Nachdem Valerie und ich geplant hatten am 24. Dezember in die Abendmesse zu gehen, nahmen wir dies als Argument, die sonntägliche Vormittagsmesse zu schwänzen – tatsächlich doch das erste Mal seit unserer Ankunft in Cotonou. Den freien Vormittag nutzten wir dann durch ein langes Frühstück, ich telefonierte mit meinen Eltern, bastelte noch letzte Weihnachtssterne und Valerie und ich schauten bei den Mädchen im Foyer vorbei. Das sonntägliche Mittagessen bei den Schwestern erwies sich als außerordentlich lecker, wie eigentlich jedes Mal. Nachdem wir in unserem Zimmer den „Weihnachtsbaum“ dekorierten, schwangen wir uns auch schon auf ein Zem Richtung Strand. Dort waren wir mit J. verabredet. Vor ein paar Wochen waren wir spontan zur großen Beerdigung seiner Großmutter mitgenommen worden, wobei wir dort kaum mit ihm gesprochen hatten. Das sollte sich an diesem 24. Dezember allerdings ändern.

Wir setzen uns in den Schatten einer Palme auf eine Matte und versinken in unseren Gesprächen. Immer wieder sieht man Pferde vorbeireiten und beinahe im Minutentakt kommen Menschen zu uns, die Geld wollen. Neben den üblichen Verkäufern hauptsächlich Jungs, die weiß angemalt sind, und dann wie erstarrt hinter einem stehen bleiben – für so ca. eine Minute, dann fragen sie nach Geld. Ebenso sieht man einige verkleidete Kinder und kleine Gruppen mit Trommel. Der Obstsalat wird leerer, die Gespräche tiefer und der Strand voller. Um etwas nach 19:00 Uhr brechen wir wieder auf.

Da superviele Leute Zems suchen, müssen wir mit locker 8 Zemfahrern diskutieren, bis wir einigermaßen menschliche Preise bekommen. Ich bin ein bisschen gerührt davon, dass plötzlich sämtliche Straßen mit Weihnachtsbeleuchtung geschmückt sind, die nun in der Dunkelheit in voller Pracht leuchten. Na geht doch! Wir verabschieden uns von J. und brausen durch die Nacht. Als wir in das Gebäude, in dem sich auch unser Zimmer befindet, eintreten, komme ich nochmal richtig in Weihnachtsstimmung: die Präaspirantinnen (Schwesteranwärterinnen) und Schwester E. sind gerade fleißig am Dekorieren. Nach einer kurzen Verschnaufpause und einer Mahlzeit geht es mit den Präaspirantinnen ab in die Nachtmesse. Diese beginnt um 22:00 Uhr und dauert über zwei Stunden, weswegen ich einen kleinen Kampf mit meinen zufallenden Augenlidern führe. Aber zum Glück wird am Schluss noch ein bisschen getanzt was mich wieder aufweckt. Auf dem Rückweg zum Gelände schlängeln wir uns durch tanzende Menschengruppen und Kinder mit Silvesterböllern. Nachdem die Präaspirantinnen, Valerie und ich noch einen kleinen Halt im Schwesternhaus eingelegt haben, um mit zwei der Schwestern Kekse zu essen und die Krippe anzuschauen, gehen wir in unser Zimmer. Der letzte Programmpunkt steht an: Bescherung. Dazu hatten Valerie ich uns zuvor unseren eigenen kleinen Christbaum gezaubert: Papiersterne, Lichterkette, Stoff. Nun sitzen wir auf weiteren Stoffen auf dem Boden vor dem Baum und jeder schlägt ein Lied vor. Danach geht es an die Geschenke. „Du links, ich gerade aus“, hatte Valerie mir am Montag zuvor im Stoffladen gesagt, da wir entschlossen hatten dem jeweils anderen einen Stoff als Geschenk zu holen. Und siehe da, wir waren beide direkt beim ersten Stand fündig geworden, das hatte es noch nie gegeben. Und so sitzen wir nun an Heilig Abend in beninischen Stoffen gekleidet vor einem Stoffbaum auf Stoffen und bewundern unsere neuen Stoffe!