Hallo zurück zu einem neuen Blogeintrag. Ich werde jetzt endlich mal berichten, wie ich meine Wochenenden hier in Santa Cruz immer so verbringe. Gestärkt vom Freitag, dem einzigen Tag der Woche, an dem wir nicht arbeiten müssen, machen Flori, Johanna, Theresa und ich uns am Samstag um kurz vor zwei auf den Weg ins Hogar. Am Wochenende arbeiten wir nämlich alle zu viert in einer Schicht, und nicht wie unter der Woche zwei am Morgen und zwei am Abend. Kaum im Hogar angekommen, werde ich auch schon von verschiedenen Kindern mit der Frage „Hay piscina?“ bestürmt. Je nach Wetter gehen wir nämlich jeden Samstag mit allen Kindern ins Schwimmbad, das sich nur eine Straße weiter befindet. Nachdem wir den Kindern versichert haben, dass dreißig Grad und Sonne ausreichend gutes Wetter fürs Schwimmbad seien, ziehen sich alle so schnell es geht ihre roten Badehosen an und los geht’s! Bis um vier toben die Kinder (und wir!) ausgelassen im Wasser, was eine sehr angenehme Abkühlung von den heißen Temperaturen hier bietet. Es wird gerutscht, vom Beckenrand gesprungen, Kämpfe auf den Schultern der Volontäre und älteren Jungen ausgetragen und natürlich festgestellt, wer am schnellsten von einer Beckenseite zur anderen schwimmen kann.

 

Nachdem alle wieder im Hogar angekommen, umgezogen und von einem kleinen Snack gestärkt sind, ist es Zeit für die Nachmittagsaktivität. Hier gestalten wir Volontäre zusammen mit den Hermano Mayores (ältere Jungs aus dem Hogar, die ebenfalls für die jüngeren Kinder verantwortlich sind) die Samstagsaktivität, was über Capture the Flag, Basteln, etwas Backen bis hin zum Dauerrenner Fußball alles sein kann.

Letztes Wochenende haben wir zum Beispiel beim Plätzchenbacken schon mal die Weihnachtszeit begonnen. Das Ergebnis war neben vielen von Mehl bedeckten Kindern und Volontären eine riesige Schüssel Plätzchen, die danach auch sofort genüsslich aufgegessen wurden.
Nach der Aktivität scheuchen wir 50 schmutzige und verschwitzte Kinder unter die Dusche und direkt im Anschluss zum Essen. Müde vom Tag wird dann nach dem Abendessen meistens ein Film geschaut (manchmal machen wir sogar Popcorn), und danach heißt es auch schon wieder Buenas Noches, hasta mañana und ab ins Bett.


Für mich geht es dann direkt am Sonntagmorgen um 7 Uhr schon wieder zurück ins Hogar. Sonntag ist der einzige Tag, an dem ich morgens arbeite, und er beweist mir immer wieder, dass ich definitiv kein Frühaufsteher bin. Mit entsprechend kleinen Augen komme ich dann meistens im Hogar an, wo die Kinder (im besten Fall) schon in ihrer Sonntagskleidung auf dem Weg zum Morgenimpuls sind. Wie immer gibt es Kinder, die ihre guten Schuhe nicht finden oder schlichtweg behaupten, sie hätten keine, weswegen wir den Tag meistens erst mal mit einer Jagd nach Schuhen beginnen. Schließlich sitzen aber alle Kinder vollständig ang
ezogen (inklusive Schuhe) und schick gemacht beim Morgenimpuls, nach dem es auch direkt weiter zum Frühstück geht. Bei Brötchen und Tee werde ich dann auch endlich wach, alleine der Zuckerschock durch die zwei Kilo Zucker im Tee reicht dazu aus. Anschließend probieren wir, die Kinder zu motivieren, ihre „Oficios“ zu machen, also kleine Putz- oder Aufräumarbeiten, die erledigt werden müssen. Zum Glück (ich habe auf die Oficios nämlich auch nicht viel mehr Lust als die Kinder ;)) klingelt kurz darauf die Glocke, was bedeutet: Auf zum Gottesdienst! Mit zwei der kleineren Kinder an der Hand geht es in die nahegelegene Kirche zur Sonntagsmesse. Das gefällt mir immer wieder gut, da viel gesungen und sogar getanzt wird. Besonders schön ist es, wenn es ein Fest wie Taufe, Kommunion oder Konfirmation stattfindet.

Taufkinder 🙂

Der restliche Sonntag wird dann meistens entspannt verbracht, von machen Kindern kommen Familien zu Besuch oder wir spielen Fußball oder schauen bei schlechtem Wetter ein bisschen fern. Nach dem Sonntagshuhn zum Mittagessen ist der Arbeitstag um zwei dann für uns auch schon wieder vorbei und wir machen uns auf den Weg nach Hause.

Anders als in Deutschland heißt Wochenende hier für mich also nicht entspannte Freizeit, trotzdem ist es immer wieder etwas Besonderes und eine schöne Abwechslung vom Alltag unter der Woche.

Viele Grüße und bis bald,

Antonia