Das obige Bild ist ein Ausschnitt folgender Geschichte: Seit Ende November befand sich in jeglichem Whatsappstatus der Schwestern und auf unserem Gelände ein Plakat, das Valerie und ich folgendermaßen interpretierten: Um 16:00 Uhr des 9. Dezembers wird es ein Konzert von dem Sänger T-Gang auf dem Don Bosco Gelände geben! Klar, dass wir da auch hinwollten und klar, dass wir also pünktlich um 16:00 Uhr des 9. Dezembers auf dem großen Pausenhof in Vorfreude auf das Konzert warteten. Mit einer Verspätung von zwei Stunden begannen die Aufführungen. Denn nein, das was uns dann erwartete war erstmal kein Konzert, sondern ein Tanz- bzw. Gesangbattle zwischen Schülern, der fortführenden Schule des Geländes. Und T-Gang? Der ließ sich gegen 20:30 Uhr für 20 Minuten blicken. Aber von Enttäuschung war bei mir keine Spur. Wir hatten durch die Battels trotzdem eine gute Show geboten bekommen und die zwei Stunden Verspätung liegen an der temps beninois/beninischen Zeit, die wir seitdem noch öfters zu spüren bekamen. Und mit dieser kleinen Erzählung eines besonderen Freizeitsprogramms herzlich willkommen zu meinem Blog über Freizeit und Freunde in meinem aktuellen Leben.
Grundsätzlich habe ich einen Vormittag (Montag oder Mittwoch) und den Samstag, nach dem morgendlichen Putzen im Schwesternhaus, frei. Den freien Vormittag verbringe ich meist auf dem Gelände mit Handwäsche, Bastelideen vorbereiten, Zimmerputz, Lesen, Blog schreiben usw. Auch die Spaziergänge zur Bank gehören dazu, wobei ich in 50% meiner Bankbesuche mit leerem Geldbeutel zurückkehre, weil die einzige Bank, bei der meine Karte ohne hohe Gebühren bzw. überhaupt funktioniert, oft gerade kein Geld da hat. Die Samstage wiederum nutzen Valerie und ich gerne, um Unternehmungen zu machen.
Um über die Unternehmungen zu schreiben, ist es zuvor wohl ganz gut auf das Thema Freunde in Benin einzugehen. Denn meistens bestreiten Valerie und ich unsere Samstage nicht alleine. Unseren ersten Freund haben wir glücklicherweise schon am Flughafen in Brüssel kennengelernt, am Gate fürs Flugzeug nach Cotonou. Johann stand direkt hinter uns, er war weiß und so alt wie wir, und diese Informationen reichten als Indiz, dass er wohl auch Volontär ist. So kamen wir schnell ins Gespräch und später am Flughafen in Cotonou wurden auch schon die Nummern ausgetauscht. Ein paar Minuten später – wir sprechen noch immer vom Flughafen Cotonou – marschierten Johann und ich zu zwei weiteren weißen Mädchen unseren Alters: Ebenfalls deutsche Volontärinnen, die am selben Tag nach Cotonou geflogen sind. Auch hier wurden die gegenseitigen Nummern ins Handy getippt. Durch diesen glücklichen Zufall wurde zwei Tage später eine Whatsappgruppe mit dem Titel „Les Allemands au Benin“ gegründet, zu der immer mehr Kontakte deutscher Volontäre hinzugefügt wurden. Stand heute sind wir 23 Mitglieder. Eine kleine Anekdote dazu: Als Valerie und ich eines Tages Anfang Dezember entspannt am Strand saßen, kamen plötzlich fünf junge Menschen auf uns und meinten: „Seid ihr nicht auch Freiwillige aus der WhatsApp-Gruppe? Wir erkennen euch vom Profilbild.“ Die meisten Volontäre haben wir zwar schonmal live gesehen: Viele am 26. Oktober beim Fest der deutschen Einheit, aber auch einige intensiver beim Zwischenseminar. Da aber alle Freiwilligen sehr in Benin verteilt sind, sieht man sich nicht regelmäßig. Mit zwei Volontärinnen treffen wir uns allerdings durchaus öfter, denn sie wohnen auch in Cotonou, nur 200 CFA mit dem Zem weit weg. Mit ihnen gehen wir an den Strand, auf den Kunstmarkt, oder picknicken einfach gemütlich auf der Dachterrasse ihrer Gasteltern.
Andere deutschsprachige Kontakte hatten wir zudem durch zwei unserer Vorvolontärinnen (2019/2020) und einer Freundin von ihnen, die zwischen Oktober und Dezember für mehr als zwei Monate in Benin waren. Mit ihnen haben wir uns einige Male getroffen und konnten so zu Beginn unseres Volontariats extrem viel dazulernen. Ebenso austauschen und deutschquatschen konnte ich mit Nielson, einem Ghanafreiwilligen und Freund von Valerie, der uns Anfang Januar besuchen kam und mit uns die Reise in den Norden antrat. Und seit über einem Monat wohnt Susi auf dem Don Bosco Gelände. Sie kommt aus Österreich, ist pensioniert und hilft gerade für zwei Monate tatkräftig im Foyer mit, v.a. bei den Babys. Auch mit ihr unterhalte ich mich liebend gerne, und es ist angenehm, ihre Sicht der Dinge zu hören. Ich muss sagen, dass ich durch all diese Menschen, zusammen mit der österreichischen Schwester, die hier seit Jahren lebt, deutlich mehr deutschsprachige Kontakte habe, als zuvor angenommen. Es tut aber gut, sich im Umgang mit kulturellen Unterschieden auszutauschen und besser verstanden zu fühlen. Auch durch „Hey, hast du das schon gegessen?“, „Hey, hast du das schon gesehen“, „Hey hast du das schon gemacht?“ habe ich den Eindruck, dass diese europäischen Kontakte mich beim Kennenlernen der beninischen Kultur oft fördern statt hindern.
Aber unser hiesiger Freundeskreis besteht nicht nur aus Deutschen, tatsächlich haben wir auch mit zwei Beninern außerhalb unseres Don Bosco Lebens Freundschaft schließen können. Nicht nur in Cotonou haben wir sie getroffen, sondern waren auch schon zweimal in Porto-Novo, um sie zu besuchen. Da waren wir unter anderem in einer Comedyshow und einem Kunstmuseum und letzten Samstag mit der selben kleinen Truppe bei einer Theateraufführung.
Abends und samstags findet man uns auch öfters im Foyer, wo wir uns seit ein paar Wochen angewöhnt haben, regelmäßig Kartenspiele (hauptsächlich HALLIGALLI und DOUBBLE) mitzunehmen. Und ca. einmal die Woche gehen wir in ein Restaurant, zu zweit oder in weiterer netter Begleitung. Es gibt ziemlich viele kleine Restaurants in unserem Viertel und so wechseln wir durch zwischen „alt bekannt“ und „mal was neues“. Generell ist das Thema „Kochen“ sehr zurückgegangen. Mittags kommt es gar nicht mehr vor, dass wir den Kochlöffel schwingen. Da essen wir mittlerweile immer im ME, oder bei einem der Essenstände außerhalb. Aber vor allem der Atasi-Stand, der an Werktagen mittags für die Schüler auf dem Gelände verkauft, ist ein großer Freund von uns. Wenn wir uns für den Abend nicht eine andere Lösung überlegt haben, findet man uns dann tatsächlich doch an einigen Tagen vor dem Herd, denn die meisten Essenstände schließen im Laufe des Nachmittages. Das Glückliche ist, dass wir beim Straßenessen ungefähr gleichviel Geld ausgeben, wie wenn wir selbst kochen, und die einzige kleine Lebensmittelvergiftung, die uns bisher eingeholt hat, kam auch vom Selbstkochen. Also ein Hoch auf die Köchinnen der Straßenstände.
So jetzt habt ihren einen Eindruck von meiner Freizeit. Wahrscheinlich einen etwas falschen, denn ich habe in dem Blog jetzt natürlich hauptsächlich von den Unternehmungen und Freunden berichtet. Dass ich natürlich auch mal einfach faul bin und im Bett „chille“ und Youtube schaue oder schlafe, habe ich noch nicht erwähnt. Vor dem nächtlichen Schlaf tu ich es dann oft meinen Abenden in Deutschland gleich, und schaue noch die Folge einer Serie. Nur eben nicht auf der Couch zusammen mit meiner Familie, sondern alleine im Bett oder mit Valerie.
Danke fürs Lesen und eine schöne Restwoche! Eure Teresa
Anita
Liebe Teresa,
ich liebe es, Deine Blogeinträge zu lesen. Du scheinst eine sehr lebendige und abwechslungsreiche Zeit zu haben und das vermittelst Du auch in dem Geschriebenen. Danke dafür und saug alle Eindrücke weiter auf und berichte uns.
Liebe Grüße aus Passau,
Anita
Teresa Stefenelli
Das mach ich gerne 😊