Sowohl das Maison de l´Espérance (ME), als auch die Baracke durften Valerie und ich an diesem 22. Dezember von ganz neuen Seiten kennenlernen. Der normale Alltag wich diesmal nämlich Weihnachtsfeiern. Nachdem der Morgen etwas stressig war (ja tatsächlich nochmal stressiger wie üblicherweise ;)), weil wir Wasserausfall hatten, sind wir gegen 7:00 Uhr mit Schwester C., Schwester M.M. und einer Handvoll Mütter ins ME gefahren. Nachdem die Küchen-Azubis den Kochlöffel geschwungen haben und letzte Vorbereitung getroffen wurden – wobei Valerie und ich eher etwas verloren im Weg herumstanden – ging es los: Mit einer Messe, wie könnte es auch anders sein. Einer allerdings etwas lustigeren Messe als sonst: Der Pfarrer hatte ein Mikrofon, dass an Lautsprecher angeschlossen war. Soweit so gut. Allerdings übertrieb er es mit der Lautstärke ganz schön und brüllte immer plötzlich so laut seine Worte hinein, dass die Jugendlichen des MEs und ich erschrocken zusammenzuckten. Seine Stimme war schon ganz heißer, was ihn aber keines Falls davon abhielt, weiterhin in einer Lautstärke zu sprechen, die ungefähr das 5-fache vom Normalen ist. Dabei nahm er sich selbst auch nicht allzu ernst und erzählte so u.a. eine Anekdote aus seinem Leben, die uns eine Lehre sein sollte, was die Jugendlichen des ME immer wieder in kleine Lachanfälle versetzte. Doch was können wir aus dem Gottesdienst mitnehmen: Materielle Geschenke sind nicht das A und O und wir sollten teilen, denn wenn wir anderen zu ihrem Glück verhelfen, werden wir selbst auch glücklich.
Danach durften die Jugendlichen selbst auf die „Bühne“. Es folgten Krippenspiele, kleine Comedyshows und Tanzeinlagen. Bei den ersten beiden Sachen bin ich teils aus dem Lachen nicht mehr rausgekommen und auch die Tanzshows haben mir ein breites Grinsen ins Gesicht und ein warmes Herz gezaubert.
Kurz vor Ende der wunderbaren Vorstellungen mussten Valerie und ich leider auch schon aufbrechen. Denn die nächste Weihnachtsfeier stand an: In der Baracke. Auf dem ca. 15-minütigen Fußmarsch zur Baracke quer über den großen Markt Dantokpa begleitete uns Schwester M.M., um den Weg kennenzulernen. Angekommen an der Baracke stürmten gleich zahlreiche Mädchen auf Valerie und mich zu, umarmten uns und zerrten uns ins Publikum. Die Zuschauer waren hauptsächlich Marktmädchen, aber auch wenige ältere Frauen (Mütter?) und ein paar Jungs waren unters Volk gemischt. Tatsächlich erkannte ich die Baracke kaum wieder: Der eine Raum der Baracke war in einen „Backstage-Bereich“ umgewandelt worden, der andere war heute die Bühne. Davor war ein große Plane aufgebaut, unter welcher zahlreiche Stühle standen, wobei diese hinten und vorne nicht gereicht haben. Keine Ahnung wie man so viel (und doch im Verhältnis zu der großen Menschenzahl viel zu wenig) Platz auf diesem überfüllten Parkplatz schaffen konnte.
Die Feier ist schon in vollem Gange und gerade finden Dancebattels auf der Bühne statt, immer zwischen jeweils zwei der Mädchen, eine recht beliebte Sache hier. Plötzlich sagt Tata C. vorne auf der Bühne: „Valerie, Teresa wollt ihr nicht auch Tanzen?“ „Na klar!“, antworte ich selbstbewusst. Alles andere wäre doch uncool 😉 Auf dem Weg nach vorne nimmt mir ein Mädchen den Motorradhelm ab, einem anderen Mädchen meines Vertrauens drücke ich meine Tasche in die Hand. „Was wollt ihr denn für ein Lied?“ fragt uns Tata C., als wir es geschafft haben uns durch die Menge zu drücken. Da kommt doch eigentlich nur ein Song in Frage: „Cough“ (von Kizz Daniel), antworte ich. Es gibt hier zwar viele gute Lieder, aber keines löst eine derartige Stimmung aus. Und deswegen erweise ich diesem Song jetzt die Ehre, schon das zweite Mal in einem meiner Blogeinträge erwähnt zu werden. Grob können Valerie und ich die Choreographie, die eigentlich nur aus drei Moves besteht. Als wir beim Refrain angelangt sind twerken wir, wie es sich gehört, unter der Beobachtung von ca. 150 beninischen Augenpaaren. Unsere Zuschauer jubeln was das Zeug hält und heben meine sowieso schon gute Laune noch ein Stückchen weiter nach oben. Die restliche Feier besteht aus weiteren Dancebattels, einem kleinem Krippenspiel und einer festen Tanzaufführung von einigen der Mädchen. Diese Tänze waren mir von den „Übungseinheiten“ der Barackenachmittage bekannt. Außerdem wird an alle Mädchen Pagne (der hießige Stoff) und Seife verteilt und jeder bekommt eine Mahlzeit. Als das Fest vorbei ist, heben alle Mädchen wieder ihre Körbe voll Ware auf die Köpfe und verschwinden im Marktgetümmel. Auf dem Zem zurück in unser Viertel Zogbo lassen Valerie und ich uns unsere eisgekühlten Colas schmecken, die Tata C. uns kurz davor noch zugesteckt hatte.