Vamos a Bolivia

Teresa in Südamerika

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Por siempre en mi corazón

Und dann saß ich am 22. August 2023 um 12:20 Uhr auch schon im Flugzeug in Richtung Europa, um genauer zu sein in Richtung Deutschland. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht fassen, dass mein Jahr in Bolivien nun zu Ende geht und ich morgen nicht mehr in Santa Cruz aufwachen würde. Ein seltsames Gefühl breitete sich in mir aus. Dieses Jahr kann doch jetzt nicht schon vorbei sein? Wie ist die Zeit so schnell verflogen?

In Gedanken schwebte ich noch bei meinen letzten Wochen in Santa Cruz…

Campamento

Nachdem wir im Juli noch einmal zwei Wochen in einem erlebnisreichen zweiten «campamento» (= Ferienlager) verbracht haben…

Leider kann ich hier nicht all die vielen weiteren Aktivitäten im Einzelnen aufzählen, die wir unternommen haben, aber von T-Shirts-Batiken bis zu einer mehr als 3-stündigen Wanderung, bei der wir um 4 Uhr nachts aufgebrochen sind, haben wir so einiges organisiert und gemeinsam durchgeführt. Insgesamt war es eine sehr intensive und schöne Zeit, die wir mit den Jungs verbringen durften.

…rückten unsere letzten Wochen und Tage immer näher und ich realisierte immer mehr, dass ich mich nun bald von vielem verabschieden muss.

Los voluntarios

In unseren letzten Wochen sind viele neue Volontär:innen aus den verschiedensten Ländern nach Santa Cruz gekommen und bei uns in der WG eingezogen, sodass wir am Ende insgesamt 16 Freiwillige waren und das Haus somit ganz schön voll und belebt war. Mit ihnen haben wir schon zwei Wochen vorher eine kleine Abschiedsfeier gefeiert, bei der wir gegrillt und getanzt haben, abends noch lange zusammensaßen und insgesamt sehr viel Spaß hatten.

Feliz cumpleaños

An unserem letzten Sonntag fand das sogenannte «Encuentro de Hogares» (ein Treffen vieler verschiedener Kinderheime aus Santa Cruz) in Gedenken an Don Boscos Geburtstag statt. Insgesamt sind knapp 1300 Kinder und Jugendliche aller Altersstufen zu uns ins Proyecto Don Bosco gekommen, um gemeinsam die heilige Messe zu feiern, Tänze aufzuführen, Mittag zu essen und am Nachmittag ganz viele verschiedene Spiele zu spielen. Den «Saya», einen Folklore-Tanz, den meine Gruppe aufgeführt hat, haben zwei Wochen lang geprobt. Auch ich habe mitgetanzt und durfte eins der traditionellen Kostüme tragen.

Und dann war er auch schon da: Unser letzter Tag in Santa Cruz

Am Vormittag habe ich noch gepackt, die letzten Abschiedskarten geschrieben, Fotos ausgedruckt und abschließende Besorgungen erledigt.

Nachmittags hat die Direktorin gemeinsam mit den «licenciadas» (= Sozialarbeiterinnen) und den «educadores» (= Erzieher:innen) eine kleine Abschiedsfeier vorbereitet. Wir haben gemeinsam eine Merienda geteilt, sie haben für uns ein Abschiedslied gesungen und jede:r von uns hat ein kleines Heft erhalten, in das viele der Mitarbeiter:innen einen kurzen Text für uns verfasst haben.

Vor dem Abendessen hat sich meine Gruppe ein letztes Mal im sala versammelt, ich habe jedem Jungen eine Abschiedskarte geschenkt und wir haben den Moment in einem letzten Erinnerungsfoto festgehalten. Danach haben wir unsere restliche gemeinsame Zeit mit allen zusammen im Teatro verbracht, Popcorn und «choripan» (= Hot Dog) gegessen und Fotos und Videos aus unserem gemeinsamen Jahr angeschaut.

Um 21 Uhr wurde der Abschied dann so langsam Wirklichkeit. Wir haben die Jungs zu ihren «dormitorios» (= Schlafsaal) begleitet und uns von jedem einzelnen Jungen verabschiedet. Es war ein seltsames Gefühl, sie das letzte Mal ins Bett zu bringen, ihnen «buenas noches» zu sagen, ihnen alles Gute zu wünschen und am Ende zum letzten Mal das Tor des Hogars zu verlassen. Sowohl bei mir, als auch bei vielen der Jungs sind Tränen geflossen, aber nach so einem intensiven gemeinsamen Jahr ist der Abschied alles andere als einfach und wir haben uns alle noch mal so richtig fest in den Arm genommen.

Zurück nach Deutschland…

…komme ich mit einem Koffer prall gefüllt mit Erinnerungen und einem Herzen voll von Glücksmomenten. So viele besondere Erfahrungen durfte ich in diesem einen Jahr machen, die ich niemals mehr vergessen werde.

Ich erinnere mich noch gut an meinen allerersten Tag im Hogar Don Bosco, an dem ich all die Jungs kaum unterscheiden konnte. Doch in diesem einen Jahr habe ich mit ihnen so viele einzigartige und unglaubliche Momente erlebt, die mich immer wieder zum Lächeln bringen, wenn ich daran zurückdenke.

Wenn Liuz* abends, als ich gehe, an sein Fenster kommt und mich fragt, ob ich morgen wiederkomme. Wenn Lino* auf mich wartet, als alle anderen Jungs vorrennen und mich anfeuert. Wenn Renaldo* an meinem letzten Tag im Hogar, als er zur Schule geht, am Tor meinen Namen ruft und mir dann noch einmal zuwinkt. Wenn Benjamin* mir sagt, dass ich für ihn wie eine große Schwester bin, er mir von seinem ersten Kuss erzählt und wir gemeinsam einen Liebesbrief für seine Freundin schreiben. Wenn ich abends neben dem Fußballfeld gemeinsam mit Ramón* und Armando* ganz viele Lieder lautstark singe und sie gar nicht mehr aufhören wollen. Wenn Tito* mich abends im sala fragt, ob ich auf ihn warten kann, damit wir zusammen zu den «dormitorios» (= Schlafsaal) gehen können. Wenn Eliu* mit mir sein neues Lieblingslied üben will und wir gemeinsam den Liedtext auswendig lernen.

In all diesen Momenten und noch vielen vielen mehr habe ich immer wieder gemerkt, dass die Jungs mir von Tag zu Tag immer mehr ans Herz gewachsen sind und auch ich für einige von den Jungs im Laufe des Jahres zu einer sehr engen Vertrauensperson geworden bin.

Muchas gracias

Seit gut vier Wochen bin ich nun wieder zurück in Deutschland und ich denke oft an genau solche Momente zurück. Wie schön es wäre, jetzt wieder in Bolivien zu sein und genau dies zu erleben. Aber wenn ich so auf mein Jahr dort zurückschaue, kann ich sagen, dass ich erfüllt, glücklich und dankbar bin.

Dankbar für dieses unvergessliche und einzigartige Jahr, das mich auf verschiedenste Weise sehr geprägt hat.

Dankbar für die Menschen in Bolivien, die ich in diesem unglaublichen Jahr kennenlernen durfte. Besonders bedanke ich mich bei den Jungs des Hogars, die mich in ihre Gemeinschaft aufgenommen haben und mich mit ihren oft strahlenden Gesichtern jeden Tag aufs Neue motiviert haben. Ich habe in diesem Jahr nicht nur versucht, ihnen möglichst viel meiner Aufmerksamkeit und Zuneigung zu schenken, sondern habe auch von ihnen unfassbar viel gelernt und zurückbekommen und bin unendlich dankbar, jeden einzelnen von ihnen kennengelernt zu haben. Por siempre van a tener un lugar en mi corazón (= Für immer werden sie einen Platz in meinem Herzen haben) und ein sehr wichtiger Teil meiner Erinnerungen an Bolivien sein.

Dankbar für meine Mitvolontär:innen aus Deutschland, die in diesem Jahr für mich zu einer kleinen Ersatzfamilie geworden sind und mich durch dieses Jahr mit all seinen Höhen und Tiefen begleitet haben. Danke, dass ihr immer ein offenes Ohr für mich hattet und mich immer und überall unterstützt habt. Ohne euch, Sofia, Hannah, Angelina, Jona und Lukas wäre dieses Jahr niemals zu dem geworden, was es war.

Dankbar für all die Menschen in Deutschland, die meine Arbeit finanziell und gedanklich unterstützt haben und auch für euch, die ihr meinen Blog gelesen und mich mit euren lieben Worten und Kommentaren bestärkt habt.

Muchas gracias por todo y un abrazo súper fuerte!

Teresa

*Die Namen habe ich zum Schutz der Jugendlichen geändert.

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