Inzwischen bin ich eine Woche in Bombo (Uganda) und ich habe bereits eine große Palette von Gefühlen abgearbeitet.
Alles begann mit Vorfreude noch in Dresden, als ich meinen Koffer packte und es kaum erwarten konnte endlich in den Flieger zu steigen. Doch der Moment des Abschieds von meiner Familie rückte immer näher und nachdem ich meinen Bruder bereits schmerzlich in Dresden zurücklassen musste, breitete sich auf dem Weg zum Flughafen langsam Nervosität aus. Hatte ich etwas vergessen oder würde es Probleme bei der Einreise geben? Meine Gefühle am Flughafen sind nicht schwer zu erraten, ein Mix aus Abschiedsschmerz von meinen Eltern, Vorfreude und Nervosität.
Im Flugzeug missverstand mein sehr netter Sitznachbar aus der Türkei, mit dem ich mich fast den ganzen Flug über angeregt unterhielt, meine Nervosität mit Angst vor einem Unglück. Doch ein Solches bereitete mir in jenem Moment am wenigsten Kopfzerbrechen. Mein Sitzpartner verstand es vortrefflich abzulenken und schwärmte vom deliziösen Essen und dem guten Service bei Turkish Airlines. Diese Einschätzung kann ich nur bestätigen und halte, trotz mangelnder Flugerfahrung, den Titel von Turkish Airlines als beste Fluggesellschaft der letzten paar Jahre für redlich verdient.
Nach einem Zwischenstopp in Istanbul flogen mein Mitvolontär Tim und ich weiter nach Uganda, um dort um 2 Uhr morgens völlig fertig anzukommen. Eine ca. zweistündige Autofahrt später, während der sich meine Augen nicht offenhalten ließen, fiel ich schlussendlich um halb 5 Uhr morgens in Bombo ins Bett.
Leider wurde es eine sehr kurze Nacht, da ich aufgrund des Lichtes bereits um 9 Uhr morgens aufwachte. Den Tag begann ich mit dem Frühstück, auch wenn das süße Milchbrot diesen Namen kaum verdient. Zu dem Brot gab es ausschließlich Dosenmarmelade und Erdnussbutter. Wenn mich etwas belastet, dann ist es das karge Frühstück und das frühe Aufstehen.
Nach einer Scheibe „Brot“ machte ich mich bereits auf die Suche nach einem Salesianer und fand schließlich zuerst einen Bruder, der mich später an einen Father (Pfarrer) weitergab. Diese zeigten mir fast den gesamten Vormittag das riesige Gelände, welches Grund- und weiterführende Schule umfasst. Daran angeschlossen ist noch eine Ausbildungsstätte, in der die jungen Erwachsenen z.B. Weben, Metallverarbeitung oder Mauern lernen können.
Erst beim Mittagessen lernte ich die meisten anderen Fathers kennen. Ohne sie genauer vorzustellen kann ich nur sagen, dass alle sehr nett und hilfsbereit sind. Um den Tag noch besser werden zu lassen, war das Mittagessen sehr lecker und sättigend. Meistens gibt es Reis als Grundlage, wozu verschiedene lokale Gemüsearten gegessen werden. Doch das Beste ist das Obst, welches es immer dazu gibt. Abwechselnd ergänzen Ananas, Wassermelone und Bananen das Essen. Und es tun mir wirklich alle leid, die in Deutschland das Obst von hier essen müssen, denn mit dem hier direkt geernteten ist das in Deutschland erhältliche geschmacklich nicht vergleichbar!
Leider sind zurzeit in den Ferien noch relativ wenige Kinder in der Einrichtung. Die Abschlussklassen müssen sich auf ihre Prüfung vorbereiten. Glücklicherweise konnten Tim und ich am Abend, nachdem sich die Hitze der Sonne verflüchtigt hatte, mit einigen fast Gleichaltrigen Basketball spielen. Zwar gehörten wir immer noch zu den Größten, doch ich musste schnell erkennen, dass ich gegen sie im Spiel keine Chance hatte. Mit anbrechender Dämmerung begannen die Moskitos umher zu patrouillieren, woraufhin wir uns zu den Salesianern zum Rosenkranz beten und Abendessen zurückzogen.
Am nächsten Tag bezogen wir unsere endgültigen Zimmer und so begann ein langer Tag im Kampf gegen Insekten. Da wir nicht sicher waren, welche Insekten schädlich sind und welche nicht, beschlossen wir einfach alles radikal per Chemiebombe zu bekämpfen. Nachdem wir kurz einmal feucht durchgewischt hatten, setzten wir kurzerhand die doppelte der angegebenen Menge an Chemiespray gegen alles Leben in unseren Zimmern ein. Die dadurch für einige Stunden unbewohnbaren Zimmer rüsteten wir danach noch mit Mückennetzen auf und seitdem ist mir kein Moskito mehr unter den Flip Flop gekommen. Vielleicht hat daran auch mein scheuer Mitbewohner Licro einen Anteil, eine kleine Echse, die ihren Namen Tim zu verdanken hat, der sie als „little crocodile“ beschrieb. (Vielleicht kann ich noch ein Bild nachliefern, doch er hält sich versteckt.)
Leider gibt es derzeit noch relativ wenige Aufgaben für uns, da uns klassische Arbeit bis zum endgültigen Visum theoretisch verboten bleibt. Zudem sind die Kinder noch in den Ferien. In den ersten Tagen breitete sich so bei uns ein gewisser Frust aus, auch weil nichts organisiert war. Wir mussten uns selbst alle Abläufe und Aufgaben erfragen. Dies gestaltete sich schwieriger als gedacht, da in Afrika die Aussprache für mich anfänglich schwer zu verstehen war. Inzwischen bin ich jedoch recht gut angekommen und Tim und ich haben bereits eine gewisse Routine entwickelt.
Es ist natürlich noch mehr passiert, doch davon berichte ich später im nächsten Blogeintrag. Ihr dürft schon gespannt sein….
Mohammed Ulkay
Lieber Simon
eine lange text aber ich habe gelesen und müsen sagen das ich bin neidish auf den erfarungen welches du machst. Sind die kinder net?
vile mer spass wuenscht ich dir!
Dein Mohammed
Simon Crämer
Vielen Dank, Mohammed! Und ja, die Kinder sind sehr nett. Leider ist es mir unmöglich nicht aufzufallen und gerade am Anfang war dies eine sehr unangenehme Erfahrung. Die erste Reaktion der meisten Kinder ist erstmal MUZUNGU!!! (das Wort für Europäer oder so ähnlich). Doch dann reagieren die Kinder unterschiedlich, manche kommen und wollen einem die Hand geben, doch andere sind zu schüchtern und trauen sich trotz ermunterndem Lächeln nicht näher zu kommen. Doch Kinder sind dabei die deutlich angenehmeren Begegnungen, da diese sich oft einfach freuen. Bei Erwachsenen ist das manchmal leider anders, manche sehen uns kritisch an, während andere direkt etwas verkaufen wollen oder einem hinterherrufen. Doch zum Glück lächeln auch viele Erwachsene einen einfach an, dann wird direkt zurückgelächelt.