Was ich hier von Tag zu Tag mehr verliere, ist mein Zeitgefühl. Seit dem 7.September bin ich hier in Shkodër, im Norden von Albanien und die Zeit vergeht rasend schnell.

Ob ich mich in der neuen Kultur gut eingefunden habe?

Ja! Seit meiner Ankunft fallen mir täglich eine Menge kulturelle Unterschiede auf und ich habe schon ein paar Kulturschocks hinter mir gelassen. Ein Unterschied ist, dass in Albanien die meisten älteren, sowie manche jungen Leute kein Englisch sprechen können. Somit ist die Kommunikation manchmal nur mit Händen und Füßen möglich. Um die Sprachbarriere zu überwinden und tiefer in die Kultur einzutauchen, bekomme ich mehrmals die Woche Albanisch Unterricht.

„Albanisch, wie hört sich das eigentlich an?“,

wurde ich von meiner Tante gefragt. Für mich ist Albanisch nicht mit einer Sprache der deutschen Nachbarländer vergleichbar, auch nicht mit Englisch. Die Sprache hört sich neutral an.

ein gewöhnlicher Hefteintrag

Jetzt führe ich Sie durch die Anlage.

Das Oratori besteht aus einem riesigen Sportplatz und einem großen Gebäude. Hier drinnen sind zum einen die Zimmer der Salesianer. Unter der Woche wohnen hier auch Schüler, deren Familien abgelegen von Shkodër wohnen und zu denen sie nur am Wochenende fahren.

das Oratori

Außerdem gibt es eine Küche mit Esszimmer und ein paar Aufenthaltsräume. Seitdem die Weltmeisterschaft im Fußball angefangen hat, werden hier alle Spiele mitverfolgt. Außerdem gibt es Konferenzräume, eine Kapelle und im Erdgeschoss befinden sich kleine Klassenzimmer. Gleich neben dem „Sportplatz“ steht außerdem eine Kirche.

Verlässt man das Kirchengelände und geht die Straße „Rruga Don Bosko“ kurz entlang, erreicht man ein Schulgelände. Hier wohnen Schwestern, welche tagsüber in dieser Schule tätig sind. Außerdem befindet sich hier mein Zimmer.

Und meine Aufgabe?

Unter der Woche betreue ich hier nachmittags und abends Mädchen, während sie ihre Hausaufgaben erledigen. Auch diese Mädchen wohnen unter der Woche in der Schule.

Freitags, samstags und sonntags findet keine Hausaufgabenbetreuung statt. Stattdessen bin ich in dieser Zeit bei den Kindern und Jugendlichen im Oratori (außer sonntags). 5-jährige Kinder bis 30- jährige Erwachsene haben hier viel Spaß gemeinsam. Da das Oratori von vielen Schulen umgeben ist, sind die meisten Besucher Jugendliche.

Das Ziel?

Der Gedanke hinter all dem ist, dass junge Menschen durch Ausflüge, Sport, Spiele und gemeinsame Zeit, in Harmonie miteinander aufwachsen. Soziale und religiöse Unterschiede werden hier komplett ignoriert.

Die meisten Tage meines Freiwilligendienstes laufen sehr gewöhnlich ab. Doch mit einer großen Ausnahme, dem 28. November.

Dieser Tag wurde überall riesig gefeiert, denn er ist ein Nationalfeiertag in Albanien und im Kosovo (dem Nachbarland). Es wurden 110 Jahre Unabhängigkeit gefeiert. Nach über 500 Jahren der Unterdrückung durch das Osmanischen Reich, wurde am 28. November 1912 die Unabhängigkeit ausgerufen.

Bei uns wurde zu diesem Anlass ein Road-Trip nach Kosovo organisiert. Teilnehmer waren einige Salesianer, Animatoren aus dem Oratori und auch ich wurde eingeladen.

Am 28. November ging es für uns in einem kleinen Bus nach Kosovo. Unser erstes Ziel war die Stadt Prizren (im Süden Kosovos). Dort angekommen wurden wir zuerst durch eine, der zwei einzigen Kathedralen des Kosovos geführt, sind danach kurz durch ein historisches Museum gestreift und waren im Anschluss festlich Essen. Zur Feier des Tages wurde die gesamte Stadt von tausenden Albanien Flaggen geschmückt, überall war traditionelle albanische Musik zu hören und viele Leute waren schwarz/rot gekleidet.

die Stadt Prizren
im Innenhof des Museums

Um 16 Uhr ging es weiter in die Stadt Gjilan (im Osten Kosovos). Unser Ziel war die dortige Don-Bosko-Schule. Ihr könnt euch nicht vorstellen wie überrascht ich war, als ich dort plötzlich auf Laresa gestoßen bin. Wir kennen uns von den Vorbereitungsseminaren und sie leistet dort ihren Freiwilligendienst.

Am nächsten Morgen ging es weiter in die Hauptstadt Pristina (ungefähr mittig im Kosovo). Zuerst haben wir eine Führung durch die zweite Kathedrale von Kosovo bekommen. Mit ein paar weiteren spannenden Zwischenstopps ging es dann abends wieder Richtung Shkodër.

Alles in allem gab es viele unvergessliche Momente.