Ein schönes Wochenende wünsche ich!
Gerade haben wir Stromausfall und 30 Grad Außentemperatur. Im Staffoffice funktioniert zum Glück noch ein Ventilator und eine Handvoll Steckdosen. Drum verkriech ich mich hier und meld mich bei euch mal wieder 🙂
Vielleicht fragt sich ja der ein oder andere was ich den ganzen Tag machen, deshalb möchte ich heute etwas Licht ins Dunkle bringen und ein bisschen über unseren Tagesablauf erzählen:
6:00 Uhr: Aufstehen
Der Tag beginnt (christlich typisch) früh. Die Jungs müssen um 5:45 Uhr raus, waschen sich den Morgenstaub aus dem Gesicht und ab und zu waren wir mit den Größeren sogar mal joggen vor der Studytime.
6:15 Uhr: Study time
Vor der Schule ist erst nochmal lernen angesagt. Jeden Morgen sitzen die Jungs mehr oder weniger munter in unserem Lernraum und lernen für Stoff für die anstehenden Unterrichtsstunden und Prüfungen, machen Hausaufgaben oder lassen die Augen wieder zufallen. Letzteres versuchen wir zu verhindern. Und auch sonst versuchen wir unsere Hilfe anzubieten wo es geht, vor allem in Englisch und Mathe. Bei Tamil, Physik, Chemie oder ähnlichem tun wir uns eher schwer. Jeder der schon mal ein völlig fremdes Alphabet vor sich hatte, weiß wovon ich rede.
7:15 Uhr: Morning job
Vor dem Frühstück haben die Kids ihre täglichen Aufgaben zu erledigen. Putzen, fegen, bügeln, Tiere füttern, eben Klarschiff machen. Matteo und ich nutzen diese freie Stunde meist zum Duschen, Zeitung lesen, Morgensport oder auch einfach nochmal kurz hinlegen
8:00 Uhr: Frühstück
Ohne große Worte. Jeden Morgen gibts ein warmes Frühstück. Scharf, deftig und Lecker!
8:45 Uhr: Schule
Unter der Woche bringen wir die Jungs zur Schule. Matteo die Kleinen, ich die Größeren (8.-11. Klasse). Auf den ca. 1,5 Kilometer kann ich mit meinen nochmal ganz nett quatschen und mir Tamil beibringen lassen. Beim gemeinsamen Laufen ist das Händchen halten ganz normal. Und hierbei spielt das Alter keine Rolle, der 17- Jährige nimmt dich genauso an die Hand wie der 8- Jährige.
9:30 Uhr: Morning Prayer
Von der Schule zurückgelaufen, kommen wir meist pünktlich zum Morning Prayer zurück. Jeden Morgen treffen sich die Angestellten auf dem Innenhof für ein kurzes Gebet und eine Morgenansprache. Täglich ist jemand anderes dran, ein paar Gedanken für den heutigen Tag zu finden. Wir stehen dabei und hören dem Tamil aufmerksam zu, auch wenn wir natürlich kein Wort verstehen.
9:45 Uhr: CWC
Am Vormittag beginnt dann unsere Hauptaufgabe. Bis die Jungs um 16:15 wieder von der Schule abgeholt werden müssen, sind wir bei den CWC-Kids. Genauere Infos findet ihr dazu nochmal hier. Father Ryan meint, diese Kinder brauchen uns am meisten und so sind wir den Großteil des Tages bei Ihnen und spielen, basteln, malen, „kämpfen“ oder liegen einfach nur zusammen herum. Schnell schließen sie einen uns Herz und warten am Tor auf uns.
13:30 Uhr: Lunch/Mittagessen
Auch hier wieder, scharf und lecker. Nur in kleinerer Runde. Wir essen mit den Salesianer Brothers und Fathers zusammen, ein paar sind um diese Zeit noch in der Uni. In der Küche helfen wir schon auch mal ab und an beim schnippeln, ich hoff ja noch das ein oder andere Rezept aufschnappen zu können, trotz Sprachbarriere.
15:45 Uhr: Schulkinder abholen
Nach dem Mittagessen sind wir wieder bei den CWC Kids, bis es Zeit wird loszuziehen, um pünktlich 16:15 Uhr an der Schule zu sein. Meine Älteren warten sonst nämlich nicht auf mich und nehmen eine Abkürzung über viel befahrene Straßen und die Zuggleise. Ist bis jetzt aber auch erst einmal vorgekommen.
16:45 Uhr: Spielstunde
Zurück von der Schule dürfen sich die Jungs erst noch einmal im Innenhof austoben. Basketball, Fußball, Volleyball und Squareball (ähnl. Völkerball) sind die Dauerbrenner. Aber auch Cricket wird gelegentlich gespielt und Kabaddi. Eine Art Mix aus Fangen und Ringen, mit langer Tradition als Teamsport in Südostasien. Die Kinder lieben es und auch ich bin angefixt. Basketball und Fussball auf unseren Asphalt- bzw. Stein/Dreckboden führt jedoch jedes mal ausnahmslos zu Blasen an den Füßen.
17:45 Uhr: Teatime und waschen
Jeden Tag nach dem Sport gibts Chia-Tee, manchmal sogar mit Gebäck. Dieser Schwarztee wird mit Milch, Zucker und Gewürzen zubereitet und wird jedesmal restlos leer getrunken. Auch wir sind inzwischen auf den Geschmack gekommen. Anschließend geht’s für die Jungs und uns zum Duschen.
18:30 Uhr: Studytime
Frisch und mehr oder weniger motiviert gehts ans Lernen, während die Moskitos aus ihren Löchern gekrochen kommen. Meine Aufgabe ist es wieder für ein vernünftiges Lernklima zu sorgen und bei Fragen so gut es geht zu helfen. Brother Fabian, der für die Jungs zuständig ist, befindet sich (zusammen mit den anderen Salesianern) während dieser Zeit beim Evening Prayer. Und so werde ich nach Erlaubnis zum Trinken und Toilettengang gefragt.
20:00 Uhr: Nachrichten und Abendessen
Jeden Tag um 8 schauen die Kinder die indische Tagesschau, was ich persönlich super finde, sie so über das aktuelle Geschehen weltweit, auf dem Laufenden zu halten. Anschließend haben die Jungs das gemeinsame Abendessen im Essensraum und wir mit den Salesianern im Dormitory. Ähnlich bei uns, fällt die Mahlzeit am Abend immer am Größten aus und es wird wirklich gut gekocht. Oft bekommen die Kids auch Besuch von Sponsoren (Freunden der Einrichtung), die das Abendessen stiften und vorbeibringen. Meist sind dies Familien oder Studenten, die anlässlich ihres Geburtstages etwas gutes tun wollen. Aber auch Familien, die Sohn oder Tochter bei einem tragischen Unfall verloren haben und anlässlich des Todestages ihm gedenken wollen, indem sie anderen Kindern, denen es nicht so gut geht eine Freude bereiten.
20:45 Uhr: STudytime
Nach dem Essen heißts nochmal büffeln. Die Motivation der Kinder könnt ihr euch ja vorstellen. Hier gehts aber eher darum noch einmal zur Ruhe zu kommen und sich in Ruhe seine Sachen anschauen zu können. Zum Lernen zwingen können wir ja auch keinen. Deshalb sorgen Matteo und ich mehr dafür dass es ruhig bleibt und keiner Scheiß baut.
22:00 Uhr: Goodnight & Feierabend
Die Jungs versammeln sich noch einmal zu einem Abendgebet und ein Father richtet meist noch ein paar Worte an sie, bevor es ins Bett geht. Müde und geschafft, geht es dann für alle nach oben, auch für uns. Wenn man nicht direkt ins Bett fällt, ist dann meist die Zeit, in dem man noch einmal Nachrichten beantworten oder Blog schreiben kann.
Wochenende & Sonstiges
Im Prinzip haben wir eine 7-Tage Woche mit kleineren Abweichungen zum Wochenende. Hier wird auch mal angepackt und bspw. ein neues Gehege für Hennen gebaut, ein Wassertank für die Enten oder ein Blumenbeet angelegt. Eine Studentengruppe nimmt uns am Wochenende zum Glück etwas Arbeit ab und lernt mit den Jungs zwei Stunden Fr/Sa/So. Samstag gibt es noch Zeit in der Bücherei, Unterricht am PC für die Kinder und natürlich dürfen sie auch mal einen Film gucken. Jeden Sonntag morgen geht es in die Kathedrale bei der Schule und am Nachmittag auf den Pausenhof einer anderen Schule um auf großer Fläche für 3 Stunden nochmal alle möglichen Spiele mit den Jungs spielen zu können.
Pausen und Freiheiten
Keine Angst vor Burnout sind wir trotzdem bewahrt. Das Schöne ist, dass wir uns jederzeit auch mal eine Auszeit gönnen können, wenn es uns zu viel wird. Mal bis zum Frühstück schlafen oder eine Siesta nach dem Mittagessen. Die Füße hochlegen, um mal etwas Zeit für sich zu haben, zum Glück alles kein Problem. Die Arbeit macht Spaß und ich bin ich gerne den ganzen Tag bei den Kids. Manchmal braucht man dann aber doch mal eine Pause 😉
Sonnige Grüße aus Coimbatore und ein schönes Wochenende allen!
Philip
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