Zumindest an einen routinierten Tagesablauf habe ich mich in den zwei Wochen hier inzwischen gewöhnt. Jeder Tag bringt dennoch neue Erkenntnisse und Erfahrungen mit sich. Dazu gehört zum Beispiel das tägliche Ritual des richtigen „Zem-Fahrens“, was einiger Übung bedarf. „Zem“, so werden die Motorrad –Taxis hier in Benin genannt. Diese sind total praktisch, weil sie einen, zwar in einem leicht riskanten Fahrstil, aber im Prinzip doch immer ganz sicher ans richtige Ziel bringen. Das mit dem Bezahlen ist dabei die größte Schwierigkeit, da man stets den Preis aushandeln muss. Je nach Laune der Kékéno, also der Fahrer kann das 30 Sekunden oder ganze 5 Minuten in Anspruch nehmen.P1040535Wie ich mir bei Simon, dem französischen Volontär, der sich mit den versteckten Regeln hier schon viel besser auskennt als wir, abgeschaut habe, ist es hilfreich einige Wörter in Fongbe sprechen zu können, da das die Zem-Fahrer nicht von einem erwarten. Ich sage also: „Eja“- „Ich bin bereit“ und die Fahrt kann losgehen. Gleichzeitig hat man dann mit etwas Glück eine viel unterhaltsamere Fahrt.

Unter der Woche nehme ich jeden Morgen einen Zem, um an den Rand des Marktes einem Platz namens „Mawule“ zu fahren. Von dort aus laufe ich ca. 10 Minuten bis zur Baraque SOS. Um mein Immunsystem zu stärken oder einfach, weil das Obst hier so gut schmeckt, habe ich mir schon Verschiedenes, wie z.B. eine Kokosnuss, Orangen oder eine Ananas auf dem Nachhauseweg gekauft.  Dabei hat das Handeln überraschenderweise trotz einiger Diskussionen sehr gut funktioniert. Das mit dem Öffnen der Kokosnuss war dann allerdings so eine Sache für sich, denn es endete damit, dass Vroni, Anna und ich beschlossen sie die Treppe runterzuwerfen (Den Saft haben wir natürlich vorher entfernt und lecker war es auch.) 🙂

 

Aber nun zurück zur Arbeit:

Diese Woche sollte ich mir verschiedene Aktivitäten für die Mädchen in der Baraque überlegen. Diese haben mal besser und mal weniger gut funktioniert. Besonders gefallen hat es den Mädels, eine Hand mit Farbe auf ein großes Plakat zu drücken und den Namen dazuzuschreiben, oder bunte Stoffreste, die uns unserer Vorgängerinnen freundlicherweise überlassen haben, auf von mir vorgemalte Tiere zu kleben. Das Falten mit Papier war ihnen dagegen leider ein bisschen zu schwer, aber wie heißt es so schön: Probieren geht über Studieren. UNO, Memory oder Mikado wurden natürlich auch wieder zu Hauf gespielt. Tanzen stand ebenfalls an einigen Nachmittagen erneut auf dem Programm, wobei ich den hiesigen Tanzstil noch nicht so ganz nachahmen kann. So viel zu meinen Erfahrungen mit den Mädchen der Baraque.

P1040538P1040539P1040537

Am Dienstag-und Freitagnachmittag gehe ich immer ins Foyer, also in das Kinderheim neben unserer Wohnung. Am Montag wurde uns von Soeur Vena aufgetragen mit denjenigen älteren Mädchen, die weder lesen noch schreiben können zusammen zu lernen. Dies überforderte mich zunächst ziemlich, weil ich keinerlei weitere Anhaltspunkte bekam. Lesen und Schreiben gehört für mich einfach zum Alltag und so fiel es mir schwer zu entscheiden, womit ich eigentlich anfangen sollte. Ich wählte das Alphabet aus, dass die Mädchen zwar schon als Lied kannten, aber keinem genauen Buchstaben zuordnen konnten. Nach der ersten „Übungsstunde“ beschlossen wir Volontäre das Alphabet in Großbuchstaben auf Papier zu malen und jeweils ein Wort mit demselben Anfangsbuchstaben dazuzuzeichnen. Diese Blätter haben wir dann im Essenssaal aufgehängt. Dies freute die Kinder so, dass sie sich sofort Zettel und Stift schnappten und begannen die Buchstaben nachzuschreiben. Wir lasen danach das Alphabet gemeinsam im Chor. Die Mädels wollen unbedingt etwas lernen und sind total begeistert, wenn sich jemand wirklich die Zeit für sie nimmt.

14429521_978097145670343_1027563059_n[1]

Nun will ich aber endlich einmal zum kulinarischen Aspekt kommen, dem Essen. Mittags werden wir Volontäre immer im Maison de l’Esperance verköstigt. Dort können Jugendliche eine kostenlose, sechsmonatige Ausbildung zum Koch, Bäcker oder in der Seifenherstellung machen. Das Essen, das die jungen Köche dort zubereiten, besteht sowohl aus afrikanischen, als auch aus europäischen Gerichten. So gab es neulich zum Beispiel: „La Pate Rouge“ (eine Art Maisbrei) mit in Paprika und Tomaten eingelegtem Hähnchen, dazu einen hierzulande typischen Saft namens Bissap und zum Nachtisch Mousse au chocolat. Abends bei den Schwestern ist die Küche komplett international, denn die Köchin Tata Lilly ist offen für alle neuen Rezepte, die die Schwestern ihr geben. Auch wenn die Gerichte teilweise auch afrikanisch sind, ist es trotzdem nicht dasselbe Feeling wie wenn wir wie jeden Sonntagabend bei den Mädchen im Foyer essen. Dort gibt es dann entweder Reis oder Nuddeln in einfachen Blechtellern und gegessen wird zuweilen auch mit den Händen.

Letzten Sonntag durften wir Volontäre für alle kochen und da führten wir mit Spätzle und Kaiserschmarrn natürlich die schwäbische/österreichische Küche ein 🙂

14407720_978023019011089_2118887975_n[1]14429637_978022965677761_1048896086_n

Was ich im Eifer der ganzen, neuen Eindrücke die bisher auf mich eingebrasselt sind, total vergessen habe, ist außerdem zu berichten, wo und wie ich eigentlich wohne. Ich lade euch nun zu einem imaginären Rundgang auf dem großen Gelände der Don Bosco Schwestern ein: Es ist hier ehrlich gesagt wie in einer Oase der Ruhe und des Friedens. Passiert man das große eiserne Tor, das von einem Security-Mann bewacht wird, sieht man zunächst links ein großes Ensemble mehrerer Häuser. Das ist eine private Schule, in der auch mehrere weiterführende Ausbildungsmöglichkeiten angeboten werden. Der Vorteil für uns ist, dass es dort einen super ausgestatteten Basketball-/Fußballplatz gibt, wo wir nach Schulschluss ungestört mit den Mädchen aus dem Foyer spielen können. Außerdem dürfen auch Kinder, die in der Nähe wohnen, den Sportplatz mitbenutzen. P1040508Vroni und ich haben bereits einmal bei einer Runde Basketball mitspielen dürfen. Direkt neben dem Sportplatz befindet sich eine Marienstatue, wo täglich das Rosenkranz Gebet der Foyer Mädchen stattfindet. Dahinter ist das Gebäude, in dem die Schwestern und wir in zwei abgetrennten Wohnungen leben, sowie die Küche, der Waschraum und die kleine Kapelle. Nathi, die nette, offene Volontärin aus Österreich, ist letzte Woche auch hier eingetroffen und wohnt im Zimmer gegenüber. Hinter unserem Apartment befindet sich ein weiterer offener Platz, der von einem Büro Gebäude, einem großen Gemüse Garten, sowie dem Heim der Mädchen umgrenzt wird. Nun habt ihr einen groben Überblick über das Centre Don Bosco, das für das kommende Jahr mein neues Zuhause sein wird.

Was ich sonst so alles an den Wochenenden oder einfach mal zwischendrin erlebe, will ich euch ab sofort in meiner Bildergalerie zeigen. Viel Spaß beim anschauen und durchklicken!!  Falls ihr noch irgendwelche Fragen oder Anregungen habt könnt ihr gerne einen Kommentar hinterlassen oder mir per E-Mail unter franzi.poetzl@online.de schreiben. Ich freue mich über Nachrichten von euch!

Was ich hier wirklich lerne, ist sich zu öffnen für eine fremde Kultur und teilzuhaben an einem Leben mit anderen Sitten und Bräuchen. Ich will euch zum Schluss meines Blogeintrags dazu anregen mit offenem Herzen durch die Straßen zu gehen und dort, in eurem Herz einen Platz zu lassen für jeden Menschen, egal wie anders und fremd er auch sein mag.

Ich hoffe sehr, dass es euch allen zu Hause gut geht!!

Liebe Grüße, Franzi!

P1040488

Die Mädchen der Baraque SOS