Nach meiner Abreise am 25. August 2013 bin ich nun am 13. August 2014 wieder zurück in Abidjan. Mein Nachfolger Tilmann Augstein (www.strassenkinder.de/tilmanninabidjan), der ein wunderbares und wirklich sehr erfahrungsreiches Jahr hier verbracht hat, hat am 21. August die Heimreise nach Deutschland angetreten und ist wohlbehalten dort angekommen.

Was das Projekt angeht, sind einige Veränderungen zu spüren: Die Gemeindemitglieder spenden dem Foyer nun vermehrt Reis, Öl und andere Nahrungsmittel, sodass bei den Einkäufen gespart werden kann. Es hat sich eine Gemeinschaft gebildet, die sich „Freunde des Foyers“ nennt. Eine sehr gute Sache!IMG_4260(1)

Die Mauer neben der Eingangstür des Foyer Maman Marguerite wurde mit einer Malerei versehen, damit jeder sehen kann um welche Art Foyer es sich handelt. Außerdem wurden einige Größen der Don Bosco Familie ebenfalls aufgemalt und natürlich Don Bosco selbst auch.

Fast alle Kinder, die während meines Jahres im Langzeitaufenthalt Foyer Magone waren, konnten erfolgreich in ihre jeweiligen Familien zurückintegriert werden. Einzige Ausnahmen bilden hier mein ehemaliger Schüler Elie, der im Schuljahr 2012/2013 mit 12 Jahren die zweite Klasse besuchte und sehr gute Noten einfuhr. Leider schafft er selbst es nicht, die Wichtigkeit von Bildung für sein eigenes Leben zu sehen und ist wieder auf die Straße abgehauen. Der zweite Fall, bei dem die Reintegration nicht funktioniert hat, ist Samuel, über den ich im Dezember 2012 bereits einen Blogartikel verfasst habe. Damals, kurz vor Weihnachten, bat er seinen Vater um Verzeihung und erklärte ihm, dass er sich nichts lieber wünsche als beim ihm zu wohnen. Im Juni 2013 wurde also die Reintegration vollzogen, doch im November desselben Jahres befand sich Samuel nach zwei Tagen auf der Straße wieder im Foyer. Das einzig Gute an der ganzen Sache ist, dass er zurück ins Foyer gekommen ist und nicht einfach auf der Straße weiterleben wollte. Sehr bedauernswert, dass die Zusammenführung seiner Eltern und ihm nicht zum Erfolg geführt hat.

Allgemein bestätigten mir die Erzieher meinen Eindruck, dass die Straßenkinder hier in Abidjan immer jünger werden. Einer der Erzieher, der bereits seit 20 Jahren im Foyer arbeitet, erklärte mir, dass zu Beginn seiner Arbeit die meisten auf der Straße lebenden Kinder volljährig waren. Mittlerweile sind jedoch sehr viele Kinder erst um die 10 Jahre alt. So auch die beiden hier:IMG_4277(1)

Ebola: Bis vor zwei Wochen sprach hier noch kaum jemand von der Epidemie. Doch seit kurzer Zeit kommt das alltägliche Gespräch immer öfter auf die Krankheit. Vor zweiner Weile hat der Bischof der Diözese Grand-Bassam, zu der auch die Gemeinde der Salesianer hier in Abidjan gehört, eine Empfehlung ausgegeben, auf den Friedengruß während der Messe in der Kirche zu verzichten. Dies ist eine der ersten Maßnahmen, die die Menschen hier nun wirklich direkt betrifft. Bei meiner Ankunft am Flughafen in Abidjan war die einzige „Vorsichtsmaßnahme“ bezüglich Ebola auf einem Zettel an einer Säule angebracht, auf dem zu lesen war, dass man verstärkt auf die üblichen Hygieneregeln achten solle und sich vor allem häufig die Hände waschen solle. Außerdem war zu lesen, dass, sobald man einem Ebola-Verdachtsfall begegnet, dies sofort den Behörden melden solle, damit dieser sofort in ein Krankenhaus geschafft werden könne.

Die Kinder im Foyer spielen mittlerweile nicht mehr „Fangen“ sondern „Wer hat Ebola?“. Und sobald irgendwer eine kleine Wunde zum Beispiel an der Hand hat, wird gewitzelt es sei Ebola.

Mikroben: Seit einiger Zeit macht eine Gang bestehend aus Kindern und Jugendlichen Abidjans Straßen unsicher. Ihr Ziel ist es Leute zu bestehlen. Ihr Vorgehen dabei ist höchst systematisch: Sie stechen ihren Opfern mit Messern in den Bauch oder in die Seite und klauen dann das Geld und andere Wertgegenstände des Opfers. Dabei nutzen sie aus, dass man sie zunächst nicht als gefährlich einschätzt, weil sie ja Kinder sind. Einige der Opfer starben bereits an den Messerstichen, die sie von den „Mikroben“ zugefügt bekamen.

Hier in der Gegend geht das Gerücht um, dass die Behörden der Bevölkerung die Erlaubnis erteilt haben, sich bei einem Angriff dieser Gang mit allen Mitteln zur Wehr zu setzen. Man solle sie am besten umbringen. Vorgestern war in den Nachrichten zu hören, dass ein Teil der Mikroben im Norden Abidjans gefasst wurde. Was man ihnen gemacht wird ist allerdings nicht bekannt.