Der Januar gilt als Highlight des Jahres, in einem Don Bosco Projekt. In diesem Monat fanden – ganz im Zeichen Johannes Boscos – Sportwettkämpfe, Sketch- und Tanzauftritte und natürlich festliche Gottesdienste statt. Davon möchte ich euch nun gerne berichten.

„Run, jump and play, but do not sin“

Schon am ersten Tag nach unserer Rückkehr aus Goa wurde die „Don Bosco-Olympiade“ mit dem Einmarsch der Mannschaften und einem Fackelträger feierlich eröffnet. Die darauffolgenden Wochen wurden Wettkämpfe zwischen den Hostel Boys, welche man in vier Mannschaften eingeteilte, ausgetragen. Am Ende jeden Tages verteilte man Punkte auf Gewinner- und Verlierer-Team. Gepielt wurde unter anderem, aus der Schulzeit altbekannt, Völkerball. Zudem konnte ich aber auch mein Debüt bei Baseball und Cricket feiern, worin die Jungs teilweise schon so einiges drauf haben. Da landete gut und gerne auch mal der ein oder andere Ball hinter dem Zaun. Wie immer wird mit viel Ehrgeiz an die Sache ran gegangen und um den Sieg gekämpft. Der Spaß kommt aber wirklich nie zu kurz.

Eine kind- und jugendgerechte Freizeitgestaltung lag auch Johannes Bosco am Herzen. Er holte zu Lebzeiten die jungen Menschen von der Straße oder aus den Fabriken und bewahrte sie vor Verwarlosung, da die Eltern über den ganzen Tag hinweg bei der Arbeit eingespannt waren. Auch um mit ihnen zu spielen, Sport zu treiben und ausgiebig Spaß zu haben, war er sich selbst nie zu schade. Er war ihr Vorbild und Freund, was zur damaligen Zeit ein ganz ungewöhnlicher Weg der Erziehnung war. Don Bosco war überzeugt, dass in jedem Kind ein guter Kern und ein verborgenes Talent stecke. Er ging mit gutem Beispiel voran und probierte selbst oft neues aus. Auch den Jungs hier wird immer wieder gesagt, man solle sich trauen neue Wege zu gehen, sich selbst herauszufordern und dadurch die eigenen Fähigkeiten entdecken.

Wie immer hat der Sketch für ordentlich Lacher gesorgt (vorausgesetzt man hat etwas verstanden)

Bei den zahlreichen Programmen bietet sich für sie auch immer wieder die Möglichkeit, das eigene Können unter Beweis zu stellen. Sei es im Tanzen, Singen oder Schauspielern. Dementsprechend wurde neben den Sportveranstaltungen auch ein Gedichtswettbewerb veranstaltet, Sketche aufgeführt und ein feierlicher Abschlussgottesdienst mit anschließenden Programm gefeiert. Das alles natürlich immer mit Bezug auf Johannes Bosco.

Die festlich gescmückte Kirche war rappelvoll

Zu viel Don Bosco?

Auf den Vorbereitungsseminaren in Deutchland wurde und wird gerne auch mal die ein oder andere Nacht zum Tag gemacht und noch bis zur späten Stunde diskutiert. Ein Abend kommt mir jetzt wieder in den Sinn, während ich diesen Beitrag schreibe. Es ging um eine Szene in einem Kurzfilm („Der Seiltänzer“), welcher die Arbeit der Don Bosco volunteers auf der ganzen Welt darstellt. Dabei wurden Jungs in einem afrikanischen Gefängnis dazu aufgefordert das Don Bosco Lied zu singen, welches auch hier in Keela Eral schon das ein oder andere mal angestimmt wurde. Für einige von uns war das etwas befremdlich. Zum einen wirkte es ein Stück weit, extra für das anwesende Kamerateam, insziniert. Zum anderen wird damit in gewisser Weise auch ein Personenkult zelebriert, der für uns einfach nicht in unser Bild von Don Bosco passte.

Da ich nun in Indien die ganze Sache intensiver erfahre und auch die Jungs hier sehr viel besser kenne als die im Video, sehe ich die „Verehrung Don Boscos“ mit anderen Augen. Für viele dieser Jungs stellt er ein großes Vorbild dar. Don Bosco ist für Kinder und Jugendliche eine Ausdruck der Hoffnung und Zuversicht. Es wird sich, zumindest hier im Hostel, intensiv mit dem Leben des Ordengründers auseinadnergesetzt und Zitate und Abbildugen von ihm findet man überall.

Im Eingangsbereich der Salesianer-Unterkunft wird man von diesem Gemälde im Empfang genommen

Man mag das vielleicht übertrieben und nicht nachvollziehbar finden. Aber ich merke wie für einige Jungs, natürlich nicht für alle, diese Person etwas ganz besonderes ist. Dass er ihnen Kraft und Ratschläge geben kann, wenn man den Glauben daran hat. Zudem ist Glaube und Religion an sich, noch viel tiefer in der insichen Gesellschaft verwurzelt als es bei uns der Fall ist. Die Rationalisierung der Dinge nimmt bei uns schon längst jegliche Grundlage für einen ausgeprägten Glauben. In Deutschland wird man als Jugendlicher schräg angeschaut wenn man noch regelmäßig den Gottesdienst besucht. In Indien sehe ich dagegen tausende junge Pilger, welche in meinem Alter oder noch jünger sind, und sich auf ihrem Weg von Tempel zu Tempel bewegen.

Somit hat sich mein Bild zur die Verehrung der Person Don Bosco, über das letzte halbe Jahr gewandelt. Da hier niemand gezwungen wird, in die Kirche zu gehen oder mitzusingen, sehe ich keine Problematik darin, wenn, in einer selesianischen Einrichtung, der Ordensvater eine übergeordete Rolle einnimmt.

Der Januar war also ein ganz besonderer Monat für uns. Abwechslungsreich und auch interessant, da ich auch das ein oder andere über Don Bosco erfahren habe, was ich vorher noch nicht wusste. Jetzt heißt es für uns Rucksack packen und auf den Weg nach Hyderabad begeben. Denn dort wird kommende Woche das Zwischenseminar anstehen. Ja, richtig gelesen, das Zwischenseminar. Dies bedeutet nämlich auch, dass die erste Hälfte meines Aufenthalts in Indien zu Ende ist. Kaum zu glauben, und ich will es auch nicht s wirklich wahrhaben…

Liebe Grüße und auch ein paar bunte Tage auf der Fasent!

Euer Hendrik