Hier in Argentinien hat inzwischen auch die Weihnachtszeit begonnen. Richtige Vorfreude ist bei mir aufgrund der täglichen Temperaturen von über 30 Grad aber noch nicht aufgekommen. Trotzdem gibt es hier auch Dekorationen, wie selbstgebastelte Papier-Weihnachtsmänner oder sogar einen Tannenbaum im Hogar, die zumindest erahnen lassen, dass schon in einer Woche Weihnachten ist.

San Nicholas

Um den Kindern auch etwas deutsche Weihnachtstradition zu zeigen, haben Niko und ich am 6. Dezember für die Jungs aus dem Hogar Nikolaus gespielt. Dafür haben wir am 5. Dezember den Kindern gesagt, sie sollen ihre (wenn möglich) sauberen Schuhe unten ins Foyer legen, denn der in Deutschland bekannte „San Nicholas“ (spanische Übersetzung) würde dann vielleicht auch nach Villa Regina kommen. Den ganzen Morgen wurde dann über nichts anderes gesprochen, ob San Nicholas wirklich kommen würde und was denn die mögliche Überraschung sein könnte. Um 23:30 Uhr sind Niko und ich dann in den Hogar gegangen und haben die im Foyer liegenden Crocs, Badelatschen und Schuhe mit Süßigkeiten, Nüssen und Mandarinen gefüllt. Am nächsten Morgen wurden wir begeistert empfangen und die Jungs haben uns ihre gefüllten Schuhe gezeigt. Während des Frühstücks, das dann aus den Nikolausgeschenken bestand, haben wir noch die Geschichte vom Nikolaus erzählt. Im Laufe des Tages wurde dann jedoch von den ersten Jungs in Frage gestellt, ob es San Nicholas denn wirklich geben würde, da uns anscheinend einer der Jungs gesehen hat, wie wir abends über den Sportplatz zum Hogar geschlichen sind. Aber das sei mal so dahingestellt ;-).

Die Schuhe der Jungs
San Nicholas im Einsatz

Ausflug auf die isla

Der Río Negro

Letzte Woche Freitag nach dem Viertelfinalsieg von Argentinien gegen die Niederlande sollte ich schnell Sachen für eine Übernachtung und eine Badehose einpacken und bin mit den Jungs aus der Casita und dem Hogar in einen Bus gestiegen. Auf der Busfahrt wurde der Sieg der „Selección“ mit Fangesängen und Trommeln ohne Pause gefeiert. Nach ungefähr 45 Minuten sind wir dann auf der „isla“ (Insel) angekommen. Die isla ist ein riesiges Grundstück der Salesianer, das von dem Río Negro und einem kleinem Bach umgeben ist, weshalb man über eine kleine Brücke fahren muss, um die isla zu erreichen. Eine richtige Insel ist die isla also nicht wirklich. Auf der isla gibt es zahlreiche Kühe, um die sich täglich gekümmert werden muss, weshalb es auch ein paar Bewohner auf der isla gibt. Nach unserer Ankunft am Abend gab es Asado und die Jungs aus der Casita haben mir das Kartenspiel „Truco“ beigebracht. Am nächsten Morgen waren wir sowohl im Swimming Pool als auch im Río Negro schwimmen, haben Fußball und Truco gespielt und sind abends um 18 Uhr wieder zurück nach Villa Regina gefahren. Auf der isla gibt es übrigens keinerlei Internetempfang oder Netz, dafür aber unzählige Mücken. Der Ausflug war zwar sehr schön, aber vielleicht war es besser, dass wir nicht länger als 2 Tage geblieben sind;-).

Die Kühe
Asado

WM in Argentinien

Wenn man sich in Argentinien aufhält, zieht an einem das Thema Fußball nicht so schnell vorbei. Überall wird über Fußball gesprochen, gespielt oder geschaut. Wir haben schon einige Spiele von den Lokalvereinen Club Atlético Regina, Circulo Italiano und Chichinales geschaut. Von unzähligen roten Karten bis hin zu Bierwürfen auf den Schiedsrichter war eigentlich alles dabei. Doch der Fokus im Land auf die „Albiceleste“, die Nationalmannschaft Argentiniens, ist noch eine Nummer größer. Da passt es eigentlich ganz gut, dass wir gerade jetzt während der WM in Argentinien sind. Das Halbfinale haben wir in der Casita mit den älteren Jugendlichen geschaut. Direkt nach Abpfiff sind wir gemeinsam ins Stadtzentrum gelaufen, wo die Hölle los war. Zusammen mit tausenden Fans, unzähligen Trommlern und Lkw- und Autokorsos wurde der Finaleinzug gefeiert. Es wurde gesungen, gefeiert und es gab sogar Pyrotechnik. Ich war zwar schon einige Male in verschiedenen Fußballstadien in Deutschland, aber so eine Stimmung habe ich noch nie erlebt.

Längst Argentinien-Fan
Ekstase bei den argentinische Fans

Weltmeister!

Weltmeister!

Gestern war es dann soweit. Finale, Argentinien gegen Frankreich. Nach dem Spiel ist der Traum jedes Argentiniers in Erfüllung gegangen: Argentinien ist Weltmeister! Und das das erste mal seit 1986. Das Spiel haben wir diesmal bei den Padres geschaut, doch die haben mindestens genauso mit gefiebert, wie die Jungs aus der Casita im Halbfinale gegen Kroatien. Nach dem unglaublichen Spiel mit sechs Toren, Verlängerung und Elfmeterschießen sind Niko und ich nach der Siegerehrung wieder ins Stadtzentrum gegangen. Diesmal war fast doppelt so viel los, wie nach dem Halbfinalsieg am Dienstag. Die Stimmung wurde noch einmal übertroffen und ich kann mir gar nicht vorstellen, was in den Großstädten im Norden Argentiniens los war, wo Tausende und Millionen Fans auf den Straßen gefeiert haben. Die WM-Zeit hier in Argentinien war auf jeden Fall allein durch die argentinischen Fans unglaublich und es ist natürlich unfassbar, dass gerade jetzt Argentinien Weltmeister geworden ist, wo wir in Argentinien sind.

Das gewohnte Sieg-Eis nach Spielen der Selección mit Pato und Niko
Alles himmelblau und weiß

Zurückblickend muss man sagen, dass insgesamt in Argentinien anders als in Deutschland, die WM in Katar kaum kritisch betrachtet wurde und der Fokus der Fans im Prinzip nur auf der argentinischen Mannschaft lag.

Wenn ihr insgesamt mehr über Fußball in Argentinien und in unserer Provinz Río Negro erfahren wollt, könnt ihr gerne den letzten Blogeintrag von meinem Mitvolontär Niko lesen: