Zu allererst möchte ich anmerken: „Besser spät, als nie.“

Denn was hier nun folgt sind Tage. Eigentlich nie habe ich geschrieben, was ich hier so tue, den ganzen Tag. Umso öfter wurde ich danach gefragt.

„Alltag“ und „Einmaltag“.

Also lehnt euch zurück, zieht die Brille auf oder ab – wie es euch beliebt.

Um nun sowohl mein ganzes Jahr miteinzubeziehen, dessen Wochenplan sich (wie vielleicht der ein oder andere doch irgendwo abgespeichert hat) alle 4 Monate fast gänzlich geändert hat, als auch um die Lücke in den Blogs meiner beiden tollen Mitbewohnerinnen zu kompensieren oder gar ihre zu dem Meinen inzwischen übergelaufenen Leser mitanzusprechen, lest ihr nun:

Drei Volontärinnen und ihre, sowie die Zitate ihres Umfeldes an einem ganz normalen Montag in einem ganz und gar nicht normalen Jahr.

„Alltage“

(alle inhaltlich wichtigen Worte wurden für das Verständnis aller Leser ins Deutsche übersetzt)

6:40Der Vogel auf der Dachrinne schreckt hoch. „Smmm…smmmm…
durch den Monsun… smmm… Regen mehr fällt …“
Handywecker klingelt. Sie macht Ihn aus und dreht sich noch einmal um
7:00 Eine: „mawuuu“, übertrieben freundlich, doch mit dem
ungemütlichen Unterton eines Morgenmuffels wird sie von einer
anderen aus dem Bett geholt, die Dritte ist bereits im Bad,
die Türe wie immer offen
7:16 „Ich bin mal unten“, Eine bereits mitten am Essen, eine kommt,
die dritte noch entspannt am Bastelsachen richten.
7:40
Zwei füllen ihre Flaschen auf, die der Dritten ist wie immer noch
fast voll vom Vortag
7:45 „Kekeno! Hallo, Nach Hindé! …Zwei Personen? …500! …Nein, 500!“
„nach Ladji? 300!… 400? Nein, 300! Ich kenne den Weg!“
Maison du SoleilEspace Eveil Maison de
l’Esperance
8:02 „Dodo!“,
Schlafenszeit
für die Kleinsten
„Es geht uns gut,
danke und dir?“
vielstimmige
Begrüßung bei den
Kleinen
„Hast du gut
geschlafen?“
Der erste
Smalltalk am
Morgen bei den
Großen
9:00 „Soll ich Ihn auf
den Rücken
nehmen?
Irgendjemand hat
hier eine volle
Windel!“
„Spielsachen
einsammeln und
dann alle Blicke an
die Tafel!“
Dingeling ..
„Versammelt euch
zum Wort des
Tages!“
10:28 „Schau mal da,
deine
Mama ist da!“
…die Mamas kommen
zum Stillen
„Gedicht: meine
Schule… ich schreibe,
ich singe…“
Dann gehen die
Großen, die Kleinen
kommen
„Bonne travaille,
tout le monde“
.. die Arbeit in
vollem Gange
12:03 „Alle Kinder reinholen, es gibt Joghurt“ Die Kinder werden von der Matte im Garten geholt „Es ist Zeit, ich erhebe mich, Tschüss Fofo, Tschüss Tata, bis morgen“ … dann: Besen schnappen „Immernoch nicht fertig? Es ist schon Mittag, wer ist heute dran mit Tischdecken?“
13:08 „Dodo!“,
„Tschüss Tata,
bis Morgen!“
„Danke fürs
herfahren, hier sind
deine 150! Schönen
Abend“
Dingeling …
„Auf geht‘s, Es gibt
Essen!“
13:40 „Satt, aber: Ohje bin ich schon wieder müde,
wir müssen noch kurz die Bastelidee fertig vorbereiten!“
14:45 „Bis morgen! Ja genau, wir
arbeiten heute Abend in der
Baracke! Wir müssen los!“
„Ja genau, ich bleibe da
zur Mitarbeiter-
Versammlung“
15:02„Hallo! Hallo! Hallo Fofo,
Hallo Tata,
ja wir haben etwas vorbereitet“
Handschlag, Faust,
Daumen, Schere…
„Im Namen des Vaters,
des Sohnes..“
Gebet zu Beginn
der Versammlung
15:08 „Eja, eja, Mädels kommt her!
Setzt euch an die Tische zum
Basteln!“
-zuhören-
16:51 „Es ist Zeit! Hilf mir mal kurz
meinen Korb
auf den Kopf zu heben!“
und dann: Besen schnappen
„Da keiner mehr was hat,
sind wir für heute fertig!“
17:03 „Zogbo! Hierher!“ „Zogbo!“
…so irgendwelche Fahrer
„Ich bin da, steigt auf“
…so unser Standartfahrer
„jetzt erstmal kurz
hinsetzen“
… bereits zu Hause
18:41 „Auf gehts ihr zwei, wir müssen runter! Rosenkranz fängt gleich an!“
19:39 „Amen“ … Essen mit der Schwesterngemeinschaft
20:27 Schwestern: „Gute Nacht, bis morgen!“
Antwort: „Nein wir können noch nicht schlafen,
wir müssen noch für morgen vorbereiten!“

„Einmaltage“

Nicht viele Tage aber sind in solch klare Muster einzuordnen. So möchte ich euch auch nicht einige der vergangenen „Einmaltage“ und „Einmalstunden“ der letzten Monate vorenthalten:

Zwischenseminar

…in Ghana. Im Februar durften wir eine wunderschöne Woche mit anderen Volontären in Ghana verbringen. Mehr dazu findet ihr bald hier.

Ghanaurlaub

…spontan, im Anschluss an unser Seminar. Eine kleine aber sehr feine Reise im Süden Ghanas. Mehr dazu ebenfalls bald hier.

Karfreitags-prozession

…im Regen mit hunderten Mitläufern. Schon bald gingen die Lautsprecher nicht mehr und man watet blind der Masse folgend durch Knietiefes Dreckwasser durch die Straßen

Hochzeit

…eines Mitarbeiters mit tanzendem Einlauf, viel lauter Musik und einem Überfluss an Rosa und Weiß, Dresscode miteingeschlossen.

Ostern

… mit Ostersüßigkeitensuche (auch im Baum) mit den Heimmädchen, überlanger Osternacht und einem Basketballspiel mit den Schwestern.

WG-Geburtstage

…Wurden bei uns auch gerne mal willkürlich 6 Wochen später gefeiert. Dann aber umso bunter.

Stadionbesuch

…, kostenlos, mit 23.000 anderen im überfüllten Fußballstadion, bedeutete die unerwartete Qualifikation zu den Afrikameisterschaften, Benin erfolgreich wie nie zu vor. Doch eigentlich waren die Menschenmassen spannender als das Spiel.

Ausflug zur Farm

…“Valponasca“, einem Außenprojekt der Schwestern, zur Diplomfeier. Wieder einmal haben 10 Mädchen hier erfolgreich eine Ausbildung in der Landwirtschaft absolviert.

Oratorioende

… mit noch einmal über 100 Kindern und einer Menge Spaß

Wäsche aufhängen

…sollte auch nicht vergessen werden. Eine, bei dem Ausmaß, durchaus zu würdigende Tätigkeit

Foyerausflug

… mit dem Mädchenheim in die Stadt und an den Strand von Ouidah. Mit den Phytons des Tempels kuscheln, den Spuren des Sklavenhandels folgen und vor den Wellen davonrennen.

Patrozinium

… mit Trommel, Tanz und guter Laune im überfüllten Boot auf den See zur Segnung.

Ausflug nach Ganvié

…dem Venedig Afrikas. Eine Stadt auf Stelzen mitten auf dem riesigen See. Das Hochzeitsgeschenk an die Frau hier traditionell ein Boot.


Auch wenn dieser Blog, wie zu Beginn erwähnt, eigentlich deutlich zu spät kommt, freue ich mich, dass du Ihn scheinbar trotzdem noch liest und noch einmal einen besseren Einblick in meinen „Alltag“ und „Einmaltag“ bekommen hast.

Liebe, im kalten Deutschland, frierende Grüße und bleibt dran, denn:

Noch ist das letzte Wörtchen dieses Blogs nicht gesprochen!

Annika