So lautet ein Zitat von Don Bosco, das mich bereits während meiner Vorbereitung auf ein ganzes Jahr in Indien in einer salesianischen Gemeinschaft begleitet hat. Auch für meine bisherige Zeit, die ich hier in Vijayawada verbringen durfte, treffen diese waisen Worte sehr gut zu.
Momentan bin ich in zwei Projekten mit Kindern und Jugendlichen und möchte euch kurz in meinen Alltag mitnehmen. Raus aus dem regnerischem Frühling, rein in den momentan mehr als 30 Grad warmen Staat Andhra Pradesh. Nach dem warmen und pikanten Frühstück geht es mit dem Fahrrad dreißig Minuten lang durch die bunten Straßen von Vijayawada. Vorbei an Gemüseverkäufern, über die Brücke, vorbei an Hügeln. Bremsen, kräftig in die Pedale treten (vor allem wenn der Reifen mal wieder platt ist) und sich einfach mal rollen lassen und dabei penetrant das Hupen um einen herum ignorieren, und dann ist man auch schon fast da. Vor einem offenbaren sich die mehr als 200 Stufen, die zum Projekt führen.
Und oben angekommen freuen sich schon die Jungs und Mädels im Alter bis 15 Jahre wie verrückt. Dann beginnt der Tag mit dem (meist vergeblichen) Versuch die Kinder in der Hütte aus Bambusstecken und einer blauen Plane in einen Kreis, „Cycle“ zu setzen. Dann singen wir zuerst einmal Lieder. „If you’re happy and you know it say HURRAY“, hört man dann zum Beispiel im Hilltop Projekt. Und ich glaube das „Hurray“ von den Kids ist noch wirklich weit zu hören, ganz sicher aber zu den Eltern oder älteren Geschwistern, die zuhause in den benachbarten Lehmhäusern sind. Danach geht es weiter mit Unterricht. Meistens geht es dabei nur um einfachere Sachen, die man mit Kreide auf kleine Tafeln schreibt, weil die Kinder aus ärmeren Verhältnissen kommen und deshalb nicht zur Schule gehen können. Die Mitarbeiterin des Projekts schreibt telugu oder auch englische Buchstaben auf und meine Mitvolontärin Anna und ich unterstützen sie dabei mit dem englischen ABC oder auch einfacheren Matheaufgaben.
Und dann geht es auch endlich so richtig rund, wenn die Gamestime anfängt. Dann wird gepuzzelt, gemalt, gesungen, Memory gespielt, getanzt, oder was auch immer den Kids oder mir eben so einfallen. Bei diesem Gewusel verliert man leicht den Überblick und dann ist es auch manchmal schön, sich umzusehen um zu schauen, was gerade um einen herum so alles passiert, während man selbst beim Puzzeln beschäftigt ist.
Um 13 Uhr geht es dann wieder zurück zum Ausgangspunkt. Beim Mittagessen gibt es – riesen Überraschung – Reis! Aber natürlich auch Curries die ein bisschen Variation in das Ganze bringen.
Ins Lilly Mogga geht es dann um 16.15 Uhr. Dort leben 24 Jungs zusammen mit einer Caremother, der „Amma“. In den meisten Fällen sind es Waisen oder Halbwaisen, die dort wohnen und außerhalb in die Schule gehen. Auch dorthin fahre ich mit meinem Drahtesel. Dieselbe Richtung wie ins Hilltop Projekt, nur viel kürzer und ohne Treppenstufen. Hinter der blauen Gittertüre wartet auch schon Leo, der kleine Hund und freut sich als Erster wahnsinnig, dass mein Mitvolontär Felix und ich kommen. Es dauert aber nie lange, bis uns auch die vier Kleinsten, die bereits von der Schule zurück sind, entdecken und uns motivieren, mit ihnen Carroomboard zu spielen. Dies ist ein indisches Spiel, in dem man kleine Holzmünzen in Löcher schnipsen muss. Im Allgemeinen lässt sich darüber sagen, dass es super viel Spaß macht, auch wenn ich lange nicht so gut darin bin wie die Jungs. Nach und nach kommen dann auch die anderen Jungs von der Schule. Nachdem sie sich gewaschen haben schlendern sie dann auch in den kleinen Raum, der nach und nach richtig voll wird. Dann kann es auch mal sein, dass ich Mensch ärgere dich nicht oder Jungle Speed spielen darf. Um 18 Uhr beginnt dann die Studytime und die Jungs bereiten ihre Schulsachen für den nächsten Tag vor. Manchmal bleibe ich dann noch ein bisschen, unterhalte mich mit der wahnsinnig lieben Caremother dort oder ein bisschen mit den Jungs.
Dann ist mein Arbeitstag auch schon vorbei und es geht zurück in die Flat, in der noch neun weitere deutschsprachige Volontäre wohnen. Ja, da könnte man eigentlich die Spatzen pfeifen lassen, für Indien bedeutet das aber eher Hupkonzert, welches bis ungefähr elf Uhr anhält.
Ich hoffe ich konnte euch jetzt einen kleinen Einblick in
meinen eigentlich geordneten, doch aber manchmal chaotischen Arbeitsalltag
vermitteln.
Sonnige Grüße aus Indien,
Theresa
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