Briefe Aus Indien

Ein Jahr in Vijayawada!

Die Kehrseite

Wenn mich jemand fragt, wie es mir in Indien denn gefällt, dann fällt es mir wirklich schwer, zu antworten.
Es wird ja erwartet, dass man einfach sagt: „Ja, es gefällt mir sehr gut hier und das Essen ist anders, aber lecker und sowieso…“
Aber so einfach finde ich es nicht. Indien ist einfach komplett anders, als alles, was mich bisher umgeben hat. Das kann man nicht in einer Dokumentation im Fernsehen oder in einem Bildband wiedergeben. Es ist natürlich alles sehr interessant und ich freue mich, dass ich hier sein darf und mit den Kindern aus dem Projekt arbeiten kann.
Aber es gibt auch eine Menge Sachen, die einen erstmal Schlucken lassen und ein paar Sachen, die einem manchmal zu schaffen machen.

Ein Beispiel dafür ist die Armut, der man hier jeden Tag begegnet. Es gibt sehr viele Menschen mit schweren Krankheiten, viele Menschen, die betteln. Als Jonas und ich gestern Schuhe kaufen gegangen sind (ich habe nämlich nur feste Schuhe mitgenommen, die ich seit dem Ankunftstag nicht mehr benutzt und mir stattdessen bis gestern Jonas zweites Paar Sandalen geborgt habe), haben wir zum Beispiel ein Kind mit einer Erbkrankheit gesehen, das bettelnd mitten in der Einkaufspassage saß, fast als wäre es eine Attraktion, für die man bezahlen sollte. Häufig rennen uns auch Kinder hinterher, zerren an unseren T-Shirts und zeigen dann auf ihren Mund, als wären sie hungrig. Als uns das das erste Mal passiert ist, hatte Jonas zufällig noch ein wenig Reis in einer Tüte dabei, die er den Kindern gab, nachdem sie uns ein paar Meter hinterhergelaufen waren. Die Kinder nahmen den Reis, liefen weg und warfen ihn dann auf die Straße. Einfach so. So hungrig waren sie also doch nicht…

Das ist nur eine der Sachen, die mich zögern lässt, wenn man mich fragt. Ich möchte nicht einfach sagen, es gefällt mir hier und damit ist es ok. Aber trotzdem bin ich froh, hier zu sein, das alles erleben zu dürfen und in einem Projekt arbeiten zu dürfen, das sich dafür einsetzt, dass Kinder eben nicht auf der Straße betteln müssen.

Zum Abschluss nochmal ein Bild, das es letztes Mal leider nicht in den Artikel geschafft hat.

Ich hoffe, es geht euch gut und die von euch, die jetzt Ferien haben und nach Norwegen oder sonstwohin fahren haben eine gute Reise :-)!
Liebe Grüße,
Jonathan

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  1. ainex2

    Jonathan, Deine Berichte finde ich sehr lebendig und einfühlsam. ich lese Deinen Blog gerne.
    Sag mal , hast Du auch Kontakt zu Christen in Deiner Arbeitsumgebung ?

    Ich wünsche Dir weiterhin viele gute Erfahrungen….Bis bald mal

  2. Ursula Reuter-Franzen

    Hallo lieber Jonathan,
    Du schreibst einen sehr interessanten Blog. Kompliment!
    Wir sind immer ganz gespannt auf Deine Folgeeinträge.
    Den beiden „Indien-Fahrern“ Jonathan und Jonas wünschen wir alles Gute!

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