sich für das Campamento keine Köchin gefunden hat, hieß es für uns eine Woche lang für ca. 65 Personen selber Kochen. Der zuvor aufgestellte Essensplan bestand aus typischen bolivianischen Gerichten wie „Pollo mit Reis“, „Bohnen mit Reis“ oder „Fideo“ (=eine Art Nudeleintopf). Also hieß es für uns jeden zweiten Tag, ab in die Küche und Gemüse klein schneiden. Für reichliche Unterstützung sorgten die Jungs. Egal was gemacht werden musste, die Jungs waren für alles zu begeistern. So auch Jose David. Jedes mal wenn wir mit Kochen dran waren, stand er auch mit in der Küche. Seine Aufgabe am Dienstag: Aji (=eine pikante Sauce die hier zu jeder Mahlzeit in jedem Restaurant dazugestellt wird). Nachdem Roxana ihm ausgiebig erklärt hat, was er zu tun hat, legte er los und hielt am Ende strahlend seine fertige Sauce mir vor die Nase. Ich probiere und teile mit ihm seine Freude. Die anderen Male war seine Aufgabe natürlich immer das Aji, welches er voller Stolz während dem Essen ausgeteilt hat.

  2. Natanael der STERNENZÄHLER
    “ Wow so viele Sterne habe ich ja noch nie gesehen!!“ Staunend liegt Natanael unter dem klaren Nachthimmel. Ich neben ihm. In Santa Cruz sieht man meistens nur den (für mich umgedrehten) Mond und Wolken die in orangenes Licht getaucht sind. Sterne sind da aufgrund des Stadtdunstes eher selten zu sehen. Aus diesem Grund legten wir uns gleich am ersten Abend nebeneinander auf die Wiese, bestaunten die endlose Weite des Universums und suchten den großen Waagen. Einfach ein bisschen abseits vom Trubel der restlichen 41 Jungs sein und erzählen. Auf den einzelnen Jungen mal eingehen. Das genieße nicht nur ich, sondern auch Natanael der mich die nächsten Abende immer wieder fragte ob wir wieder Sterne zählen gehen.

  3. Juan Daniel der ENGLISCH SCHÜLER
    „Que color tiene mi polera?“ – „Red?“
    „Que color tiene tu pantalon?“ – „Blue?“
    „Que significa el color amarillo en ingles?“ – „Mhh…yellow?“
    Ich juble auf und gebe Juan Daniel ein High-Five. Jetzt hat er sie endlich drauf. Die englischen Farben. Red, blue, green, yellow, orange, white, black. Das sind die Farben die ich mit ihm gestern Abend beim „Buenos noche“ gelernt hatte. Von ein paar Ausnahmen wusste er sie auch noch alle. Und das ist hier wirklich etwas besonderes in Bolivien, wenn jemand Englisch reden kann. Obwohl sie in der Schule Englischunterricht haben, können sie abgesehen von „Hello!“ keine weiteren Wörter. Aus diesem Grund freut es mich umso mehr, wenn sich die Jungs wirklich ernsthaft und freiwillig dafür interessieren ein paar neue Wörter zu lernen.

  4. Viktor Manuel, Bryan, Luis Fernando, Juancito, Leonel, Angel (und alle Anderen) die PIRATENBANDE
    Am vorletzten Tag dürfte die Schnitzeljagd natürlich auch nicht fehlen. Und wie Jungs so sind, stürmten sie natürlich gleich nach dem Erhalten des ersten Wegweisers los. Die Großen ganz vorne und die Kleinen mit mir auf meinen Schultern. Der zweite Zettel mit der zweiten Aufgabe wurde gefunden. Jeweils 2 Menschenpyramiden bauen. Nach ein paar Anfangsschwierigkeiten wurde auch diese Aufgabe gut überwältigt. Wieder stürmten sie weiter. Und so ging es weiter bis die große Schatzkiste mit lautem Jubel und Geschrei aus seinem Versteck hervorgebracht wurde. Die Aufregung war groß. Was ist wohl der Schatz?! Das ist Kind sein, mal den Rest vergessen, einfach mal Pirat sein!!



    Und dann gibt es natürlich auch noch…
  5. ...die KÜNSTLER




    Dadurch, dass man im Campamento mit den Jungs zu Früh, Mittag und Abend isst, mit ihnen zusammen in einem Schlafsaal schläft, sich im Bad gemeinsam die Zähne putzt, gemeinsam kocht und einfach jede Minute mit ihnen zusammen ist, lernt man sie auch nach fast einem Jahr nochmal von einer neuen Seite kennen. Natürlich ist dies auch nicht immer ganz einfach, jedoch gehören alle Auf und Abs zu einem Volontariat dazu. Ich bin froh gerade noch einmal in den letzten beiden Monaten so schöne Momente mit den Jungs teilen zu dürfen. Sie machen mein Jahr einzigartig besonders!!

    HASTA LUEGO!!

    Eure Johanna

Vorheriger Beitrag

„Feliz día de pascua!“ – Das große Osterfest

  1. Cäcilia

    Hiii liebe Johanna,
    Ich mag diesen Blogeintrag wirklich sehr!
    Ein toller Einblick in deine Zeit im Campamento 🙂 Besonders die Geschichte mit dem Sternenzähler hat mich berührt.
    Hab noch eine gute Zeit im Bolivien, deine Cilly

Schreibe einen Kommentar

Ich stimme zu, dass meine Angaben aus dem Kommentarformular zur Beantwortung meiner Anfrage erhoben und verarbeitet werden. Hinweis: Sie können Ihre Einwilligung jederzeit für die Zukunft per E-Mail an info@donboscomission.de widerrufen. Detaillierte Informationen zum Umgang mit Nutzerdaten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Läuft mit WordPress & Theme erstellt von Anders Norén