Hallo Welt,

bevor wir uns morgen für zwei Wochen aus dem Staub machen (wir haben endlich Ferien und unser Zwischenseminar in Mumbai mit den deutschen Volontären steht an), haben wir uns gedacht, noch schnell einen schon längst fälligen Eintrag hochzuladen. Eigentlich haben wir ihn schon vor geraumer Zeit verfasst. Weil es damals jedoch ein großes Fest war, wollen wir ihn euch nun aber nicht vorenthalten:

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Dies sind alle Kinder aus unseren Navajeevan Zentren aus Hyderabad mit dem Rector Major

Schon im Juni letzten Jahres, als wir noch in Deutschland waren, wurde uns in unserer ersten Mail von unserem Direktor der Besuch des Rector Major Rev. Fr. Angel Fernandez Artime für den 17. November 2016 angekündigt. Er ist sozusagen der Papst der Salesianer und sitzt in Rom.

Somit waren wir sehr gespannt, was uns an diesem Tag passieren würde.

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Warten auf die Jugendlichen mit einer lieben Freundin von uns

Es wurden ca. 1000 Kinder, Jugendliche und Salesianer erwartet. Die Hälfte davon sollte in den hier vorhandenen Gästeräumen schlafen und 750 waren für das am Tag zuvor geplante Youth Festivale angemeldet.

Somit waren wir ein wenig überrascht, dass erst fünf Tage vor dem ganzen Spektakel mit den Vorbereitungen begonnen wurde. Es wurden Gästezimmer gemalert (renovierungsbedürftige Schimmelflecken wurden überstrichen), Stühle wurden neu lackiert, Registrierungslisten erstellt und eine riesige Bühne mit allem Drum und Dran aufgebaut und dekoriert.IMG-20161127-WA0030

Zum Staunen der Jungs haben wir tatkräftig mitgeholfen, wie z.B. die Fenster mit gestrichen, Salamander verscheucht und auf ganz simple Art Gästezimmer geputzt (einfach einen Eimer Wasser auf den mit Fliesen bedeckten Boden kippen). Letztendlich kam auch noch ein großes Auto voller Riesentöpfe, -kellen, Unmengen von Chillischoten, Reis und anderen Lebensmitteln für die Küche. Es war schon bewundernswert, dass unsere drei Köche mit Hilfe von weiteren 20 Helfern und Köchen aus den anderen Don Bosco Einrichtungen alle 1000 Menschen über die Tage versorgten.

Am frühen Morgen des 16. Novembers kamen dann schon die ersten Jugendlichen angereist. Innerhalb von vier Stunden war unser Gelände gefüllt mit jungen Menschen. Am Vormittag kamen drei Schauspieler, die die Jungs und Mädels aus den Telugufilmen IMG_0641 1kannten. Jeder von ihnen erzählte seine halbe Lebensgeschichte, deren Moral immer war, dass man für seine Ziele kämpfen muss und dazu Bildung und Selbstvertrauen nötig ist. Während die Hälfe der Jugendlichen vor Aufregung nicht mehr ordentlich auf ihren Stühlen sitzen konnten, weil natürlich alle mindestens ein Autogramm wenn nicht sogar ein Foto haben wollten, nahmen wir es ganz gelassen. Wenn man es sich mal so durch den Kopf gehen lässt, ist es doch schon ziemlich komisch, dass man sich extra ins Gedrängel stürzt, nur um von einem wahrscheinlich schon genervten Schauspieler, der auch nur ein Mensch ist wie du und ich, eine dahingekritzelte Unterschrift und ein Foto zu bekommen.

 

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Wir – beim Schreiben von Autogrammen (aber immer schön in die Kamera lächeln…)

Jedoch erging es uns ab dem Mittagessen nicht wirklich besser. Sehr viele junge Menschen kamen zu uns und wollten ein Foto oder (und das fanden wir dann doch eher erschreckend) ein Autogramm. Dass wir aufgrund unserer weißen Haut außerhalb von unserer Einrichtung angestarrt werden, uns ein Baby in die Hand gedrückt wird mit den Worten: „Halt mal! Ich möchte gerne ein Foto machen“ oder wir gefragt werden, wo wir herkommen, ist nichts Neues (aber dazu vielleicht später noch einmal einen Blogeintrag). Aber einen ganzen Tag in irgendeine Kamera lächeln zu müssen und Autogramme zu geben, war doch schon eine Erfahrung für sich, die wir als sehr anstrengend bezeichnen würden. Ganz komisch wird es dann, wenn man gerade sein Essen zu sich nimmt und sich plötzlich ein Mädel und ein Junge neben dich stellen und ungefragt ein Foto machen. Auf dem Bild wurden wir bestimmt sehr vorteilhaft getroffen ;). In solchen Situationen würden wir manchmal gerne die Höflichkeit ignorieren und den Leuten mal unsere Meinung darüber sagen. Aber man hat dann doch immer im Hinterkopf, dass man nur Gast in diesem Land ist und dementsprechend indirekt auch seine eigene Nation vertritt. Das dachten wir vor zwei Monaten… Heute – im Januar 2017 – würden wir wahrscheinlich mehr an uns selber denken, klare Ansagen machen, wenn wir wirklich keine Lust mehr haben oder uns zu sehr auf unser äußeres Erscheinungsbild reduziert fühlen und bei ungefragten Fotos, wie z.B. damals beim Essen, das Bild wieder löschen lassen. Denn eine Woche nach dem großen Fest, fand Sarah ein Foto auf einem fremden Facebook-Profil von sich, wo darunter angegeben wurde, dass man einen ganzen Tag zusammen verbracht und schön geplaudert hätte… Fakt war jedoch, dass man nie ein Wort miteinander gewechselt hatte. Da sieht man einmal, was ein Foto anrichten kann!!

Aber eine gute Sache hatten die Selfies und Autogramme an diesem Fest doch: Wir sind dadurch mit sehr vielen offenen Menschen sehr schnell in Kontakt gekommen.

 

Bis in den Abend hinein wurden dann verschiedenste für Indien typische Tänze und Lieder auf der großen Bühne aufgeführt.

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Unsere Jungs aus Nampalli (eine weitere dazugehörige Navajeevan Einrichtung in Hyderabad)

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Typische indische Kulturtänze

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Getanzt haben wir an diesem Tag auch… nur nicht abends…

Wir bekamen Besuch an diesem Abend. Luise, auch eine Bonner Don Bosco Volontärin, die ihren Freiwilligendienst gerade in Baroda (im Westen Indiens) macht, stieß noch zu uns.

 

Am nächsten Tag war dann der große Tag, für den unsere Jungs noch das Haupthaus bis um 1 Uhr nachts geschmückt hatten (das hatte man zuvor wohl nicht mehr geschafftJ).

Um ca. 10.30 Uhr traf Rector Major Rev. Fr. Angel Fernandez Artime ein. Wir standen mit der einen Hälfte der Jugendlichen unter dem Zelt, während die andere Hälfte tanzte, dem P1000923Rector Major ein Ständchen auf Trompeten (auch an diesem Tag war zu unserer Belustigung wie immer eine Instrument falsch gestimmt) und Trommeln spielte oder ihn einfach schon auf der Straße mit kleinen Fähnchen begrüßte. Das ganze Spektakel dauerte bestimmt eine ¾ Stunde. Er wurde mit vielen Blütenblättern beworfen und traditionell angemalt (einen Bottu – also einen roten Punkt – auf der Stirn). Anschließend wurden sehr viele Reden gehalten und jeder auf der Bühne samt unserem Provincial und unserem Direktor mit einem Schal (das ist hier ein Zeichen des Respekts) geehrt. Teilweise wurde es dann doch für alle ein wenig langweilig… K Doch als der 10th Successor Don Boscos sprach, wurde alles leise. Er redete über seinen eigentlichen Grund des Besuches – das silberne Jubiläum der Provinz von Hyderabad – und sprach natürlich auch zu den Jugendlichen. Wir haben leider nicht viel verstehen können, weil wir ja weder Italienisch noch viel Telugu sprechen können.

Abgerundet wurde der Tag dann mit einer gemeinsamen heiligen Messe.

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Insgesamt waren es zwei sehr aufregende, aber auch anstrengende Tage mit viel kulturellem Programm und viel zu viel Essen.

 

Einen lieben Gruß aus Indien

 

Sarah und Eva

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