Jetzt, wo 2022 vorbei ist, komme ich dazu, von unserem etwas anderen Weihnachten, zu erzählen. Obwohl die Weihnachtsstimmung, so wie ich sie kenne, natürlich gefehlt hat, waren es für uns dennoch drei sehr schöne, interessante und aufregende Tage. Begonnen hat Noheli (Weihnachten) für mich mit unserer Plätzchenbackaktion, von der ich ja bereits berichtet habe. In diesem Beitrag, kommt der Rest des Fests.

Heiligabend

Der heilige Abend begann für uns am Morgen. Mit Wäschewaschen. Da wir nach Weihnachten in den Urlaub gefahren sind, musste das sein. Weihnachten hin oder her. Unser Wäschestapel war so groß, dass wir dachten, es wäre sinnvoll einen Teil per Hand und den anderen in der Maschine zu waschen. Dummerweise hatten wir nicht bedacht, dass samstags immer das Wasser ausfällt. Der Strom dachte sich an diesem Tag auch, dass er lieber in die Weihnachtspause geht. Dementsprechend hat die Waschmaschine mitten im Waschgang abgebrochen und ist ausgegangen. Unsere Wäsche war eingeschlossen. Denn die Tür ließ sich nicht mehr öffnen. Ich habe dann gegoogelt, wie man die Tür wieder aufbekommt, aber die Ergebnisse waren nicht hilfreich, denn ein leichter Stoß gegen die Tür hat nichts gebracht und auch die Angebote vom Kundenservice von Saturn konnten wir nicht annehmen, wie das Internet mir es empfohlen hatte. Also mussten wir unsere Wäsche eingeschlossen lassen und darauf hoffen, dass sich die Maschine wieder öffnen lassen würde, wenn Strom und Wasser wieder funktionieren würden.

Nach unserer mehr oder weniger erfolgreichen Waschaktion, haben wir Zimtschnecken gebacken. Eigentlich hätte es abends Kuchen gegeben, aber da unsere Zimtschnecken bei den Salesianern und uns so beliebt sind, haben wir kurzerhand den Plan geändert. Verschwitzt und k.o. sind wir danach zum Mittagessen.

Es war noch keine Weihnachtsdeko aufgestellt, bis auf in der Kapelle eine Krippe ohne Figuren. Also sind wir nach dem Essen spontan mit einem Salesianer in die Stadt gefahren, um Deko zu besorgen. Es war das erste Mal, das uns erlaubt wurde, hinten auf der Ladefläche des Jeeps mitzufahren. Mit dem Wind in unseren Haaren, der Sonne auf dem Gesicht und Musik in unseren Ohren, war das alleine schon ein Erlebnis.

Der Markt war mit bunten, blinkenden Lichterketten dekoriert, so dass es nach Sonja’s Meinung schon fast wie in einer Disko aussah. Bis wir Deko gefunden haben, die wir kaufen konnten, sind wir erstmal etwas verloren im Gebäude herumgelaufen, haben aber letztendlich genauso eine bunte, blinkende Lichterkette und den passenden Stern dazu gefunden. Auf dem Rückweg haben wir noch einen weiteren Stopp gemacht, um Figuren für die Krippe zu besorgen.

Zurück in Rango haben wir uns für die Messe fertig gemacht und noch schnell ein paar Papiersterne gebastelt, die wir im Ess-/Wohnzimmer aufgehangen haben. Dort stand auch mittlerweile ein (noch) ungeschmückter Baum. Wir haben es dann gerade noch pünktlich zum Gottesdienst in Rango geschafft.

Die Kirche war rappel voll. Auch während der dreistündigen Messe sind immer noch mehr Leute gekommen, oder auch wieder gegangen. Vor der Kirche, waren Trommeln aufgestellt, die den Chor begleitet haben. Nicht immer hat der Rhythmus der Trommler zu den Liedern der Sänger gepasst, aber dadurch wurde nochmal eine ganz neue, eindrucksvolle Atmosphäre geschaffen. Vorne neben dem Altar, war eine Krippe aufgestellt, die der in unserer Kapelle sehr geähnelt hat. Auch diese war mit blinkenden, bunten Lichterketten, einem goldenen „Merry Christmas“ Schriftzug und Palmblättern geschmückt. Auf der anderen Seite des Altars stand noch ein kleiner Weihnachtsbaum, der allerdings mehr wie ein Baumzweig aussah.

Die Krippe in der Kirche in Rango

Wir waren tatsächlich schon vorgewarnt, dass die Weihnachtsmesse lang dauern würde. Was wir nicht wussten ist, dass in die Messe zehn Taufen und eine Hochzeit integriert sein würden. Bei manchen Liedern hat eine Kindertanzgruppe dazu vor dem Altar getanzt. Nach ziemlich genau drei Stunden war die Messe dann vorbei und wir sind nach Hause gegangen. Dafür mussten wir uns erstmal durch das Gewusel der Menschen vor der Kirche drängen. Dabei haben wir ein paar Leute getroffen, die wir aus der Schule oder dem Oratorium kennen, denen wir dann Noheli nziza (Frohe Weihnachten) gewünscht haben.

Vor dem Essen haben wir erstmal auf Weihnachten angestoßen und schonmal ein paar Plätzchen genascht. Gleichzeitig wurde noch schnell der Weihnachtsbaum mit Lichterkette, Stern und, zu unserer Überraschung, den Weihnachtskarten geschmückt.

Unser Weihnachtsbaum

Zum Essen gab es Suppe, Pizza, Pommes, Erbsen, Fleisch, Minifische und natürlich Plätzchen und Zimtschnecken. Nach dem Essen haben wir wie immer gespült, sind dann auf unsere Zimmer, haben uns noch unterhalten und mit unseren Familien telefoniert. Danach bin ich sehr müde, aber glücklich in mein Bett gefallen.

1. Weihnachtstag

Der erste Weihnachtstag war für uns ein bisschen stressig. Wir waren nämlich zu einer Taufe eingeladen, hatten die eigentliche Weihnachtsfeier in der Kommunität, haben den Kinderchor in der Messe begleitet und waren abends im Noviziat eingeladen. Aber morgens haben wir erstmal gemütlich gefrühstückt.

Vor dem Mittagessen ging es dann zur Messe nach Rango. Diese hat nochmal länger gedauert, als die am Abend zuvor, denn in dieser Messe wurden nicht nur zehn Kinder getauft, sondern um die Hundert. Für mich schien dieser Gottesdienst ein einziges Chaos zu sein, aber nach circa einer Stunde, waren alle Kinder getauft. Zwischendurch hat der Priester etwas ins Mikrofon gerufen, was genau er gesagt hat, weiß ich natürlich nicht, aber es schien so, als ob er den Eltern und Taufpaten erklärt hätte, wie sie sich vor dem Altar aufstellen sollten. Danach haben sich dann auch richtige Reihen gebildet. Sonja und ich saßen zwischen ein paar Kindern, die sich während der Taufen mit uns unterhalten haben. Wir haben ihnen kleine Spielchen mit den Händen gezeigt, um uns ein wenig zu beschäftigen.

Nach dem Gottesdienst, sind wir zurück in die Kommunität für das richtige Weihnachtsessen. Da nicht alle Salesianer in Rango waren, war die Kommunität über Weihnachten ein bisschen geschrumpft und es war nicht allzu festlich. Das war nicht weiter schlimm für uns, denn wir standen sowieso unter Zeitdruck, um noch vor der dritten Messe kurz bei der Tauffeier, bei der wir eingeladen waren, vorbeizuschauen. Dort sind wir zwar nicht lange geblieben, aber es war trotzdem schön.

In die dritte Messe am Nachmittag sind wir gegangen, weil dort der Kinderchor gesungen hat, der immer samstags bei uns auf dem Gelände probt und den wir meistens begleiten. Zuerst haben wir den Tänzerinnen geholfen, ihre Gewänder anzuziehen, dann haben wir uns zwischen die Kinder gesetzt. Während der Messe haben wir so viel wie möglich versucht mit zu singen, aber das ist auch mit Liedblättern noch schwer für uns. Ansonsten haben wir die Chorlehrerin darin unterstützt die Kinder ruhig zu halten, sie davon abzuhalten die Bänke mit lautem Quietschen zu verschieben oder sich auf der Vorderbank abzustützen. Das findet die Chorlehrerin besonders störend, die Kinder aber sehr toll.

Ich, mit dem Kinderchor vor der Messe

Nach der Messe wurden alle Gewänder wieder ausgezogen, wir haben sie zusammengelegt und ich war total erschöpft. Innerhalb von anderthalb Tagen, haben wir acht Stunden und fünfzehn Minuten in der Kirche verbracht. Der Tag war aber noch nicht vorbei. Zum Abendessen waren wir im Noviziat eingeladen. Also sind wir nach der Messe schnell nach Hause gelaufen, haben uns Jacken geholt und dann ging’s rüber auf die andere Straßenseite.

Im Noviziat, haben wir lecker gegessen, uns mit den Novizen unterhalten, gesungen und tatsächlich auch ein wenig getanzt. Danach ging es ab ins Bett.

2. Weihnachtstag

Dieser Tag war deutlich entspannter, als der zuvor, wenn auch nicht ganz ohne Aufregung.

Nach dem Frühstück haben wir spontan neue Plätzchen gebacken, weil die Sternsinger zu uns auf dem Weg waren. Um 10 Uhr, kam eine Gruppe von etwa 15 Kindern in die Kommunität. Sie haben gesungen und Sprüche aufgesagt. Danach haben wir die noch warmen Plätzchen verteilt.

Den Rest des vormittags waren wir mit Packen beschäftigt, denn nach dem Mittagessen ging es für uns los nach Kigali. Aber von unserer Reise, werde ich im nächsten Blogeintrag erzählen.