Tamil, Marathi und Hindi

Jetzt bin ich schon über 2 Wochen hier in Mumbai und die Zeit braucht man auch mindestens um anzukommen, wenn man sonst noch nie außerhalb Europas unterwegs war. So langsam habe ich ein tägliche Routine und lebe mich gut ein. Die Monate mit sehr viel Regen sind schon vorbei und es regnet jetzt nur noch ungefähr zwei mal die Woche. Das feuchte Klima macht mich immer mal wieder müde, sodass ich mir einen Mittagsschlaf gönne. Nach einer Stunde sollte der Wecker mich wach machen, aber es kam auch schon häufiger vor, dass ich dann noch 2 Stunden weiter geschlafen habe. Abends kühlt es leider nur um zwei Grad im Vergleich zur Mittagstemperatur ab: Von 29 °C auf 27 °C. Tauschen würde ich aber trotzdem nicht mit dem Wetter in Berlin. Wie sich 13°C mit Regen anfühlt, kann ich mir kaum noch vorstellen.

Unter der Woche verbringen wir jetzt immer mehr Zeit im Shelter. Die älteren Jungs können gut Englisch und die Jüngeren sprechen oft nur wenige Wörter. Wenn etwas nicht ganz verständlich ist, gibt es aber immer jemanden der übersetzten kann. Manchmal ist es, meiner Meinung nach, auch nicht wirklich wichtig, dass wir etwas verstehen. Mit dem Wissen, dass wir nur Englisch sprechen, kommen einige kleinere Jungs immer wieder auf uns zu, gucken uns an, texten uns mit Hindi voll und lachen dann. Mittlerweile antworten wir manchmal einfach auf Deutsch und sehen dann den selben fragenden Blick, den wir wahrscheinlich bei Hindi abgeben. Das ist neben Englisch die zweite Amtssprache hier in Mumbai. Jeden Tag bekomme ich ein paar neue Wörter und kurze Sätze in Hindi beigebracht. Dazu habe ich mir jetzt auch ein kleines Vorkabelheft angelegt, wo ich fast jeden Tag etwas reinschreibe. Dabei lernen ich die Wörter nur zu sprechen und nicht zu schreiben. Das reicht für die Verständigung völlig aus und ist erst mal einfacher als die Zusammensetzung von jedem Wort aus einigen der 83 Buchstaben noch dazuzulernen.

Hindi auf Neunte-Klasse-Nivaeu

Bisher kann ich sagen, wie ich heiße, wo ich herkomme, dass ich Hunger habe (kommt nicht vor) und die Zahlen bis 13. Immer wenn ich etwas richtig nachgesprochen habe, wackeln alle mit dem Kopf, was soviel bedeutet wie ,, ja“. An manchen Tagen werde ich aber auch stark verwirrt, weil mir neben Hindi, auch Wörter in Tamil und Marathi (zwei anderen große Sprachen in Indien) beigebracht werden. Futur-Formen und die Vergangenheit in Hindi habe ich bisher ebenfalls dankend abgelehnt. Funfact: Insgesamt gibt es 22 Sprachen und über 1800 Dialekte in Indien. Deutsche Wörter wollten ein paar Jungs auch schon lernen: Tschüss, Tischtennis und Guten Tag gehören bisher zu ihrem Wortschatz.

Fußballplatz (mit Flutlicht)

Abends spiele ich ab und zu Fußball. Das Spiel muss man sich aber ganz anders vorstellen als europäischen Fußball. Der Ball wird vom Torwart zur Mittellinie geschossen und ab dann wird schnell hin und her gepasst. Weil es deutlich voller auf dem Feld ist, hat fast jeder mal den Ball, bis dieser irgendwann vor dem Tor auftaucht und glücklich eingeschoben wird. Ein einziges Gestocher, an das ich mich noch gewöhne. Trotzdem wird mir gesagt, nachdem ich den Ball wieder verloren habe: ,,nice try” oder ,,you played like Messi”. Es hat mehr als eine Woche gedauert, bis ich mein erstes Tor geschossen habe. Besonders beim Fußball sind die Jungs auch fasziniert von meiner Größe. Manchmal kommen sie zu mir, stellen sich neben mich, legen ihre Hand auf ihren Kopf und bewegen dann die Hand zu der Höhe an meinem Körper, die ihrer Größe entspricht. Ihre Hand kommt meistens irgendwo zwischen meinem Ellbogen und meiner Schulter an. Der Begriff ,,Burj-Khalifa-Jump“ ist ebenfalls fest integriert und bezeichnet mich, wenn ich mal hoch springe. Nach dem Fußball gibt es immer was zu Essen. Darum geht es dann nächste Woche…

Vorheriger Beitrag

,,Renn, da kommen die Autos!“

Nächster Beitrag

Chapati, Kulfi und Jalebi

  1. Hallo Emmanuel,
    jetzt hinterlasse ich auch mal einen Kommentar- stille Mitleserin war ich schon bei deinen vorigen Einträgen. Und ich hätte gedacht, die Shelterjunges sprechen hauptsächlich Marathi und nicht Hindi- wieder was gelernt.
    नंतर पुन्हा भेटू!
    Viele Grüße aus dem Bonner Volunteers Büro!
    Ulla

  2. Melanie Grätz

    Könnte deinen Blog immer weiter lesen….Super geschrieben. Schön, dass du dich dort gut einlebst.
    😃👌

Schreibe einen Kommentar

Ich stimme zu, dass meine Angaben aus dem Kommentarformular zur Beantwortung meiner Anfrage erhoben und verarbeitet werden. Hinweis: Sie können Ihre Einwilligung jederzeit für die Zukunft per E-Mail an info@donboscomission.de widerrufen. Detaillierte Informationen zum Umgang mit Nutzerdaten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Läuft mit WordPress & Theme erstellt von Anders Norén