Liebe Leser,
noch einmal wünsche ich euch BONNE ANNÉE 2015!
Zuerst noch ein kleines Ereignis vom alten Jahr:
Vom 26. – 28. Dezember sind 130 Kinder aus verschiedenen Orten nach Duékoué gekommen, um zusammen Weihnachten zu feiern und um an einem Kinderkongress mit dem Bischof teilzunehmen.
Unser erstes Vorbereitungstreffen war 2 Tage vorher und wirklich viel haben wir dabei auch nicht organisiert. Auf jeden Fall hat es mich beeindruckt, dass so viele mitgeholfen haben und alles glatt gelaufen ist. In Deutschland wäre so etwas Monate vorher bis ins kleinste Detail durchorganisiert geworden – mit ganz viel Stress verbunden. Doch wieso kompliziert, wenn es auch so leicht geht? Diese Gemütlichkeit und Einfachheit hier schätze ich sehr und hoffe, sie nach Deutschland mitnehmen zu können.
Ich hab mit 30 Kindern auf dem Boden, ohne Moskitonetz und viel zu vielen großen Löchern in den Wänden „geschlafen“ – bei der Kälte und den Tritten von dem Mädchen neben mir war an Schlaf nicht wirklich zu denken. Zumindest die Moskitos haben mich nicht genervt. Um 5.30Uhr sind wir aufgestanden und unter die eiskalte Dusche gesprungen. In Riesentöpfen wurde dann Frühstück gekocht.
Zum ersten Mal habe ich auch morgens warm gegessen. Reis zum Frühstück – daran könnte ich mich gewöhnen. Beim Essen haben die Teller nie gereicht. Schlimm war das nicht. Die einen haben fertig gegessen und die anderen haben einfach die benutzten Teller genommen. Wo ist das Problem? Außerdem hat das uns Abwascher gefreut, so hatten wir ein paar Teller weniger 😉 Wir Betreuer haben alle zusammen aus den Riesenschüsseln und Töpfen gegessen! Ein Löffel war das Höchste, meistens war die rechte Hand unser Besteck.
Ansonsten wurde viel gespielt, getanzt, mit dem Bischof diskutiert… Am letzen Abend gab es eine Kulturparty: Alle Teilnehmer aus den verschiedenen Orten haben Tänze, Theaterstücke und Lieder aufgeführt.
Ich hab mich vor allem um die Allerkleinsten gekümmert. Obwohl sie 3 Tage ohne Mama und Papa bei uns waren, gab es keine Tränen und sie waren ganz tapfer und glücklich 🙂
Silvester habe ich zusammen mit vielen Freunden gefeiert. Erst wurde in der Kirche gesungen und getanzt und anschließend draußen unter freiem Himmel. Die ganze Nacht über waren die Straßen, Bars und Clubs von Duékoué brechend voll. Von Babys bis Senioren – man hatte wirklich das Gefühl, dass ganz Duékoué in den Straßen feiert und tanzt. Es gab sogar ein Minifeuerwerk. Das neue Jahr hat für mich mit einem Schokoladeneis begonnen. In den letzten Tagen des alten Jahres habe ich nämlich eine ganz leckere Eisdiele entdeckt. So süß sollte auch das neue Jahr beginnen. Um 9 bin ich ins Bett gefallen und habe den ersten Tag des neuen Jahres fast verschlafen 😉
Am Sonntag kam wieder Leben ins Foyer, denn eigentlich sollte die Schule am Montag, 5. Januar wieder losgehen. Doch das neue Jahr beginnt so, wie das alte geendet hat: Die Lehrer streiken. Zuerst hieß es, es liegt daran, dass die Lehrer zu schlecht vom Staat bezahlt werden. Die neue Variante: Die Lehrer wollen die Schüler so für ihren Streik vor den Weihnachtsferien bestrafen. Schulfrei als Strafe?! Ich weiß nicht, welcher Schüler das so sieht. Im Foyer ist auf jeden Fall Jubelstimmung 😉 So langsam geht die Schule aber wieder los.
2015 wird für die Elfenbeinküste ein spannendes Jahr – es stehen Wahlen an. Wer ein bisschen die Geschichte der Elfenbeinküste kennt, weiß, dass es bei den letzten Wahlen im Jahr 2010 zu einer Krise, zu Krieg, Hass, Feindschaft und unzähligen Morden gekommen ist. Die Präsidentenwahlen sind erst Ende des Jahres. Wir hoffen sehr, dass sich die Ereignisse von 2010 nicht wiederholen und die Wahlen ruhig ablaufen, um den Friedensprozess des Landes voranzutreiben.
Liebe Grüße und eine ruhige, vor allem friedliche Woche!
(Viele Menschen hier träumen von Europa als Paradies – nicht wie wir es in den letzten Tagen im Fernsehen gesehen haben. Wir schauen besorgt auf die Ereignisse in Europa und vergessen Paris nicht in unseren Gebeten #Jesuischarlie. )
-Franzi
Anni und Kurt
Liebe Franziska!
Da warst Du ja voll ausgelastet in dieser „freien Zeit“. Und dabei kein Stress? Das ist wirklich eine gute Erfahrung. Ja, hoffentlich kannst Du etwas von dieser Gelassenheit solchen Situationen gegenüber mit nach D, mit in Dein Leben nehmen; das wünschen wir Dir.
Es macht uns richtig froh, dass Du so glücklich sein kannst – mit den Menschen, die so anders, aber doch so herzlich, so zugewandt, so fröhlich sind. Wenn Du das alles schreibst, verstehen wir, dass Dir der Abschied von dort schwer fallen wird…
Genieße den Augenblick! Lebe in der Gegenwart. Und alles ist gut.
Liebe Grüße aus einem stürmischen Mosbach!
Anni und Kurt