Voilà hier ist er endlich: Mein Überblick über die Projekte und meine dortigen Aufgaben. Zu Beginn dieses Textes dürft ihr euch allerdings in eine Übersicht über das hiesige Gelände reinlesen, auf dem sich bereits zwei der Projekte befinden, in denen wir tätig sind. Alle Projekte, die sich außerhalb des Don Bosco Geländes befinden erreichen wir meist innerhalb 20 Minuten mit den von uns heiß geliebten Zems.
Das Don Bosco Gelände
Kurz nachdem ich durch das Tor auf das Don Bosco Gelände trete, begrüßt mich der Portier mit einem freundlichen „Bonne arrivée!“ Links neben mir befindet sich nun die weiterführende Don Bosco Schule Laura Vicuña (inklusive ihres großen Pausenhofes), die einen Lernort für mehr als 1000 SchülerInnen darstellt. In dem Schulgebäude befinden sich auch eine Schneiderwerkstatt, in der man eine Schneiderausbildung erlernen kann, sowie eine Küche für Kochausbildungen. Rechts von mir sind kleine Häuschen, in denen sich u.a. der Pausenverkauf, das Büro einer Psychologin und eines Arztes befinden. Geht man einige Meter weiter befindet sich nun links das Haus der Schwestern, und vor mir das Mädchenwohnheim Foyer Laura Vicuña. Nun mache ich eine Linkskurve, vorbei an dem Wohnheim und der École alternative. Nachdem ich schließlich noch an dem kleinen Gebäude vorbeigehe, in dem sich die Präaspirantinnen-/Volontärinnenküche befindet, steige ich hinten die Treppen zu dem Gebäude hoch, indem sich im ersten Stock unser heiliges Reich befindet. Im Erdgeschoss sind Büros und Verhandlungsräume. Durch einen Flur links vorbei an den Zimmern der Präaspirantinnen (angehenden Schwestern) und durch einen rechts anschließenden Raum mit Stühlen und Tischen, geht es rein in unser Zimmer.
École alternative
Normalerweise haben Kinder, die älter als sieben Jahre sind, in Benin kaum noch die Möglichkeit mit der Schule beginnen zu dürfen. Nicht so aber in der alternativen Grundschule. Die zweite Besonderheit neben dieser späten Einschulung ist, dass die Grundschule statt den normalen sechs hier nur drei Jahre dauert, man pro Schuljahr also den Stoff von zwei Jahren durchnimmt. In jeder der drei Jahrgangsstufen gibt es jeweils zwei Klassen. Jeden Freitagvormittag dürfen Valerie und ich die Aufmerksamkeit von einer dieser Klassen eineinhalb Stunden für uns haben, um mit den Kindern zu basteln oder Gruppenspiele zu spielen.
Foyer Laura Vicuña
Das Mädchenwohnheim Foyer Laura Vicuña ist Zuhause von rund 50 Mädchen zwischen 4 und 20 Jahren. Ein Hof mit Bäumen und einem Pavillon ist umgeben von verschiedenen Gebäuden: Es gibt einen großen Gebetsraum, einen Lagerraum, ein Raum für die älteren Mädchen, einen Essens-/Hausaufgabenraum, einen Waschraum und ein Gebäude in dem sich die Schlafräume befinden. Die meisten Mädchen allerdings schlafen in einem großen Schlafsaal, in dem sich zahlreiche Stockbetten befinden. Gekocht wird von den älteren Mädchen über dem Feuer und zum Waschen wird Wasser aus einem Brunnen verwendet. Einige der Mädchen gehen in die École alternative oder in die Schule Laura Vicuña auf dem Don Bosco Gelände. Dienstag- und Donnerstagnachmittag gehe ich ins Foyer, um die Mädchen bei den Hausaufgaben zu unterstützen oder einfach zu quatschen. Zudem begleiten wir sie sonntags in die Messe.
Maison de l´Espérance
Am Rande des Marktes Dantokpa befindet sich das Ausbildungszentrum „Haus der Hoffnung“. Die ca. 60 Azubis können dort selbst entscheiden, ob sie eine Ausbildung im Bereich Konditorei, Bäckerei, Küche oder Seifenherstellung erlernen wollen. Das Besondere ist, dass die Ausbildung für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 16 und 25 Jahren kostenlos ist und sie keinen Schulabschluss benötigen. Zudem dauert die Ausbildung lediglich neun Monate, plus anschließend einem drei Monate langem Praktikum. Vormittags sind die Jugendlichen in ihren Ausbildungsbereichen, nachmittags gibt es dann Sensibilisierungs-/ Französisch-/ und Finanzkurse. Valerie und ich sind dort jeden Donnerstagvormittag und haben dabei verschiedene Aufgaben: In den letzten Wochen waren wir bspw. für die Designs der Etikette der Seifenherstellung und die Digitalisierung der Lebensläufe der Jugendlichen zuständig. Außerdem essen wir dort oft zu Mittag, wobei mich die scharfen Gerichte jedes Mal aufs Neue zum Schwitzen bringen 😉
Maison du Soleil
Da einige der Mädchen, die eine Ausbildung im Maison de l´Espérance machen, bereits schon Mütter sind, hat man diesen mit ihren Kindern im Haus der Sonne ein Zuhause gegeben. Während die Mütter tagsüber im Ausbildungszentrum sind, das Tür an Tür mit dem Maison du Soleil ist, kümmern sich Tatas um die Babys und Kleinkinder. Und montagvormittags auch ich: Kinder füttern, Windel wechseln und spielen/singen steht auf dem Programm. Ebenso wie Kinder zum einschlafen bringen, Streits lösen oder Tränen wegwischen. Aber durch breites Grinsen, große neugierige Augen und ihrer Liebe zum Kuscheln schaffen es die Sonnenkinder, mir meist einen guten Start in die Woche zu verschaffen. Jedoch muss ich nun leider mitteilen: Das Wohnheim, so wie ich es gerade beschrieben habe, gibt es derzeit nicht mehr. Vor kurzem mussten die Bewohner des Maison du Soleil aus finanziellen Gründen in das Foyer Laura Vicuña hier auf dem Gelände umziehen.
Espace Eveil de Ladji
Die in einem der ärmsten Viertel Cotonous gelegene Vorschule befindet sich in einem mit Basteleien geschmücktem Ein-Raum-Gebäude inmitten des Pausenhofes einer Schule. Die ungefähr 25 Kinder, zwischen drei und fünf Jahren, sitzen hier an kleinen Tischchen auf kleinen Stühlchen, und Valerie und ich mittendrin. Kein Wunder, dass einem da dienstagvormittags oder donnerstagnachmittags regelmäßig die Füße einschlafen 😉 Größtenteils sind es nachmittags und vormittags andere Kinder, es gibt aber auch einige, die beide Kurse mitmachen. Die Kinder lernen hier Französisch, einfache Zeichnungen (wie Striche oder Kreise malen), Lieder, usw. Wenn es „tête contre table“ heißt, müssen alle ihren Kopf auf den Tisch legen und dann wird geschlafen. Es ist mir ein Rätsel, aber während ich in meinem Bett abends für gewöhnlich eine halbe Stunde brauche, bin ich im Espace Eveil jedes Mal innerhalb einer Minute im Land der Träume. Valeries und meine Aufgabe besteht daraus zu schauen, dass die Kinder mitmachen, sie bei den Aufgaben zu unterstützen und selbst auch jedes Mal eine Aktivität mit zu bringen. In den Pausen stehen die Kinder dann immer bei uns Schlange: Schokoschokolala, Butterbutterstampfer, Beim Müller hat´s gebrannt brannt brannt, Empampi… Das Lächeln, mit dem einem während der Klatschspielchen entgegengeblickt wird, ist unbezahlbar!
Baraque SOS
Auf einem völlig wirr vollgeparkten Parkplatz auf dem Markt Dantokpa, befindet sich die Baracke. An den Werktagen ist diese von 9:00-17:00 für die Marktmädchen offen. Es sind Mädchen, die teilweise zur Schule gehen, teilweise nicht. Teilweise fahren sie jeden morgen zum Markt, teilweise schlafen sie sogar dort. Manche kommen täglich in die Baracke, manche nur ab und an. Die meisten sind zwischen 7 und 17 Jahren alt und sie alle arbeiten auf dem Markt, verkaufen dort Gemüse, Getränke, Zitronengras, Schaufel und Besen,… Meist findet in der Baracke von 13:00 -15:00 Uhr ein Alphabetisierungs-/ Sensibilisierungskurs statt. Bei Letzterem werden Themen wie „Wie wasche ich mich richtig?“, „Was muss ich über meine Menstruation wissen?“, etc. behandelt. Danach gibt es dann eine Bastelaktivität – montags und mittwochs von mir. Girlanden, Wassermalbilder, Papier Falten, etc. Die fertigen Exemplare werden dann immer in der Baracke aufgehangen. Wenn wir malen geben die Mädchen uns die Bilder und wir können sie so für andere Bastelprojekte wiederverwenden. Die Bastelaktivitäten dauern eigentlich nie bis 17:00 Uhr, und so spielen wir dann noch Kicker, machen Klatschspiele oder quatschen. Sehr gerne holen die Mädchen dann auch eine Trommel, die in der Baracke gelagert wird, hervor und singen und tanzen, dass es nur so kracht. Die Mädchen strotzen generell meist nur so vor Energie und guter Laune, was sich dann gerne auch auf mich überträgt.
So, jetzt könnt ihr euch hoffentlich ein bisschen besser vorstellen, was ich hier so den lieben langen Tag treibe!
LG Teresa