Obwohl mein Freiwilligendienst hier in Keela Eral erst Mitte August endet, muss ich mich bereits jetzt schon von den ersten Menschen verabschieden. Grund dafür ist das akademische Schuljahr in Indien, welches im Juni beginnt und im April endet. Im Mai sind die großen Ferien für die Schüler. Diese Zeit kann man mit den Sommerferien in Deutschland vergleichen.
Fünfte Klasse verlässt die Grundschule in Bommaya Puram!
Durch unsere Tätigkeit als Lehrer nimmt das Schuljahr auch auf unsere Arbeit direkten Einfluss. So mussten wir uns einerseits von den Fünftklässlern aus Bommaya Puram verabschieden, die die örtliche Grundschule verlassen müssen und ab Juni die weiterführende Schule im nächstgelegenen Dorf besuchen werden. Für mich persönlich ein sehr schwerer Abschied, hatte ich doch zugegebenermaßen am meisten Spaß am Unterrichten der 5. Klasse. Das lag wahrscheinlich nicht zuletzt daran, dass sie schon am besten Englisch konnten und die Unterrichtsgestaltung somit deutlich schneller und problemloser vonstattenging. Doch abgesehen von den bereits vorhandenen Englischkenntnissen fiel mir auch auf, dass die Fünftklässler auch motivierter bei der Sache waren als andere. Gegenseitig stachelten sie sich zu guten Leistungen an. Das merkte man nicht zuletzt bei den Examina vor einem Monat. Felix und ich konzipierten drei verschiedene Arbeiten für die dritte, vierte und fünfte Klasse. Wir versuchten die Schwierigkeit der Arbeiten dem Leistungsniveau der Schüler anzupassen. Allerdings sind die Unterschiede in den Klassen selbst riesengroß. So hätten einige Schüler aus der dritten und vierten Klasse ohne Probleme das Examen der fünften Klasse schreiben können, aber auch umgekehrt wäre das Examen der dritten immer noch zu schwer für manch einen Fünftklässler gewesen. Trotzdem waren bei unseren ältesten Schülern aus der fünften Klasse auch fünf richtig gute Examen dabei. Die Schüler erhielten als Belohnung ein Schulheft, worüber sie sich wirklich sehr freuten. Es ist sehr traurig, dass die Fünfer uns verlassen. Aber ich freue mich auch auf die neuen Erstklässler, die wir ab dem 1. Juni in Bommaya Puram unterrichten dürfen.
Auch einige Jungs aus dem Hostel verlassen uns …
Als wären die 12 Schülerinnen und Schüler aus Bommaya Puram nicht genug, heißt es natürlich auch für einige Collegestudenten Abschied nehmen. Der Unterricht ist nun vorbei und es stehen nur noch die abschließenden Semesterexamina an. Für die „Third-Year-Students“ sind es die letzten Examina am „Don Bosco College of Arts and Science“. Da auch einige Jungs aus dem Hostel zu diesen Students zählen, mussten wir uns jetzt schon von ein paar verabschieden. Denn während der Examenzeit bleiben die Jungs vornehmlich zuhause und kommen nur für die Tage der Examina nach Keela Eral, bleiben aber nicht im Hostel. So gab es am Freitag, den 07.04., eine „Farewellfunction“ (Abschiedsfeier) für die ca. 20 Jungs, die uns verlassen. Für die Jungs selbst bedeutet das natürlich auch erstmal einen kleinen Schnitt in ihrem bisherigen Leben, haben sie doch die meiste Zeit der letzten drei Jahre im Hostel gemeinsam mit den anderen Jungs verbracht. Bei der Feier wurden die „alten Hasen“ allesamt nochmal ordentlich auf die Schippe genommen und von den jüngeren Jungs mit Tänzen, Spielen und Liedern unterhalten. Doch nicht nur den „Third-Year-Students“ fiel der Abschied schwer. Auch viele der jüngeren Hosteljungs waren sehr traurig angesichts des Abschieds der vielen Freunde.
Großer Wechsel auch bei den Salesianern!
Der dritte schwere Abschied steht erst noch an. Ende Mai werden uns 7 von 10 Salesianern verlassen. Außer Father Rayan, Father Michael und Brother JPson werden alle anderen Fathers und Brothers versetzt. Besonders schwer wird der Abschied von Father Amaladoss. Eigentlich hätte seine Zeit als Direktor des Projekts erst nach 6 Jahren im Jahre 2018 geendet. Jedoch ist er für höhere Aufgaben berufen worden und wird ab Mai der neue „Economer“ der Provinz Tiruchy. Das bedeutet, dass er sich um die finanziellen Angelegenheiten der Provinz kümmern wird. Das ist echt sehr schade, da er in den vergangenen sieben Monaten eine Art Ersatzpapa für uns war. Wir werden ihn aber auf jeden Fall an seinem neuen Einsatzort in Tiruchy besuchen. Uns war zwar bereits bei Beginn des Freiwilligendienstes bewusst, dass es im Mai einen Wechsel geben wird. Wir hatten aber nicht damit gerechnet, dass so viele gehen müssen. Bei Brother Prabhu und Brother David war die Sache von Beginn an klar. Letzterer absolvierte dieses Jahr sein zweites praktisches Jahr in Keela Eral und geht nun in den Nordosten Indiens, um dort Philosophie zu studieren. Auch bei Brother Prabhu konnten wir uns darauf einstellen, da er wie viele der Hostejungs auch bereits sein drittes Jahr auf dem College absolviert und nun bald seinen Bachelorabschluss hat. Für ihn geht es nun in ein anderes Projekt in unserer Provinz, um sein erstes praktisches Jahr zu absolvieren. Allgemein ist es traurig, dass die Gemeinschaft der Salesianer auseinanderbricht. Mir werden viele lustige Abendessen, Ausflüge und Gottesdienste in guter Erinnerung bleiben. Allerdings bin ich auch auf die neuen Fathers und Brothers sehr gespannt. Hier findet ihr einen Überblick über die Salesianer in meinem Projekt.
Besuch von meiner Familie
Im April stand dann noch ein weiterer Abschied an! Nämlich der von meinen Eltern und meinem Bruder. Die drei statteten mir und meinem Projekt einen kleinen Besuch ab, worüber ich mich sehr freute. Da die Osterferien in Deutschland aber leider auch begrenzt sind, stand bald schon wieder das Abschiednehmen auf dem Programm. Letztendlich kann ich aber guten Gewissens sagen, dass die Freude über das Wiedersehen den Abschiedsschmerz deutlich überwogen hat.
Wie geht’s weiter?
Im Zuge der großen Ferien fallen auch für Felix und mich drei wichtige Bestandteile unseres Alltags weg. Morgens geht es nicht mehr in die Grundschule und abends setzt auch das „Evening Study Center“ für etwas länger als einen Monat aus. Die „Games Time“ mit den Hosteljungs würde uns noch für ca. 3 Wochen erhalten bleiben, da immer einige wenige Jungs zwischen den einzelnen Examina im Hostel bleiben. Einerseits baut man mit diesen Jungs dann schnell eine intensive und enge Beziehung auf, da man den ganzen Nachmittag mit ihnen verbringt. Andererseits fehlt es in dieser Zeit auch an Fußballspielern, sodass das alltägliche Spiel ausfällt. Sehr schade, aber gerade jetzt leichter zu verkraften, da das Thermometer in für mich nie zuvor gesehene und unangenehme Regionen vorstößt. Kurz gesagt: Es ist brutal heiß. Mai ist der heißeste Monat im Jahr und deswegen fallen auf diesen auch die Ferien. So beschränkt sich unsere sportliche Aktivität auf Badminton. Inzwischen haben wir auch ein ganz ansehnliches Niveau erreicht und können mit den Jungs einigermaßen mithalten. Seit neustem spielen wir auch gelegentlich Schach. Schach ist sehr beliebt in Indien und es gibt auch einige gute Schachspieler auf höchstem internationalen Niveau in Indien. Nicht zuletzt der große Schachmeister Viswanathan Anand dürfte dem ein oder anderen noch ein Begriff sein, der von 2007 bis 2013 sich als Weltmeister bezeichnen durfte. Er wurde übrigens in der Hauptstadt Tamil Nadus in Chennai geboren. Jedenfalls spielen die Jungs alle auf einem sehr guten Level, auch wenn ich schon den ein oder anderen Sieg ergattern konnte.
Da die zwei Stunden am Nachmittag doch nicht tagesfüllend sind, sind wir ab dem 1. Mai in Varadarajanpet. Dort befindet sich ein weiteres Projekt der Salesianer und es ist dazu noch der Heimatort von unserem Direktor Father Amaladoss. Für drei Wochen begleiten wir ein „Summer Camp“ für Kinder und Jugendliche. Neben täglichem Englischunterricht steht natürlich auch Spiel und Spaß im Vordergrund. Ein Blogeintrag wird zu gegebener Zeit dann folgen.
Bis bald!
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