Charli in Bolivien

Ein Jahr mal anders

Kinderleicht gemacht: Das Proyecto Don Bosco in Santa Cruz!

Ich bin nun fast einen Monat in Santa Cruz, habe begonnen zu arbeiten und langsam wird es Zeit, über die verschiedenen Einrichtungen Don Boscos hier aufzuklären.

Allgemein gibt es in Bolivien viele Straßenkinder. Allein in Santa Cruz sollen es circa 2000 sein (Angabe Don Bosco 2011). Damit geht ein großer Bedarf an sozialen Einrichtungen einher.
Don Bosco bietet Kindern und Jugendlichen verschiedene Anlaufstellen und eine langfristige Unterkunft.

Doch welche Kinder sind hilfsbedürftig und können in Don Bosco Einrichtungen aufgenommen werden?
Zum einen natürlich Kinder, die aus verschiedenen Gründen auf der Straße leben. Sie entscheiden sich selbst dazu, sich in die Obhut der Don Bosco Projekte zu begeben. Sie haben oft werde Eltern noch einen Nachweis für ihre Identität.
Zum anderen junge Menschen, die vom bolivianischen Jugendamt zu ihrem eigenen Schutz aus den Familien genommen worden sind. Gründe dafür können zu wenige Geld, zu wenige Zeit der Eltern, aber auch emotionale, physische oder sexuelle Gewalt sein. Denn anders als in Deutschland wird hier nicht der violente Teil aus der Familie genommen, sondern die Kinder.

Wer sich dafür entscheidet, im Projekt Don Bosco zu leben, durchläuft verschiedene „Stationen“.

Hier ein kurzer, vereinfachter Überblick des Proyecto Don Bosco in Santa Cruz

Die erste Station stellen das Techo Pinardi (techo = Dach) und das Patio (patio = Hof) dar. Das Techio Pinardi im Zentrum der Stadt bietet warme Mahlzeiten, Duschen und sichere Übernachtungsmöglichkeiten. Rund 70 Jungen können hier her kommen und einen geregelten Tagesablauf und ein friedliches Zusammenleben erfahren.
Ähnlich verhält es sich mit dem Patio. Um die 60 Kinder (beiderlei Geschlechts) bis 16 Jahre können in dieser Einrichtung unterkommen.
In dieser ersten Station sind die Mädchen und Jungen übergansgweise für einen Monat (meist länger), bis entschieden ist, ob sie weiterhin die Obhut des Don Bosco Projekts benötigen.

In den meisten Fällen wird das auch so entschieden. Dann geht es zur zweiten Station: Hogar Don Bosco, Mano Amiga oder die Granja Moglia.
Ins Hogar (= Heim) kommen ausschließlich die Jungs. (Hier arbeite ich mit vier meiner deutschen Mitvoluntäre.) Die „Chicos“ werden hier rund um die Uhr von Erziehern betreut, gehen in die Schule (sobald es Alter und körperliche Verfassung zulassen), spielen, essen und lernen zusammen. Auch der gemeinschaftliche Kirchgang und der wöchentliche Rosenkranz ist inklusive. Die Jungs sind nach Alter in drei Gruppen unterteilt. Die Jüngsten und die Ältesten sind direkt in Santa Cruz im Hogar.
Die Mittelalten befinden sich zur Zeit eine Stunde außerhalb auf der Granja Moglia (granja = Farm). Sie war ehemals dazu gedacht, Kinder von der Straße zu holen und ihnen einen Neuanfang fernab von Drogen und dem alten Umfeld zu ermöglichen. Heute wird sie ähnlich wie das Hogar genutzt, nur dass es viele Tiere und auch landwirtschaftliche Fläche gibt. Die Jungs müssen bei allem mithelfen und können so erfahren, dass Tiere, Pflanzen und auch sie selber wachsen und gedeihen können, wenn man sie pflegt.
Zum Hogar und der Granja gibt es auch ein Pendant für Mädchen: Das Mano Amiga (= Hand des Freundes). Dort lebt hauptsächlich der weibliche Teil der Schutzbedürftigen bis 16 Jahre. Häufig werden hier aber auch Geschwisterkinder mit aufgenommen. Dazu kommen im Mano Amiga noch Jungen und Mädchen mit geistigem Handicap.

Die letzte Station stellt das Barrio Juvenil (= Jugenddorf) dar. Die jungen Erwachsenen bekommen eine begleitete Übergangsphase zu ihrem eigenen, selbstständigen Leben. Wer hier lebt, macht entweder eine Ausbildung, studiert oder hat einen Arbeitsplatz. Im Dorf gibt es eine Schreinerei, eine Handwerksmanufaktur und eine Bäckerei (die leckeres deutsches Brot herstellt!).

Padre Octavio (78) ist Gründer der Proyecto Don Bosco in Santa Cruz

Don Bosco bietet also ein sinnvoll aufeinander aufbauendes und funktionierendes System, um jungen Menschen aus schwierigen Lebenslagen zu helfen. Dabei sind alle Einrichtungen gut mit Personal und Material ausgestattet: Überall gibt es eine(n) Psychologen/in, eine(n) Sozialarbeiter/in, eine Krankenschwester, Erzieher und natürlich uns Voluntäre. J Dazu genügend ausgewogenes Essen und ausreichend angemessene Kleidung. Das ist in anderen Heimen nicht der Regelfall!
Für alle Einrichtungen gilt das Grundprinzip der Lehre Don Boscos: Verstand, Liebe und Religion sollen sich die Waage halten. Die Jungen und Mädchen sollen zu guten Christen oder Staatsbürgern werden – selbstständig und zuversichtlich.
Und noch etwas wird hier groß geschrieben: ¡SOMOS FAMILIA! (Wir sind eine Familie!) Das bedeutet einen vertrauensvollen und respektvollen Umgang miteinander.
Und das kann man spüren! Wir Voluntäre nennen es den „Don Bosco Spirit“.

Ich mag meine Jungs und meine Arbeit sehr gerne. Sie sind es jeden Tag auf´s Neue wert!
Und sollte ich mal einen schlechten Tag haben, gehe ich 300 Meter die Straße runter ins Hogar und schau in lachende Jungsgesichter, die meinen Namen rufen.

 

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  1. Claudia Kühnel

    Hola Charli,
    Danke für deine Infos zum Don Bosco Netzwerk vor Ort bei dir in Santa Cruz. Schön, wie du beschreibst, dass du nur in die lachenden Gesichter deiner Jungs blicken musst, um dich von ihrer Fröhlichkeit anstecken zu lassen! Ich kann mir das so richtig vorstellen… Da wird mir selbst ganz warm ums Herz! Ich glaube, du bist am richtigen Ort angekommen…

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