14. September 2024
„Wir begrüßen sie recht herzlich in der Werdenfelsbahn“, dringt es aus den Lautsprechern. Draußen ist es kalt und verregnet, aber drinnen im Zug ist es sehr gemütlich. Ich bin auf dem Weg zurück nach Passau. Eine intensive Woche liegt hinter mir, mit der ich nun endgültig zur ehemaligen Volontärin geworden bin. Dazu aber später mehr.
„Na wie waren die ersten Tage, ist schon komisch wieder in Deutschland zu sein, oder?“ Haben mich viele Freunde und Bekannte in den drei Wochen seit ich wieder zurück bin gefragt. Aber so wirklich seltsam wieder in der alten Heimat zu sein ist es wider aller (auch meiner) Erwartungen irgendwie nicht. Ungefähr die ersten zwei Tage nach meiner Ankunft kam mir alles in Deutschland zwar sehr aufgesetzt und unnatürlich vor und ich hab mich über kleine Sachen gewundert wie „war diese Straße schon immer so schmal und steil?“, aber das war alles. Naja was schon auch noch komisch war, war den Gedanken „Benin“ zu greifen. Benin nicht mehr im Alltag zu erleben, sondern nur noch als Erinnerung im Gehirn konserviert zu haben. Aber generell war ich sehr schnell mit dem Kopf wieder in Deutschland angekommen, genoss Zeit mit Freunden und Familie und nähte ein paar Taschen aus beninischen Stoffen. Ich machte einen kleinen Wientrip mit meinen Amigas und war nun für eine Woche in München und Umgebung, um Bekannte und Freunde wiederzusehen, besonders aber, um am Rückkehrerseminar teilzunehmen. Die Seminare hatte ich in meinem ersten Blogeintrag nur einmal kurz angeschnitten, aber im Grunde sind sie wichtiger Bestandteil des Volontariats. Für Don Bosco Freiwillige aus Bayern und Baden-Würtemberg finden diese im Kloster in Benediktbeuern statt. Vor dem Volontariat hatten wir dreieinhalb Vorbereitunsseminare und lernten auf diese Art viele gleichgesinnte Auslandsfreiwillige kennen. Wir entwickelten uns zu einer richtig netten Gruppe und wurden dann vor ziemlich genau einem Jahr nach Indien, Südamerika, Osteuropa und Benin entsandt. Um viele Erfahrungen und Erlebnisse reicher und mit neuen Zukunftsaussichten vor Augen, trafen wir uns nun in dem kleinen Dorf in Oberbayern wieder. Statt Schule, Abizeitung und Sommerprogramm sprachen wir nun über Kinder, Kulturen und das Leben auf dieser Welt. Es waren fünf schöne Tage, in denen reflektiert, sich ausgetauscht, gelacht und gemeinsam Zeit verbracht wurde. Fast alle hatten ein eindrucksvolles und unbezahlbares Jahr erlebt und es war interessant zu sehen wie jeder damit umgeht. Für die meisten ist das Ankommen dann doch ein Prozess und das Jahr hängt noch sehr nach, was auch absolut verständlich ist.
Es war aber ein bisschen schade, dass Valerie aufgrund ihres Studiums in den Niederlanden nicht dabei sein konnte und ich somit in dieser Konstellation nicht nur die einzige Beninvolontärin, sondern generell alleinige Volontärin des afrikanischen Kontinents war. Dadurch fand ich es teilweise schwierig, wieder so richtig in das Jahr einzusteigen. Umso schöner, dass ich die Nacht nach dem Seminar noch bei Luisa, eine meiner engsten Beninvolontärsfreundinnen (langes Wort ^^), verbringen konnte. Durch unsere Gespräche konnte ich mich so nochmal intensiver in das letzte Jahr hineinversetzten und es tat gut mit jemandem zu sprechen, der genauso into it ist.
Durch Musik, Kleidung, Gegenstände auf dem Kopf, Gespräche usw. versuche ich mir Benin seit drei Wochen dazubehalten. Ich blicke gerne zurück und schätze mich absolut glücklich, dieses Jahr erlebt haben zu dürfen, aber trotzdem bin ich auch fein damit, das Benin nun teil meiner Vergangenheit und eine Erinnerung in meinem Kopf ist. Es tut sehr gut, dass man trotz beendetem Volontariat immer noch als Part von Don Bosco erwünscht ist, weil es so viele Möglichkeiten gibt, sich zu engagieren oder einfach teilzunehmen. Außerdem werde ich in Schulen von meinem Jahr erzählen. Durch den Freiwilligendienst konnte ich viele neue Kontakte knüpfen und mir ähnliche junge Menschen kennenlernen, die in ganz Deutschland verteilt leben und auf ähnliche Erfahrungen wie ich zurückblicken.
Mein Lebensweg führt mich nun erstmal weiter nach Wien, wo ich in zwei Wochen mit meinem Geografiestudium anfangen werde. In machen Momenten überwiegt die Freude, in anderen aber auch Fragen wie „Finde ich nach einer so langen Zeit ohne Lernen wieder gut da rein?“, „Wird mir das alleine Wohnen nicht zu einsam?“, „Finde ich guten Anschluss in Wien?“ „Gefällt mir das Studium?“. Wenn ich allerdings zurück auf mein vergangenes Jahr blicke, sehe ich dort viele Gründe zuversichtlich zu sein!
Nachdem das hier nun offiziell mein letzter Eintrag ist, wird es allerhöchste Zeit euch mal ein fettes Danke auszusprechen! In dem ganzen Jahr habe ich irgendwie keinen großen Spaß am Tagebuch schreiben gefunden und umso wichtiger war dieser Blog für mich. Es hat richtig gut getan, Gedanken und Erlebnisse auf diese Art verarbeiten und sortieren zu können, eine besondere Erinnerung an dieses Jahr zu schaffen, aber besonders auch euch ein bisschen von Benin und Freiwilligendiensten zu erzählen. Jeder Eintrag ist ein kleines Herzstück und so hat es mich immer arg gefreut, wenn mir jemand gesagt hat, dass er/sie einen Eintrag gelesen hat. Das hat mich richtig motiviert das ganze Jahr regelmäßig weiterzumachen! Deswegen auch MERCI BEAUCOUP an jeden der das hier gerade liest und mir seine verehrte Aufmerksamkeit schenkt <3
So und zu guter Letzt mein Résumé: Freiwilligendienste (FWD) sind es absolut wert, dass man zumindest mal darüber nachdenkt, ob es für einen persönlich nicht auch eine Option wäre. Egal ob im Inland oder im Ausland. Egal ob ein entwicklungspolitischer FWD, Bufdi, FSJ, FÖJ, oder was auch immer. Egal, ob nach dem Abi, oder während des Studiums (und auch für deutlich ältere Altersklassen gibt es verschiedene Angebote). Egal ob im sozialen, oder ökologischen Bereich. Egal ob man sich im Endeffekt dafür, oder dagegen entscheidet. FWD sollten eine gut überlegte Sache sein. Es gibt unterschiedliche (kurzzeitige) Freiwilligendienste, die durchaus kritisch zu betrachten sind. Es gibt auch FWD, die nicht gut laufen, was im Vorhinein kaum einzuschätzen ist. Es gibt Menschen, die vielleicht nicht der Typ für FWD sind. Aber es gibt eben auch so viele vom Glück gefüllten Geschichten über FWD, dass man sich zumindest einmal mit der Möglichkeit befassen sollte. Und ich finde es übrigens auch eine gute Idee, einen FWD für ein ganzes Jahr zu machen, auch wenn das erstmal ganz schön lange und für manch einen abschreckend wirken mag. Nur so kann man in vollen Zügen in den FWD eintauchen.
Macht es gut und fühlt euch fest gedrückt!
Für das Ende dieses Blogs möchte ich euch noch einen letzten Gedanken mit auf den Weg geben. Im ersten Moment mag es nur wie eine kleine sprachliche Macke klingen, die mir regelmäßig an Mitmenschen, aber auch an mir selber auffällt. Aber im Endeffekt steckt doch viel mehr dahinter…
Afrika ist kein Land!
Vroni
Schön, dass du wieder da bist <3 !!
Teresa Stefenelli
Schön, dass ihr mich wieder empfangen habt😊
Melanie Tritschler
Hallo liebe Theresa,
Ich hab auch immer mal wieder einen Beitrag gelesen. Alles gute Dir!!
Ganz liebe Grüße von Melanie, Mama von Maurizio
Der macht übrigens grad eine Schreiner Lehre, verkürzt in Vilshofen
Teresa Stefenelli
Hallo Melanie,
Das freut mich, danke!
Klingt auf jeden Fall passend.
LG
Anna K.
Hach Tete, eine Ära endet. Danke, dass du immer so fleißig gebloggt hast und so lebendig alles geschildert hast.
Und wegen Wien habe ich keinerlei Bedenken: Du haust die Österreicher vom Hocker.
Teresa Stefenelli
Ja das war’s nun wohl mit der Benin- und Blogära, war mir eine Freude.
Ich hab dich ganz dolle lieb Anna und bin dir superduper dankbar für deinen <3-lichen Support!
Ulla Fricke
Hallo Teresa, ich habe aus Bonn fleißig mitgelesen! Alles Gute Dir für deinen weiteren Weg- es ist wie du schreibst. Du bist nun zwar ehemalige Volontärin aber Deine Reise mit Don Bosco darf noch viel länger weitergehen.
Herzliche Grüße
Ulla Fricke Don Bosco Volunteers Bonn
Teresa Stefenelli
Ja, zum Glück 🙂
Danke fürs Lesen und viele liebe Grüße!