Murakaza neza (Herzlich Willkommen) auf meinem Blog!
Seit mehr als einer Woche bin ich jetzt schon in Ruanda, dem Land der Tausend Hügel (Dieser Name passt tatsächlich perfekt). Am 03. September bin ich zusammen mit Sonja, meiner Mitvolontärin, von Brüssel aus nach Kigali geflogen. Wir werden hier in Ruanda für ein Jahr einen Freiwilligendienst in der Kinder- und Jugendarbeit machen. Mit diesem Blog möchte ich Einblicke in meine Zeit in Ruanda geben.
Da der Blog auf meinen eigenen Erlebnissen basiert, werde ich aus einer subjektiven Perspektive berichten, das heißt, meine Erfahrungen lassen sich nicht verallgemeinern. Es handelt sich um meine persönliche Wahrnehmung, die kann natürlich bei jedem verschieden sein. Jetzt aber zum eigentlichen Thema dieses Beitrags: die ersten Tage.
Ankunft
Als Sonja und ich nach mehr als acht Stunden Flug in Kigali aus dem kühlen Flugzeug in die schwüle Abendluft getreten sind, konnten wir es kaum fassen: Wir sind tatsächlich in Ruanda!
Ich muss zugeben, dass ich vorher schon sehr aufgeregt war. Seit einem halben Jahr bereite ich mich auf meinen Freiwilligendienst vor, aber in den letzten Wochen vor dem Abflug, habe ich ein ständiges Auf und Ab der Gefühle erlebt. Es war alles dabei, von purer Vorfreude zu „Was mache ich hier?!“ Ich schätze, das ist normal. Auf so ein Abenteuer kann man, glaube ich, nicht perfekt vorbereitet sein.
Am Flughafen wurden wir vom Direktor unseres Projekts abgeholt. Weil es schon spät war, sind wir erst am nächsten Tag weiter gefahren. Das, obwohl der Tag eigentlich der Umwelt zur Liebe „car free“ hätte sein sollen. Daran haben sich nicht viele Leute gehalten, wir auch nicht. Die Fahrt nach Rango hat circa vier Stunden gedauert, zwischendurch bin ich eingenickt, aber die meiste Zeit waren meine Augen dann doch auf die Straße und die vorbeiziehenden Orte und Hügel gerichtet. Auf den Straßen sind unheimlich viele Fahrräder und Motos (Motoräder) unterwegs. Ein paar Mal hatte ich echt Angst, dass wir jemanden umfahren, aber bevor wir an den Fahrrädern vorbei gerast sind, wurde gehupt, damit sie sich möglichst weit rechts halten.
Einsatzstelle
Unsere Einsatzstelle ist die TVET School Don Bosco Rango, ein Ausbildungszentrum für junge Erwachsene, in dem sie Schreinern, Kochen, Mauern, Schweißen und Schneidern lernen können. Rango, ein kleiner Ort in der Südprovinz, liegt etwa zehn Minuten von Ruandas Universitätsstadt Huyé entfernt. Da wir hier auf fast 2000 Meter sind, gibt es glücklicherweise nicht allzu viele Mücken :). (In Kigali allerdings schon, in der ersten Nacht in Ruanda, hat mich das Brummen einer Mücke in meinem Zimmer leider am Schlafen gehindert.) Die Salesianer Kommunität in Rango, die die TVET School leitet und bei denen wir für dieses Jahr wohnen, hat uns mit einem sehr leckeren Essen begrüßt. Igitoki (Kochbananen) und Ubugali, ein Kloß aus Maniokmehl in Wasser gekocht, von dem man kleine Stücke abreißt und in Sauce tunkt, könnte ich jeden Tag essen.
Erlebnisse der ersten Tage
In den ersten anderthalb Wochen haben wir schon viel erlebt. Wir sind an die Grenze zu Burundi gefahren, um einen der Frères wegzubringen, der seinen Urlaub bei seiner Familie im Nachbarland verbringt. Es war spannend für mich, zu sehen, wie sich die Umgebung mit größer werdender Entfernung von Huyé verändert. Ein Salesianer hat uns erklärt, dass die Grenze zwischen Ruanda und Burundi seit ein paar Jahren aus politischen Gründen geschlossen ist. Dadurch kommen nur noch wenige Menschen durch die Grenzregion und es ist deutlich ruhiger, als in Rango oder Huyé.
Besonders auf den Märkten ist viel los. In Huyé geht der Isoko (Markt) über mehrere Etagen und man kann fast alles kaufen, Obst, Gemüse, Klamotten, Taschen, Handykabel, Hygieneartikel etc. Um von Rango bis ins Zentrum von Huyé zu laufen, braucht man zwischen 40 Minuten und einer Stunde, je nach dem, wie schnell man läuft. In der Mittagssonne kann das Bergauf und Bergab schnell anstrengend werden, deswegen sind wir zurück dann doch lieber Mototaxi gefahren. Das geht deutlich schneller, man schwitzt nicht und es macht unglaublich Spaß.
Weniger spaßing finde ich es, die Spinnen, die sich in mein Zimmer verirren, rauszutragen oder zu töten. Zuhause habe ich immer jemanden gerufen, der das dann für mich gemacht hat, aber ich bin ja jetzt erwachsen, also schaffe ich das alleine.
Auf dem Campus leben sehr viele Tiere, es gibt Hühner, Hasen, Ziegen, Kühe und Bienen, von denen wir unseren eigenen Honig bekommen (schmeckt fantastisch, besonders auf Avokadotoast mit Avokados aus dem Garten). Ein paar von den Hühnern haben es irgendwie aus dem Gehege geschafft und laufen frei rum. Dabei hat sich eines einmal während des Mittagessens ins Esszimmer verirrt. Morgens um 6 Uhr, erfreut sich der Hahn immer daran, mich unsanft aus dem Schlaf zu reißen. Ein paar Mal ist es auch schon passiert, dass ich aus meinem Fenster geguckt habe und in das Gesicht einer Ziege oder der Kuh gestarrt habe.
Die meisten Tiere landen irgendwann auf dem Teller oder werden verkauft. Für den Geburtstag von einem Père, der im Noviziat gegenüber auf der anderen Straßenseite arbeitet, wurden drei Hühner geschlachtet. Sonja und ich waren dabei, zwar haben uns die Kinder, die bei uns waren, die Augen zugehalten, aber ich habe trotzdem mehr gesehen, als mir lieb ist. Definitiv ein Erlebnis, das ich so schnell nicht mehr vergesse.
Samstags findet immer eine Probe des Kinderchors statt, der Sonntags Abends in der Messe singt. Nach der Probe haben wir die Kinder durch Rango begleitet, damit sie uns die Kirche zeigen können. Während der Messe haben wir uns zwischen die Kinder gesetzt, wir kannten zwar die Lieder nicht, aber den Rhythmus konnten wir auch ohne Kinyarwandakenntnisse mitklatschen.
In Ruanda wird überall Kinyarwanda gesprochen, Englisch und Französisch lernen die Kinder meistens erst in der Schule. Das macht es für Sonja und mich etwas schwierig, uns mit den Kindern im Oratorium zu unterhalten, aber wir geben uns Mühe, Kinyarwanda zu lernen. Wenn die Ferien vorbei sind, werden wir jeden Tag für ein paar Stunden Unterricht bekommen. Die älteren Jugendlichen können meistens Englisch sprechen, das heißt, es findet sich immer jemand, der übersetzt, ansonsten funktioniert Verständigung auch mit Händen und Füßen, das ist eh oft lustiger.
Das Oratorium ist ein Ort, an dem Kinder und Jugendliche aus der Gegend nachmittags zusammenkommen können, um zu spielen. Bei uns auf dem Gelände gibt es drei Spielfelder, für Fußball, Basketball und Volleyball. Die Bälle, die gespielt werden, sind so hart, dass wir oft zu gucken und wenn wir mitspielen, dann hat das Team in dem wir sind, kaum eine Chance zu gewinnen. Den Basketballkorb habe ich immerhin ein paar Mal getroffen, aber bei Fußball, komme ich mit dem Ball nicht einmal in die Nähe des Tores, bevor er mir wieder abgenommen wird. Trotzdem bin ich optimistisch, dass ich es schaffe bis zum Ende des Jahres, zumindest ein Tor zu schießen ;).
Am 26. September sind die Ferien vorbei und die Schule fängt wieder and. Ich bin gespannt, welche neuen Aufgaben dann auf uns zukommen. Sonja und ich haben uns schon überlegt, dass wir ein Projekt für Straßenkinder, das von Volontärinnen vor uns aufgebaut wurde, wieder aufnehmen wollen (während Corona musste das Projekt leider eingestellt werden). Am Ende des Monats geht es für uns aber erstmal zurück nach Kigali, denn wir wurden von der Deutschen Botschaft zu einem Treffen mit anderen weltwärts-Freiwilligen in Ruanda eingeladen.
Mwiriweho
Gesine
P.S.: Fotos kommen im nächsten Beitrag, wenn ich es schaffe, welche vom Handy auf den Computer zu übertragen (Technik und ich sind keine Freunde ;)).
Jana Birk
Liebe Gesine, deine ersten Tage sind ja schon soooo unglaublich erlebnisreich….da können wohl die paar Wochen Afrika im Französischunterricht nicht mehr mithalten. So toll, das du dort bist! Vielleicht erkennst du ja auch was wieder 😉 Gute Zeit! Herzliche Grüße, Jana Birk