Mit Don Bosco in Duékoué

Franzi in der Elfenbeinküste

20- Weiße Weihnachten in Afrika

Hallo Welt,
Die letzten Wochen waren so gefüllt, spannend und aufregend, dass ich gar nicht zum Schreiben gekommen bin. Deshalb kommt hier ein leider etwas lang gewordener Überblick über meine wunderschöne Weihnachtszeit in Westafrika.

Montag, 16.Dezember
Streik am Lycée – angeblich, weil die Lehrer zu schlechte Noten geben. Unsere Mädchen dieser Schule haben ab diesem Tag schulfrei. Eigentlich gehen die Ferien doch erst am Freitag los. Selbstgegebene Ferien der Schüler, wo gibt’s das schon?!
Währenddessen sind die großen Mädchen vom Ausbildungszentrum im Prüfungsstress. Eine Woche lang gibt es täglich praktische und theoretische Prüfungen. Ich durfte in der Prüfungskommission für Patisserie 2. Lehrjahr dabei sein. Die Auszubildenden mussten Blätterteig herstellen und daraus verschiedene Gebäcke wie Schweineohren machen. Anschließend durften wir natürlich probieren und benoten *_*

Patisserie

Patisserie

Dienstag, 17. Dezember
Alle anderen Schulen werden befreit. Es wird so lange Lärm und Krach gemacht und der Schulalltag gestört, bis die Schulleiter die Schüler ziehen lassen. Da das Schuljahr hier schon verspätet angefangen hat und es nun bereits der zweite Streik ist, gehen einige Schüler in zivil (also ohne Schuluniform) in die Schulen, denn  gerade die Abiturienten können sich noch weniger Unterricht einfach nicht leisten. Würden sie mit einer Schuluniform zur Schule gehen, würden sie von ziemlich muskulösen großen Jungs aufgehalten werden, die den Streik anführen. Oftmals sind sie selbst gar keine Schüler mehr, sondern wollen einfach nur für Unruhe sorgen.
So hatten wir seit Dienstag im Foyer ein ziemliches Lotterleben 😉 Da wir mit den Mädels am Samstag zusammen Weihnachten feiern wollten, blieben sie bis auf einige wenige trotz verfrühter Ferien im Foyer.
Die gewonnene Zeit wurde sinnvoll genutzt, um Weihnachtslieder einzuüben, traditionelle Tanze der verschiedenen Ethnien zu lernen, das Fest vorzubereiten, Sterne, Engel und Schneeflocken zu basteln. Um über den afrikanischen Weihnachtsmarkt zu schlendern, schöne Stoffe zu kaufen und sich beim Schneider Kleider für die Feste schneidern zu lassen. Natürlich durften auch das Haarstyling für das Weihnachtsfest nicht fehlen. Abends gab es dann immer Tanz- oder Spielabende. Die traditionellen Tänze sind wirklich toll anzusehen und es macht auch viel Spaß, mitzutanzen. Das ist aber nicht so einfach, denn sobald ich mal die Schrittfolge verstanden habe, wurde schon das nächste Lied getrommelt und gesungen mit anderen Bewegungen.

Wie man sich einen afrikanischen Weihnachtsmarkt vorzustellen hat? Es gibt ganz viele Stände und Zelte mit Kleidern, gebrauchten Schuhen, Schmuck, Krimskrams, Fernseher, Gardinen – einfach alles. Wenn man in die Zelte hineingeht, dann befindet man sich im Schuhdschungel oder im Kleiderwald. Von der Zeltdecke hängen ganz viele Seile herunter, an denen die Waren mit Wäscheklammern befestigt sind. Umzingelt von lauter Schuhen hat man am Ende gar nichts mehr gefunden. In einer kleinen Passage steht ein Hütchenspieler neben dem anderen. Außerdem ist es auch eine große Bühne aufgebaut, ausgestattet mit allen erdenklichen technischen Highlights. Auf der Bühne gibt es jede Nacht Konzerte mit Artisten aus Abidjan und Yamoussoukro bis in die frühen Morgenstunden. Ein „Bierzelt“ ohne Zelt gibts natürlich auch. Es besteht aus Plastikstühlen und vereinzelten Sonnenschirmen. Weizen aus einem Platikbecher zu trinken ist auch nicht so das Wahre 😉
Jeder Besuch auf diesem Markt war sehr besonders. Ich war viele Male dort, aber es wurde einfach nie langweilig. Am 1. Tag wollte ich mit Sœur Françoise nur mal kurz drüberschlendern. Aus kurz wurde aber nichts, denn die meisten Händler haben mich einfach nicht gehen lassen wollen. Sie mussten mir erst ihre  Waren zeigen, mir einen viel zu hohen Preis vorschlagen und ein Foto mit mir machen, bevor Françoise mich dann weiterziehen konnte. Außerdem haben sie mir an diesem Tag einen neuen Spitznamen gegeben. Ich heiße nun für alle Blancho. Beim 2. Mal war ich abends mit Freunden dort. Es kamen eine echt super Grupe aus Yamoussoukro. Das ganze Publikum gröhlt und tanzt bei jedem Lied mit. Auch ein Tanzbattle auf der Bühne durfte nicht fehlen. Das witzigste war aber der Songcontest auf der Bühne. Drei Freiwillige wurden gesucht, die spontan ein selbst erfundenes Loblied über die ivorische Biermarke „Number one“ singen mussten.
Bei meinem 3. Besuch bin ich alleine mit allen Foyermädchen zum Markt gegangen. Das war keine gute Idee. Ich bin vorne gelaufen und alle Mädels hinterher. Deshalb wurden sie von den Menschen auf dem Markt als Landeier beleidigt. Die Leute dachten nämlich, die Mädchen würden mir alle folgen, weil sie noch nie eine Weiße gesehen haben. Selbst als ich erklärt habe, dass das alles meine Kinder sind, gab es noch ziemlich viel Theater. Die männlichen Händler haben mich immer am Handgelenk gepackt und zu ihren Ständen ziehen wollen. Das hat den größeren Mädchen überhaupt nicht gefallen und so wäre das echt noch fast eskaliert, also haben wir uns so schnell es ging vom Acker gemacht.
Weihnachtsmarkt#4: Mit allen Schwestern gehen wir auf Geschenkesuche. Ich brauche unbedingt Schuhe für Weihnachten und hab auch schöne gefunden. Sie hätten allerdings umgerechnet 4,50 € gekostet, und die hätte ich auch gezahlt, doch die afrikanischen Schwestern meinten, dass das zu überteuert ist. Während mir der Verkäufer meine staubigen Schuhe auszieht und meine wirklich dreckigen Füße in seine Schuhe steckt (was für ein Service), nutzen ein paar kleine Kinder die Chance, um meine Schuhe anzuprobieren und damit wegzurennen. Die Kinder hatten aber Erbarmen mit mir und haben sie mir nach einigen Probeläufen zurückgegeben
Für 1,50€ kaufe ich mir einen dicken Pulli, weil es morgens wirklich frisch ist.
Am Ende finde ich doch noch hohe Schuhe, die mich 3 € kosten. Die meiste Secondhand-Ware kommt aus Europa. Ich frage mich, wer meine Schuhe wohl schon an welchem Flecken der Welt getragen hat und wie sie es bis hierher nach Duékoué geschafft haben 😉
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Mein Schuhhändler 🙂

Donnerstag, 18.Dezember
3 1/2 Stunden – 2 Packungen Kunsthaar – 33 Zöpfe

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Im Friseursalon - mit dem Produkt werden die Haare entkräuselt

Im Friseursalon – mit dem Produkt werden die Haare „entkräuselt“. Die Frisur des Mädchens im weißem Oberteil heißt übrigens „Rihanna“ 😀

Samstag, 20. Dezember
Das große Kinderweihnachtsfest mit über 450 Kindern war nach langer und harter Vorbereitungszeit endlich da.
In den letzten Tage habe ich manchmal eine Nachtschicht eingelegt, um Dekoration zu basteln, Tickets für die Kinder herzustellen, die Namen der Kinder in Listen abzutippen. Dabei musste ich immer wieder über einige Namen schmunzeln. Marx Lenine war eindeutig der coolste. Jedes der eingeschriebenen Kinder sollte ein Geschenk vom Weihnachtsmann erhalten. Seit Mittwoch haben wir Geschenke sortiert und mit Nummern den Kindern zugeteilt. Die Geschenke waren alle großzügige Spenden. Bis Freitag Nacht fehlten aber noch 150 Geschenke, weil der Transporter aus Abidjan mit unseren Geschenken auf der schlechten Straße zweimal liegen geblieben  ist. Also hat der Weihnachtsmann leider einen Sack vergessen. Die kleinen Geschenke, die die Kinder hier erhalten, sind oftmals das einzige Geschenk zu Weihnachten.
Es wurde viel getanzt, in Stationen gespielt, gegessen, in Gruppen über den Sinn von Weihnachten nachgedacht, die besten Tänzer Duékoués haben performt, der Weihnachtsmann hat Geschenke verteilt… Das Fest ging um 7 Uhr los und gegen 17.30Uhr ging dann das große Aufräumen los. Hinter der Organisation stand Sœur Rosannna mit etwa 25 freiwilligen Jugendlichen. Der lokale Radiosender hier wird die Weihnachtsbotschaft, die die Kinder in Gruppen erarbeitet und formuliert haben ausstrahlen.
Als ich am Ende des Tages die funkelnden Augen der Kinder und die strahlenden Gesichter gesehen haben, war ich nicht nur unendlich müde, sondern auch unendlich glücklich.
Von dem Tag habe ich ein kleines Video in Youtube gestellt, mit einigen Bildern und kurzen Clips –> https://www.youtube.com/watch?v=ZzyYQQzG2lY&feature=youtu.be

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Sonntag, 21. Dezember
Weihnachtsfeier im Foyer: Bereits morgens ging die Kocherei los. Am späten Nachmittag begannen dann die Feierlichkeiten mit einem bunten Programm, leckerem Essen und Tanzen. Mit den Deutschlernern habe ich das Fliegerlied aufgeführt. Wie hätte es anders sein sollen, der Strom war mal wieder den ganzen Tag weg. Ab 18.30 Uhr feierten wir also im Dunkeln mit ein paar Kerzen und Taschenlampen. Das hat dem Fest eine weihnachtliche Stimmung verliehen. Anschließend gab es noch eine Preisverleihung für die fleißigsten, ordentlichsten und hilfsbereitesten Mädels.

große Küchenschlacht für das Festessen

große Küchenschlacht für das Festessen

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Weihnachtssketch

Weihnachtssketch

Danse moderne

Danse moderne

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Montag, 22. Dezember
Alle Mädchen sind nach Hause gefahren. Nachdem ich die letzte Gruppe nach vielen Umarmungen bis zur Straße gebracht hatte, kam mir das Foyer im ersten Moment echt leblos vor und ich hab die Mädchen -so anstrengend die Arbeit mit ihnen auch manchmal sein kann- auf Anhieb vermisst. An diese große Stille hier hab ich mich bis jetzt noch nicht gewöhnt. Ich freue mich, wenn meine Mädels alle am 4. Januar zurückkommen.
Weihnachtsfeier die Dritte: Zusammen mit allen Angestellten der Schwestern (unserem Hausmeister, Nachtwächtern, der Putzfrau, den Lehrern des CPAR, den Verkäuferinnen unserer Boutique und der Krankenschwester) haben wir gegessen und kleine Bescherung für sie gemacht.

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das Foyer"baby"

Mein „Foyerbaby“

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Abschiedsküsschen

Abschiedsküsschen

"Bis nächstes Jahr! Franzi, du wirst uns schrecklich vermissen"

„Bis nächstes Jahr! Franzi, du wirst uns schrecklich vermissen“

Dienstag, 23. Dezember
Beim Schneider hatte ich 2 Stoffe abgegeben, um daraus ein Kleid für Weihnachten und eins für Sivester schneidern zu lassen. Als ich ankomme, ist weder das eine noch das andere ganz fertig. Nach langem Warten habe ich dann das eigentlich für Silvester geplante Kleid bekommen!

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Heiligabend
Morgens habe ich mit den Schwestern die Krippenfiguren restauriert. Die Farbe der schönen FIguren ist an vielen Stellen abgeblättert also haben wir unser Bestes gegeben, um mit Filzstiften und Tuschkasten die verletzten Figuren zu heilen 😉
Um 20.30Uhr ging dann die Christmette los. Bis um 23.30 Uhr war Megastimmung in der Kirche. Danach hab ich dann mit den Schwestern und Isabelle bei gutem Essen, Weihnachtsmusik, viel Herzenswärme und vielen unerwarteten Geschenken bis tief in die Nacht Weihnachten gefeiert.

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Im Sommerkleid zur Christmette *_*

Im Sommerkleid zur Christmette *_*

Maria & Joef in Schwarz

Maria & Joseph in black

Krippenspiel.. auch die Alten dürfen zum Kind!

Krippenspiel – auch die Alten dürfen zum Kind!

Traditionelle Tänze für das Jesuskind

Traditionelle Tänze für das Jesuskind

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Donnerstag, 1. Weihnachtsfeiertag

Die Krippe wurde von Sœur Lucie entworfen - der Stall besteht aus zwei Elfenbeinen und soll symbolisieren, dass Frieden in der Elfenbenküste  das ist, was wir an Weihnachten wünschen.

Die Krippe wurde von Sœur Lucie entworfen – zwei Elfenbeine stellen den Stall dar.  Jesus, der Friedensstifter bringt den Frieden auch nach der schweren Krise des Landes in die Elfenbinküste.

Morgens ging es wieder in die Kirche. Während der lebhaften Messe mit spontanen Tänzen und Jubelrufen wurden außerdem noch 8 Kleinkinder getauft. Aber nicht wie bei uns ein bisschen Wasser über den Kopf, nein so richtig.
Anschließend gab es ein typisch afrikanisches scharfes Essen (zu scharf für Schwestern und Europäer) mit den staatlich angestellten Arbeitern. Ich habe mich auf ein biederes, vornehmes  Essen eingestellt, aber Pustekuchen. Es wurde rumgealbert, mit den Händen gegessen, getanzt und gesungen wie verrückt. Die Freude von Weihnachten war deutlich spürbar.
Abends haben dann die Schwester die Brüder zum Essen eingeladen. Sœur Lucie hat sich wirklich selbst in der Küche übertreffen. Es schmeckt nicht nur himmlisch, sondern sieht auch noch hinreißend aus. Zur Feier des Tages gab es Sparnferkel.

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Freibier für alle – auch für die Allerkleinsten!

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Es war das intensivste Weihnachten, dass ich jemals erleben durfte und ich bin unglaublich dankbar für jeden Moment hier. Ich hab erwartet, dass ich ohne Schnnee, Plätzchen und Weihnachtsbaum nicht in Weihnachtsstimmung komme, aber braucht es das alles wirklich, um Weihnachten zu werden?!
Obwohl hier gerade die Tage wirklich unerträglich heiß sind, werden die Nächte umso kälter. Grund dafür, dass ich an Weihnachten gleichzeitig einen miesen Sonnenbrand und eine Erkältung hatte. Und wieso weiße Weihnachten? – Nein, geschneit hat es nicht, aber der Harmattan bringt so viel Staub und Sand mit sich, dass alle Menschen leicht weiß beschichtet sind.  Auch ich als Weiße kann die Beschichtung bei mir sehen, wenn ich ein bisschen an meiner Haut kratze. 😀

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2014 neigt sich nun dem Ende zu. Gerade könnte ich an keinem Ort der Welt glücklicher sein. Ich freue mich, dass ich in der Elfenbeinküste das neue Jahr beginnen darf.
Danke an alle, die 2014 zu einem unvergesslich schönen Jahr gemacht haben, ob in Europa oder in Afrika!
Danke an alle, die es mir ermöglicht haben, dass ich einen Teil des alten und ein Teil des neuen Jahres hier verbringen darf. <3
Ich wünsche euch für das neue Jahr alles Liebe, viele Glücksmomente, Menschen an eurer Seite, die euer Jahr verzaubern… Kommt gut rüber!
Und ich freue mich auf ein Wiedersehen in 2015!  Macht euch ’ne schöne Zeit.

~ Auf den Moment, der immer bleibt ~

ღ Franzi

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  1. Sophie, Saskia & Thomas

    Liebe Franzi,

    mit Spannung lesen wir immer wieder Deine Berichte in Deinem Blog. Es ist toll auf diese Art und Weise an „deinen Abenteuern“ teilzuhaben.

    Wir wünschen Dir auf diesem Weg noch ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Start in das Jahr 2015.

    Viele liebe Grüße aus Bayern,

    Sophie, Saskia und Thomas

  2. Liebe Franziska!
    Erstaunlich, Deine Weihnachtszeit in Afrika. Es hört sich ähnlich stressig an wie in D. Und es ist eine andere Lebendigkeit; Tänze im kirchlichen Bereich wären bei uns sicher getragener. Ich bewundere Dich, dass Du dieser ganz anderen Kultur soviel „abgewinnen“ kannst, es genießen kannst.
    Danke für Deine guten Neujahrswünsche. Auch wir wünschen Dir eine reiche und lebensfrohe Zeit in Afrika, eine heile Rückkehr – und dass Dir alles gelingen möge, was Du dann vor hast. Gott behüte Dich.
    Liebe Grüße
    Anni und Kurt

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