La journée de l´enfant africain – Der Tag des afrikanischen Kindes
In manchen Momenten spüre ich einfach, dass ich gerade meinen nächsten Blogeintrag erlebe. Genauso ging es mir auch am 21. Juni zwischen halb 2 und halb 5.
Generell schätze ich Benin zwar als ein sehr von Armut geprägtes, aber zugleich total friedliches Land ein – zumindest unterhalb der Sicherheitsgrenze. Das ist eine Gebietsgrenze im Norden, die man aus Schutz vor Entführungen usw. nicht überschreiten sollte. Als ich vor ein paar Wochen einen Umweg mit dem Zem nehmen musste aufgrund einer Straßensperrung wegen einer Demo, hat mich das doch sehr überrascht – Demos sind für Benin relativ untypisch. Es war wie sich dann herausstellte eine Demonstration für die Unabhängigkeit von Frankreich und ich fand es richtig cool, dass die Beniner ihre Stimme nutzten und sich zu einer friedlichen Demo zusammentrafen. Dass ich dann aber schon wenige Wochen später, am 21. Juni, selbst auf einer Demo mitlaufen werde, damit hatte ich wahrlich nicht gerechnet. Eingeladen dazu wurden Valerie und ich von der Tata C. aus der Baraque. Es handelte sich dabei nämlich tatsächlich um eine von den Schwestern organisierte Demo. Das Thema der Demonstration war der „Tag des afrikanischen Kindes“, da diesen Rechte entweder gar nicht erst zugestanden werden oder aber noch nicht wirklich umgesetzt sind.
Als Valerie und ich vorletzten Freitag gegen halb 2 bei der Baraque ankommen, müssen wir unsere Füße ganz schön fest in den Boden stemmen, um nicht umzufallen. Denn ganze Horden an Marktmädchen laufen auf uns zu, rufen unsere Namen, umarmen uns uns freuen sich uns zu sehen. Die Freude, die diese Mädchen in sich tragen und ganz ungeniert zum Ausdruck bringen ist so wundervoll. Alle sind eingekleidet mit weißen Baraqueshirts, die extra für die Demonstration gedruckt worden sind und sogleich wird auch mir eines in die Hand gedrückt. Das letzte Mal, dass so eine größere Aktion von der Baraque organisiert worden war, war das Weihnachtsfest, über den ich in meinem Beitrag „Alle Jahre wieder“ geschrieben habe. Mir fällt auf, dass ich im Vergleich zur Weihnachtsfeier prozentual gesehen viel mehr Gesichter der Mädchen kenne. Da es in der Baraque, in der ich normalerweise 2x die Woche für 3 h arbeite, immer ein Kommen und Gehen ist und die wenigsten Mädchen jedes Mal da sind, kenne ich die meisten gar nicht so gut. Aber von sehr vielen kenne ich das Gesicht und ein paar Eigenschaften. Von knapp zwei Duzend immerhin auch den Namen. Ich habe aber auch das Gefühl, dass es in der Baraque gar nicht so sehr auf tiefe Beziehungen mit den Mädchen ankommt. Auf der einen Seite spreche ich auf der hier umgangssprachlich gesprochenen Sprache Fon nicht mehr als ein paar einzelne Wörter/Floskeln. Bei den Marktmädchen wiederum ist es so, dass nur die wenigen, die zur Schule gehen, so gut französisch sprechen, dass wir uns auch mal länger unterhalten können. Dahingehend ist die Sprachbarriere schon ein Stein im Weg. Viel mehr habe ich aber ohnehin das Gefühl, dass es darauf ankommt aus dem Moment das Beste rauszuholen und im Hier und Jetzt zu leben. Das schaffen wir durch das Bastelprojekt, das ich jedes Mal mitnehme, Karten-/Murmelspiele, aber v.a. die von den Mädchen bis ins Unendliche geliebten Klatschspiele. Und bei all dem reicht der kleine Französischwortschatz vieler Mädchen bzw. mein kleiner Fonwortschatz komplett, für eine gute gemeinsame Zeit mit ganz viel Liebe aus.
Der Platz vor der Baraque wird immer voller. Plötzlich tauchen auch ein paar Schwestern und Präaspirantinnen auf – zweitere verlassen das Gelände eigentlich nie. Auch die für sechs Wochen mithelfenden französischen Praktikatinnen, und zwei von den Besuchern meiner letzten Tour Social sind sind am Start. Dazu kommen dann noch eine Handvoll Polizisten und alle ca. 60 Azubis des Maison de l´Espérance, welches nicht weit von der Baraque entfernt liegt. Die zwei Projekte haben sich für die Demo zusammengeschlossen.
Nach ein paar Reden starten wir los. Die Route führt sowohl an einer großen Straße beim Markt Dantokpa entlang, als auch mitten durch den Markt hindurch. Meine Arme habe ich links und rechts um die Schultern zweier Marktmädchen gelegt und nehme lediglich weg, um in einer der zahlreichen Pausen wie alle um mich rum eine kleine Tanzeinlage abzuliefern. Das ist allerdings nichts zu dem im Vergleich, wie intensiv Valerie beinahe die ganze Demo das Tanzbein schwingt. Das funktioniert so gut, da unser Tross von einer kleinen Band bestehen aus vier jungen Herren mit Trompeten und Trommeln begleitet wird. Die Baraque geht voran, das Maison de Espérance hinterher. Die Leute um uns herum schauen etwas verwirrt oder amüsiert und wundern sich, dass insgesamt 7 Yovos einen Teil der Gruppe bilden. Meine Begleiterinnen links und rechts bleiben mir treu uns lassen sich nicht einmal davon verschrecken, dass ich ihnen aus versehen nicht nur einmal auf die Füße trete. Es ist aber auch eng! Immer wieder werden mit einem Mikrofon Sprüche gerufen, die ich wegen meiner fehlenden Fonkentnisse aber nur halb verstehe. Nachdem wir irgendwann wieder bei der Baraque angekommen sind werden kurz Reden gehalten. Wie auch schon bei der Weihnachtsfeier bekommt jedes Marktmädchen zu guter Letzt eine kleine Box mit aufgepepptem Reis zu Essen. Das ist schon ein komisches Bild wie sie auf der einen Seite in die Baraque als Demonstrantinnen reingehen und auf der anderen Seite wieder mit ihrer kiloschweren Ware auf dem Kopf als Verkäuferinnen rauskommen.
Summa summarum: Die Demo war ein voller Erfolg und definitiv eine unvergessliche Erinnerung in meiner Beninzeit.
LG und Euch einen guten Rutsch in die zweite Jahreshälfte!
Eure Teresa
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