Schweißperlen rinnen über mein Gesicht. 37 Grad, 84% Luftfeuchtigkeit. Circa 800 Personen marschieren in Anzug und in Begleitung von Marschmusik durch das Zentrum Tucumáns.
San Miguel de Tucumán ist die Hauptstadt der kleinsten Provinz Argentiniens und liegt im Nordwesten des Landes.

Campamento regional de los exploradores

Etwas außerhalb der Stadt fand in den ersten Tagen des neuen Kalenderjahres ein regionales Camping der „exploradores“ statt. Diese sind über das ganze Land verteilt und so trafen sich siebzehn Gruppen (hier „batallones“ genannt) aus acht verschiedenen Provinzen für vier Tage. Da samstags in unserem Projekt in San Juan unter anderem die „exploradores“ (einer der Gruppen der „MJS“) auf dem Schulgelände ihre Aktivitäten treiben, wurden wir eingeladen mit nach Tucumán zu fahren.
Die „exploradores“ folgen drei grundlegenden Prinzipien: Dios, patria y hogar (Gott, Heimatland und Zuhause). Das verbindet sie. Die „exploradores“ wurden 1915 gegründet und haben unter anderem einen militärischen Ursprung, den man heute noch zu sehen bekommt, beispielsweise beim Namen der einzelnen Gruppen („batallones“) und Untergruppen („patrullas“).

Es gibt die „animadores“ (Animatoren, circa ab 20 Jahre) und die „animados“ (Animierten, circa zwischen 8 und 19 Jahren).

In den vier Tagen war man hauptsächlich in einer Gruppe aus Jugendlichen aus der gleichen Altersgruppe und anderen Provinzen zusammen. Das bot die Möglichkeit, andere aus verschiedenen Teilen Argentiniens kennenzulernen. Jakob und ich wurden jeweils einer Gruppe zugeteilt. Die Aktivitäten innerhalb der kleineren Gruppen (hier “patrullas” genannt) bestehen zum einen in Spielen und zum anderen in Gesprächsrunden über Alltagsthemen, meist in Verbindung mit religiösen Aspekten.

Wie am Anfang kurz erwähnt marschierten am zweiten Tag alle „exploradores“ ins Zentrum der Stadt, vom Hauptplatz bis zur Casa de Tucumán, in der die Unabhängigkeit von Spanien erklärt wurde. Während sich die immer wiederholende, unüberhörbare Ansage „izquierda, derecha, izquierda” (links, rechts, links) langsam in meinem Kopf festsetzte, verteilten Jakob und ich, wenn möglich, Wasser und Saft in der Hitze.

Die anderen Tage verliefen mit weniger Marsch. Das militärähnliche Verhalten stach stellenweise jedoch schon sehr raus. Mehrmals am Tag trafen sich alle „batallones“ auf einer großen Wiese , in Formation aufgestellt. Zum Hissen und Einholen der Flagge wurde natürlich auch salutiert.

Campinganlage mit den Zelten der einzelnen Küchen


Schnell sprach sich auch herum, dass sich unter den circa 800 Personen auch zwei Deutsche befinden – und sofort wird man zur Attraktion, fühlt sich geschmeichelt. Man wird bombardiert mit Fragen, sogar zum Essen in andere „batallones“ eingeladen.
Es ist schön, die fröhlichen und neugierigen Gesichter der Personen zu sehen und ihr Interesse an der deutschen/europäischen Kultur.
Auch wenn uns die militärisch anmutenden Aspekte wegen unserer Geschichte fremd sind, so ist es toll zu sehen, wie durch solch Gruppen Jugendliche, teils aus schwierigeren Verhältnissen, zusammenfinden können und Spaß haben.

Die exploradores aus San Juan vor der „Casa de Tucumán“ (Casa Histórica de la Independencia)

Und jetzt heißt es erst einmal: Wieder runterkommen vom „Massencamping“ aus dem feuchtheißen Tucumán inmitten von 800 Jugendlichen und zurück in die leeren Schulräume im trockenheißen San Juan.

Saludos

Luis