Hallo liebe Leser!
Während ihr bestimmt gerade den deutschen Sommer genießt, hat hier mittlerweile die Regenzeit begonnen. Nach 4 Monaten ohne Regen kommen mir dunkle Wolken am Himmel schon fast unglaubwürdig vor. Und doch ist es herrlich, jezt mal wieder feuchte Wassertropfen auf der Haut zu spüren!
Obwohl es hier immer noch angenehme 25°C hat, ist unter den Beninern, so scheint es, der Winter ausgebrochen. Die Zeit der Winterpullis hat begonnen!
Der kleine Vorschüler Jan kam diese Woche sogar mit einem Schneeanzug ins Klassenzimmer. Er war so stolz darauf, dass ihn auch wirklich keiner dazu bringen konnte, seine winterliche Skiausrüstung auszuziehen. Noch nicht mal sein eigener Schweiß, der schon aus den Ärmeln des Schneeanzugs tropfte!
Da sind wir auch schon bei dem Thema, von dem ich euch wie versprochen heute berichten werde: die Vorschule und wie ich eure Spendengelder dort brauchen kann!
Genannt werden sie „Espaces Eveils“!
5 Vorschulen, gegründet von den Don- Bosco- Schwestern, finanziert durch die Spenderorganisation Medecin du Monde Suisse, verteilt in den ärmsten Vierteln der Stadt, ausgestattet durch jeweils 1-2 ausgebildete Erzieher und belebt durch auf den Tag verteilte 90 Kinder pro Vorschule.
Meine Arbeitsstelle liegt im Viertel Djidjé, von dem ich euch im letzten Blogartikel ja bereits erzählt habe!
Mittlerweile sind die Kinder dort zu richtigen, stolzen Schülern herangewachsen und bereit für die 1. Klasse. Jeder mit seiner eigenen, kleinen Persönlichkeit…
Da gibt es einmal die kleine Marie, der schon 2 Milchzähne ausgefallen sind, Edouard, der gerne den Klassenclown spielt, Abigael, die sich gerne ein Pflaster aufkleben lässt, Béni, der mir gerne seine neuen Gummistiefel präsentiert, Divine, die gerne hochgehoben wird, Jan, der in Sport der Meister ist, und, und, und!
Ab Herbst kann für sie also der Ernst des Lebens in der staatlichen Grundschule nebenan beginnen!
Doch nicht für alle…
Zur Einschreibung in die Schule braucht jedes Kind einen sog. „Act de naissance“, eine vereinfachte Form eines Passes, vergleichbar mit einer Geburtsurkunde.
Ohne Pass keine Einschreibung und ohne Einschreibung keine Schule.
Normalerweise sollte dieser „Act de naissance“ direkt im Krankenhaus, unmittelbar nach der Geburt beantragt werden, doch die meisten Kinder hier haben so einen nicht.
Aber warum?
Nehmen wir beispielsweise Jan, unsern kleinen Schneeanzugliebhaber. Ein Vorschüler wie jeder andere… im vergangenen September hielt er den Stift noch verkrampft in den Händen, jetzt kann er seinen Namen schreiben, die Zahlen aufsagen, sich auf französisch vorstellen, zahlreiche Lieder singen und vieles mehr. Er ist bereit für die 1. Klasse.
Gemeinsam mit seinen 5 Geschwistern und seinen Eltern lebt Jan in einem auf Stelzen gebauten Holzhaus nahe der Lagune. Sein Papa ist Fischer, seine Mama verkauft den Fang auf dem Markt.
Bei Jans Geburt waren die Eltern froh, die Versorgung im Krankenhaus finanzieren zu können.
„Warum also zusätzlich noch eine Geburtsurkunde zahlen, wenn wir noch nicht mal wissen, ob Jan überhaupt zu Schule gehen soll? Besser tritt er in meine Fußstapfen und übernimmt das Fischerboot.“ überlegte sein Papa.
Umgerechnet kostet so ein Pass 28€, für die Währung hier extrem viel Geld! Das entspricht einem ganzen Monatsgehalt der Familie!
„Verschwendetes Geld!“ denken sich die Eltern. Bis jetzt war es auch noch kein Problem für den kleinen Jungen. Ein Pass wurde bisher nie gebraucht…
…Doch jetzt soll das Kind in die Schule kommen! Es fallen plötzlich Schulgebühren an und Material, Bücher und Schuluniform müssen her. Ja und jetzt braucht das Kind auch plötzlich noch eine Geburtsurkunde, um überhaupt eingeschrieben werden zu können! Für Jans Eltern finanziell unmöglich und eine Begründung, das Kind nicht in die Schule einzuschreiben!
Jan ist nur ein Beispiel von vielen passlosen Vorschulkindern, dessen Eltern keine Mittel haben, eine Geburtsurkunde zu beantragen. 51 der insgesamt 90 Vorschüler haben keinen „Act de Naissance“ und können damit im Herbst nicht zu Schule gehen!
Als ich diese Zahl zum ersten Mal hörte, war ich schockiert.
Seit einem Jahr bereiten wir die Kinder auf die 1. Klasse vor, doch für die Mehrheit der Vorschüler soll das Thema Bildung mit diesem einen Jahr Vorschule auch schon wieder abgeschlossen sein, nur weil die Mittel für einen Pass nicht da sind?
Gemeinsam mit der Oberschwester habe ich deshalb über dieses Thema gesprochen und beschlossen, einen Teil meiner Spendengelder hier einzusetzen.
Dank eurer Spenden kann ich also nicht nur Jan helfen, einen „Act de naissance“ zu beantragen, sondern allen Vorschulkindern diesen finanzieren. Damit ist ihnen ein Platz in der Grundschule im Herbst garantiert!
Und das haben sie euch zu verdanken!
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