Mit Don Bosco in Duékoué

Franzi in der Elfenbeinküste

7- Ach du liebe Zeit!

…genau das höre ich Oma sagen, wenn ich sie anrufen könnte, um ihr zu erzählen: Malaria hat mich erwischt.

Zuerst einmal eine Entwarnung, bevor ihr euch jetzt Sorgen macht. Ich bin wieder gesund und mir geht es gut! 🙂
Noch vor wenigen Tagen scherzten wir mit den Schwestern, wer als Nächstes an der Reihe ist, krank zu sein. Denn eine Schwester hat die andere abgelöst. Es fehlten nur noch Irène und ich. Wir haben beide dankend abgelehnt. Unsere Witze sind Realität geworden. Zuerst Irène, dann ich. Nun hoffen wir alle, dass das Ganze nicht wieder von vorne beginnt.
Am Dienstag ging es bei mir los. Stechende Kopfschmerzen, Afrika dreht sich irgendwie um mich. Mir ist hier ja meistens sowieso heiß, aber ich glühe richtig. An Malaria hab ich absolut nicht gedacht. Ich werde sofort zur Krankenstation auf dem Missionsgelände geschickt. Die ist keine 5 Meter von meinem Zimmer entfernt – ganz schön praktisch, einen „Haus“arzt zu haben. Für mich war es sehr spannend, die Krankenstation mal von innen zu sehen und auch, wie Jacques, der Arzt, arbeitet. Er kommt aus Mali, ist noch sehr jung und hat nun ein Jahr hier in Duékoué verbracht. Am Ende des Monats geht er zurück in seine Heimat (dafür kommt sein Bruder, ein Krankenpfleger zu uns), um sich dann zu spezialisieren. Er möchte sich mit Unterernährung bei Kindern beschäftigen – traurig, dass es das in unserer Welt noch gibt.
Für uns und Duékoué ist es sehr schade, dass Jacques uns verlässt. Er ist ein sehr guter Arzt. Man munkelt, er sei sogar besser als die erfahrenen Ärzte im Krankenhaus von Duékoué 😉

Jacques nimmt sich ganz viel Zeit für alle möglichen Untersuchungen und mindestens genau so viel Zeit, um mir alles genau zu erklären, da er von meinen Medizinplänen weiß. Sein Humor und sein offenes Ohr tragen außerdem dazu bei, dass es mir trotz allem gut geht und ich nicht den Kopf hängen lasse. Er sagt mir, dass die Psyche im Genesungsprozess oft eine wichtige Rolle spielt, also nehme ich eine optimistische Haltung ein. Ich fühle mich hier in guten Händen.
Der Malariaschnelltest hat mich fasziniert. Ein kleiner Piekser in den Finger (wie beim Zuckermessen), ein kleiner Tropfen Blut und dann kurz abwarten. Das Ergebnis war aber weniger erfreulich.

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Malariaschnelltest – positiv

Da ich aus Deutschland Malarone mitgebracht habe, musste ich Jacques den Beipackzettel übersetzen. In meinem Zustand war mein Französisch eher miserabel, dass das echt lustig wurde. Aber nach ein paar Minuten wussten wir dann alles wichtige zur Behandlung.
Ich wurde sehr gut von den Schwestern und auch vom Arzt umsorgt, mit Vitaminen vollgestopft, aufgeheitert, oft besucht… Ich bin sehr dankbar dafür.
Nach 3 Tagen ist die Behandlung mit Malarone abgeschlossen. Trotz allem habe ich noch/wieder Fieber und einen brummenden Kopf. Zur Sicherheit gehe ich in eine Klinik, wo mir Blut abgenommen wird, um es auf Malaria und Typhus zu testen. Ihr müsst euch die Klinik so vorstellen: Ein kleines Haus in einem Hinterhof mit mehreren kleinen Zimmern, einem Arzt und zwei eher weniger kompetenten Arzthelferinnen.  😉 Es entspricht bestimmt nicht den deutschen Hygienestandarts, aber wirkt trotzdem sauber. Das witzigste war, dass der Arzt  einen Handschuh um meinen Arm gebunden hat, um mein Blut zu stauen. Und wie er sich über meine deutlich sichtbaren blauen Venen gefreut hat. Malaria ist noch da, Typhus habe ich zum Glück nicht. Ein weiteres Medikament gegen Malaria. In den letzten 6 Tagen habe ich so 51 Tabletten geschluckt. Mein absoluter Rekord! Aber was sein muss, muss sein.

Als ich mit einem der ältesten Mädchen aus dem Foyer über Malaria gesprochen habe, war sie ganz erstaunt, dass es mein 1. Mal ist. Das kann sie nicht verstehen. Auch als ich ihr erkläre, dass ich vorher noch nie in Afrika war, versteht sie es nicht. Sie versteht es nicht, weil sie nicht weiß, dass es in Europa kein Malaria gibt.

Wenn man Malaria selber hat, dann ist das anders als nur die traurigen Zahlen in den Nachrichten zu hören. Ich sehe, wie sehr ich auf Hilfe angewiesen bin. Was ohne eine Behandlung, einen Arzt, Medikamente mit mir geschehen wäre, ich weiß es nicht.
Mein Blut zu untersuchen kostet ca. 17 Euro, das Medikament knapp 4 Euro ( In Deutschland zahlt man dafür das Zehnfache!). Abgesehen von den Arztgebühren… Wie können sich das die Ärmsten der Welt leisten? Wäre es nicht so einfach, Menschenleben zu retten!?  Und jeden Tag sterben aufs Neue so viele Menschen. Fast 1 Million Menschen pro Jahr! Unschuldig, weil sie am falschen Flecken geboren sind?! Weil sie sich kein Moskitonetz leisten können und erst recht keinen Arztbesuch. Was ist daran gerecht, dass ich überleben darf und anderen dieses Recht verwehrt bleibt. Warum dürfen sie nicht? Umso mehr hat es mich diese Woche gefreut, dass im örtlichen Krankenhaus an die „Bürgermeister“ der Dörfer kostenlos Moskitonetze verteilt wurden, die sie dann in ihren Dörfern weitergeben können.

An dieser Stelle möchte ich mich noch  bei der Merianapotheke in Mosbach für die großzügige Medikamentenspende bedanken. Der Arzt hat sich mit einem riesigen Lächeln auf den Lippen DANKE gesagt. Das möchte ich euch weiterschicken.
Und auch ein großes Danke an alle fürs „an-mich-denken“, so konnte ich schnell wieder gesund werden!

Wer sich ein paar Bilder von der Krankenstation und dem Arzt anschauen will, kann dies auf Facebook tun: https://www.facebook.com/pages/Dispensaire-FMA-Du%C3%A9kou%C3%A9/641314862555597?fref=ts

Liebe Grüße..
an alle Kranken: Gute und schnelle Besserung! Spezieller Gruß an Paps Rücken!
an alle Gesunden: Bleibt gesund und schätzt es! Es ist ein Geschenk. 🙂

Eure Franzi

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  1. Liebe Franziska!

    Gott sei Dank bist Du wieder gesund. Und lass die Mücken in Zukunft an Dir vorbei fliegen… Durch eigene Erfahrungen kann man vieles besser verstehen. Z. B. warum überlebende Juden nach dem Holocaust sich fragten: Warum durfte ich überleben und andere nicht? So dachtest Du auch, im Blick auf soviele, die an der heilbaren Krankheit Malaria sterben. – Gott hat noch viel mit Dir vor! Wir wünschen Dir ein langes Leben, in dem Du vielen Menschen – vielleicht zur Heilung von Malaria – helfen kannst…
    Gott behüte Dich. Liebe Grüße
    Anni und Kurt

  2. Marietta Lang

    Hallo Franzi, Gott sei Dank, dass du wieder gesund bist. Wir haben uns alle große Sorgen um dich gemacht und viel an dich gedacht und für dich gebetet. Du hast recht , wenn man gesund ist, sollte man dankbarer sein. Vieles ist sehr ungerecht verteilt auf dieser Welt. Es gibt noch viel zu tun. Aber du bist ja schon dabei. Liebe Grüße von Marietta

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