Hallo, da bin ich wieder. Ich weiß, mein letzter Blogeintrag ist eine gefühlte Ewigkeit her, trotzdem nutze ich jetzt einfach mal die Gelegenheit und schreibe ein kleines Update über die letzten Monate.

Mein erster Urlaub

Nachdem ich fünf Monate von Kindern umgeben war und fast durchgehend gearbeitet habe, hatte ich doch das Bedürfnis nach einer kleinen Pause und außerdem große Lust, ein bisschen mehr von Bolivien zu entdecken. Deshalb bin ich Mitte Januar mit gepacktem Rucksack und meinen Mitvolontären Johanna und Richard in den Nachtbus gestiegen, der uns nach Sucre, die weiße Stadt und Hauptstadt Boliviens, brachte. Diese ungewohnt ordentliche und saubere Stadt im Kolonialstil hat mir sehr gut gefallen, außerdem gaben uns die zahlreichen Museen die Möglichkeit, mehr über Boliviens Geschichte und traditionelle Kunst zu erfahren. Nach einem kurzen und sehr eindrücklichem Stopp in dem auf über 4000 Meter gelegenen Potosí ging es auch schon weiter zum letzten Halt und meinem Höhepunkt unserer Reise: eine dreitägige Tour über den Salar de Uyuni und durch den angrenzenden Nationalpark. Der Salzsee, Vulkane, Wüsten, bunte Seen, Alpakas und Flamingos, Geysire auf 5000 Metern sowie bizarre Felsformationen waren nur einige der Dinge, die wir in diesen drei Tagen bestaunen durften. Noch nie in meinem Leben habe ich so vielfältige und beeindruckende Natur gesehen, ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Zum Schluss unserer Reise legten wir in einer 20-stündigen Busreise ca. 4000 Höhenmeter zurück und wachten am nächsten Morgen im heißen Santa Cruz de la Sierra mit Palmen vor den Busfenstern auf. Ich finde es einfach unglaublich, was für unterschiedliche Landschaften sich hier in einem einzigen Land befinden. Die Natur ist immer wieder eines der Dinge, die ich an Bolivien einfach wunderschön finde. Der Urlaub kam auf jeden Fall genau zur richtigen Zeit, und mindestens genauso schön war es, wieder ins Hogar zu kommen und zu merken, wie viel Spaß mir die Arbeit und das Zusammensein mit „unseren“ Jungs macht.

Unser Zwischenseminar

Und nur gute drei Wochen später musste ich schon wieder meinen Rucksack packen, und los ging es zu unserem Zwischenseminar. Hier haben wir eine Woche zusammen mit den anderen Volontären aus Ecuador, Kolumbien und Argentinien verbracht, viel reflektiert, geredet, uns ausgetauscht und natürlich ganz viel deutsche Milkaschokolade und Gummibärchen gegessen. Die Woche ging unglaublich schnell vorbei und ich fand es superschön, so viel über andere Projekte zu erfahren. Und so schnell war auf einmal auch schon über die Hälfte meiner Zeit hier vorbei.

Kunterbunte Feste

Das wohl wichtigste Ereignis des Jahres hier in Südamerika: die Karnevalszeit! Ein wirklich einmaliges Erlebnis, die Straßen waren für mehrere Tage voll mit Musik, Menschen und natürlich ganz vielen Wasserbomben. Doch damit nicht genug, ich wurde innerhalb weniger Tage nicht nur mit Wasser, sondern auch mit den verschiedensten Farben, künstlichem Schaum, Mehl und Motoröl bespritzt. Man konnte das Haus nicht verlassen, ohne mit irgendeinem der oben genannten Dinge abgeworfen zu werden. Es waren ein paar unglaublich lustige Tage und ich kann jetzt definitiv verstehen, warum sich die Bolivianer schon Wochen davor darauf gefreut haben. Und kaum war Karneval vorbei, konnte auch schon die nächste Farbschlacht beginnen: Ostern. Die Feiertage selbst habe ich mit meiner Familie in La Paz verbracht, die mich für zwei Wochen besucht hat. Ich habe diesen Urlaub sehr genossen, es war schön, ihnen Santa Cruz und Bolivien zeigen zu können. Zurück im Hogar haben wir mit den Kindern natürlich auch noch eine verspätete Osteraktivität gestartet und mit Hilfe von Hefeteig und Lebensmittelfarbe ganz viele bunte Osterhasen mit den Jungs gebacken.

10 Monate

Mittlerweile lebe ich seit fast 10 Monaten hier in Santa Cruz de la Sierra, und mein Leben ist zum Alltag geworden. Es fühlt sich ganz normal an, jeden Tag um zwei auf dem Weg ins Hogar zu sein, schnell auf dem Markt direkt neben unserem Haus einzukaufen, Tag und Nacht Straßenlärm zu hören, von spanischer Musik umgeben zu sein, mit den Kindern zu reden, lachen, spielen, schimpfen und und und. Auf einmal vergeht die Zeit viel zu schnell und ich will noch gar nicht an den Abschied denken, so sehr habe ich alle hier ins Herz geschlossen. Aber ich werde die letzten sieben Wochen auf jeden Fall noch voll genießen. Morgen fahre ich mit allen Kindern für eine Woche ins Ferienlager, darauf freue ich mich schon wahnsinnig. Viele Grüße aus Santa Cruz,
Antonia