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Die ersten Tage in Buenos Aires

Hallo zusammen. Ich melde mich endlich mit meinem ersten Blogeintrag. In den ersten Tagen hier habe ich so viel Neues erlebt, dass ich leider erst jetzt dazu komme. In diesem Eintrag schreibe ich über die ersten sechs Tage in Buenos Aires (inzwischen bin ich allerdings schon in der Kleinstadt Villa Regina angekommen). Genau genommen muss ich allerdings etwas früher in der Zeitleiste anfangen, da es leider Probleme mit meinem Visum gab und es lange unklar war, ob ich wirklich am 05.10. ausreisen kann. Ehrlicherweise habe ich selbst am Morgen des 04.10. nicht mehr wirklich damit gerechnet, einen Tag später auszureisen und habe mich demnach auch noch weiter normal mit meinen Freunden verabredet. Um ca. 11 Uhr morgens am 04.10. kam dann allerdings mitten in einem Badminton-Ballwechsel der Anruf, dass mein Visum fertiggestellt sei und ich es abholen könnte. Also bin ich direkt nach Bonn zum argentinischen Generalkonsulat gefahren und musste danach natürlich erstmal meine Sachen packen. Am nächsten Tag habe ich mich dann mit meinem Mitvolontär Oskar am Frankfurter Flughafen getroffen und wir sind um 19:10 Uhr nach Madrid geflogen, um dann von dort aus weitere knapp 13 Stunden nach Buenos Aires zu fliegen.

Nach einem guten Flug wurden wir am Donnerstagmorgen in Buenos Aires von Pepe am Flughafen abgeholt und anschließend zum Provinzialat der Salesianer in Buenos Aires gebracht. Auf dem Weg dorthin hat uns Pepe bereits einige Sachen über das Land erzählt und uns über das hier sehr ausgeprägte „el chaos“ informiert. Im Auto musste dann für mich natürlich noch die wichtigste Frage geklärt werden: River oder Boca? (Die beiden größten Fußballvereine Argentiniens, beide stammen aus Buenos Aires und sind sehr stark verfeindet) Da Oskar und Pepe beide für River sind, wollte ich die gute Stimmung natürlich nicht zerstören und bin somit jetzt auch ein „hincha de River“. Im Provinzialat angekommen wurden wir von Padre Mariano empfangen. Er ist eine ruhige, sehr herzliche Person und hat uns direkt geholfen, ein Busticket für den Nahverkehr und einen Handyvertrag zu organisieren. Generell haben wir uns mit ihm sehr gut verstanden und sehr schnell einige „chistes“ (Witze) mit ihm gemacht. 

Wir haben uns sehr gefreut, als wir erfahren haben, dass wir einige Tage in Buenos Aires bleiben können, bevor es dann weiter nach Villa Regina in Patagonien geht (wir waren von Donnerstagmorgen bis Dienstagabend in Buenos Aires). Am ersten Tag haben wir uns etwas ausgeruht, da wir vom langen Flug und der fünfstündigen Zeitverschiebung ziemlich erschöpft waren. Am Freitag haben wir dann angefangen, die riesige Stadt zu erkunden und haben uns einige Sehenswürdigkeiten wie den Obelisco oder die „Casa Rosada“ (Rosanes Haus, hier regiert der Präsident) angeschaut. Hier wurde mir bereits klar, dass Buenos Aires nicht ansatzweise mit deutschen Städten zu vergleichen ist, was ich allerdings ja auch nicht erwartet hatte. Besonders bemerkbar macht sich das, wie ich finde, am Verkehr, da häufig nicht nach den Spuren, sondern nach dem System der Lücken gefahren wird, was bedeutet, dass sämtliche Verkehrslücken gefüllt werden, wodurch gelegentlich regelrechte Verkeilungen der Autos entstehen. Zugegebenermaßen ist es aber auch schwierig auf der Avenida 9 de Julio, einer Straße, die an manchen Stellen 8! Fahrspuren pro Richtung besitzt, die Ordnung zu halten. Am frühen Abend hatten wir dann auch gleich unser erstes Fußballspiel gegen die Argentinier. Das ist allerdings kaum vergleichbar mit dem deutschen Vereinsfußball, da auf sehr rutschigem Steinboden im 5 gegen 5 gespielt wurde und das Team, das zuerst zwei Tore erzielt hat, weiterspielen durfte, während das andere Team ausgetauscht wurde. Die Jungs, die alle in etwa so alt wie wir waren, waren alle sehr gute Fußballer und extrem dribbelstark – allerdings auch etwas eigensinnig am Ball. Als Fazit mussten Oskar und ich uns aber leider eingestehen, dass wir nicht überzeugen konnten (es sollte aber noch eine Revanche geben). Abgerundet wurden die Tage dann jeweils mit dem gemeinsamen Abendessen mit den Padres, dass es allerdings immer erst um 21 Uhr gab. Ein weiterer Unterschied zu Deutschland… 

El Obelisco
Casa Rosada

Samstagmorgen saßen wir pünktlich um 10:30 Uhr bei uns vor dem Fernseher, um Schalke-Leverkusen zu gucken – in Anbetracht des Ausgangs der Partie hätte man sich das auch sparen können:)

Später hat uns dann Padre Augustin mit dem Auto mitgenommen und wir konnten ihm sagen, was wir gerne sehen möchten. Wir haben uns für das Hafenviertel Puerto Madero entschieden, was scheinbar als eines der besten Viertel der Stadt gilt. Das Highlight des Tages war allerdings die Tour in den Stadtteil „La Boca“, der Stadtteil des Rivalenclubs Boca Juniors, der durch seine bunten Farben sehr sehenswert, aber auch touristisch ist. In La Boca haben wir mit Augustin ein „Choripán“ (Chorizo im Brötchen) gegessen und dazu unser erstes argentinisches Bier getrunken. Mit beidem waren wir sehr zufrieden und okay, ich gebe es zu: Das Stadion von den Boca Juniors haben wir uns auch angeschaut, aber natürlich nur von außen und natürlich auch nur, weil es eine spektakuläre Lage inmitten eines Wohngebietes hat.

Choripán mit Oskar und Augustin
La Bombonera

La Boca
Maradona mit Papst Franziskus

Am Sonntag haben wir uns dann wieder mit Pepe getroffen, der uns ebenfalls angeboten hatte, die Stadt gemeinsam zu erkunden. Mit Pepe waren wir dann selbstverständlich beim Stadion von River Plate, das zwar nicht so schön gelegen ist, dafür waren wir aber im Vereinsmuseum und anschließend auch im Stadion selbst. Danach waren wir noch im chinesichen Viertel in einem Café und haben den Abend ausklingen lassen.

Estadio Mâs Monumental

Ein besonderes Highlight gab es dann noch am Montag, unserem letzten ganzen Tag in Buenos Aires. Pepe war mit Freunden zum „asado“ (Grillfest) verabredet und hat angeboten, dass wir ebenfalls mitkommen können. Seine Freunde haben ein Haus in der Stadt La Plata (ca. eine Autostunde von Buenos Aires entfernt) und haben in ihrem Garten einen großen Grill für das asado stehen. Das Essen war sehr lecker und wir haben uns besonders über einen bunten Salat gefreut, den wir bis dahin noch gar nicht gegessen hatten. Außerdem sollten wir sämtliche Alkoholsorten probieren, was natürlich eigentlich etwas Schönes ist. Der argentinische Aperitif „Fernet“, der gemischt mit Cola getrunken wird und uns geschmacklich etwas an Jägermeister erinnert hat, gefällt uns beiden allerdings nur so semi:)

Später am Abend, als wir wieder in Buenos Aires waren, haben wir dann unsere Revanche im Fußball bekommen. Nachdem wir das erste Spiel, mit dem gleichen Team vom Freitag, wieder verloren haben, wurden wir mehr oder weniger in ein anderes Team geschickt. Dort lief es dann aber richtig gut, sodass wir beide viele Tore erzielen konnten und seitdem kein Spiel mehr verloren haben. Besonders schön war es für uns, als wir unser altes Team mit jeweils einem Tor vom Platz geschossen haben und die beiden „Alemanes“ (im Schalke Trikot) endlich anerkannte Spieler waren. Am Dienstag haben wir dann noch etwas auf eigene Faust die Stadt erkundet und uns das Viertel „Palermo“ angeschaut, bevor wir dann abends von Pepe zum Reisebus gebracht wurden, der uns innerhalb von 15 Stunden nach Villa Regina, die Stadt, in der wir im nächsten Jahr leben werden, bringen sollte. 

Als Fazit zu diesen ersten Tagen halte ich fest, dass Buenos Aires eine für mich kulturell völlig neue Stadt ist, die von den Dimensionen mit keiner anderen Stadt zu vergleichen ist, in der ich jemals vorher gewesen bin. Die Tage in der Stadt haben mir sehr gut gefallen, was auch stark an der Gastfreundschaft der Argentinier gelegen hat, weshalb ich mich noch einmal besonders bei Mariano, Augustin und Pepe für diese unvergesslichen Tage bedanken möchte. 

Ich möchte definitiv noch in diesem Jahr für einen Besuch nach Buenos Aires zurückkehren und freue mich jetzt aber erst einmal auf die völlig unterschiedliche, aber mit Sicherheit ebenfalls sehr spannende Erfahrung in Villa Regina.

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