Lasset die Arbeit beginnen!

Kurz vorab: Weil wir diese Woche in fast allen Projekten neu waren, wollte ich ungern direkt Fotos machen. Deswegen ist dieser Blog leider recht arm an Bildern, jedoch umso reicher an Text. Ihr dürft euch also ganz alleine auf meine Erzählungen einlassen 😉

Wie fleißige Blogleser wissen, wurde unsere erste Woche dem Ankommen in Benin gewidmet, sodass Valerie und ich die meiste Zeit frei hatten. Weil ich aber bis zum Hals in Tatendrang und Neugierde steckte, habe ich mich umso mehr gefreut, diese Woche voll in den Trubel eintauchen zu dürfen. Ich denke nun ist es an der Zeit mal ein paar Worte zu den Projekte und meinem Arbeitsplan zu verlieren. (Genauere Projektbeschreibungen gibt´s dann in einigen Wochen auf einer eigenen Blogseite.) Valerie und ich sind in insgesamt sechs Projekten der Don Bosco Schwestern hier tätig: Ein Ausbildungszentrum für Jugendliche ohne Schulabschluss, eine Kinderkrippe für die kleinen Schätze einiger der Azubis, ein Kindergarten, eine Baracke für am Markt arbeitende Mädchen zum Lernen und Spielen, und zu guter Letzt noch auf dem Don Bosco Gelände hier das Mädchenwohnheim und eine alternative Grundschule, bei der die Schüler nicht nach Alter, sondern Wissensstand eingeteilt werden. Unsere Tage sind gespalten in Vormittag und Nachmittag (insg. von ca. 7:30 Uhr bis zwischen 17:00 Uhr und 18.00 Uhr), wo wir jeweils unterschiedliche Projekte besuchen. Meistens arbeiten Valerie und ich zusammen, teils sind wir aber auch in unterschiedlichen Projekten. Diese Woche haben wir zum Reinschnuppern allerdings noch komplett zusammen verbracht.

Es war eine besondere Woche. Geprägt von Kommunikationsproblemen (was nicht nur an unserem Französisch lag ;)), ersten Malen, neuen Eindrücken, frechem Kindergrinsen und jeder Menge Gefühlschaos. Also lasst mich euch ein bisschen davon erzählen:

Am MONTAGmorgen starteten wir direkt etwas chaotisch in die Woche: Aufgrund einiger Missverständnisse sind wir nicht mit Schwester C. um 7:15 zum Maison de l´Espérance gefahren, wie es seit dieser Woche zu unserem morgendlichen Ritual geworden ist, sondern eine Dreiviertelstunde später von einem Don-Bosco-Mitarbeiter dort hingebracht worden. Im Maison de l´Espérance standen wir plötzlich vor lauter uns gespannt anguckenden Jugendlichen, um uns vorzustellen. Nachdem die Jugendlichen uns im Gegenzug kurz daraufhin äußerst freundlich die einzelnen Ausbildungsbereiche präsentiert hatten, gings rüber ins Maison du Soleil, der Krippe. Die nächsten Stunden wurden gefüllt mit Hoppehoppe Reiter, Babys beruhigen und die „Wer-darf-auf-meinem-Schoß-sitzen-Streits“ zu entschärfen. Wenn man in Cotonou unterwegs ist, sieht man an jeder Ecke Frauen mit einem Kind auf dem Rücken. Und so war mein persönliches Highlight an diesem Vormittag, als mir einer der Kleinen mit einem Tuch auf den Rücken gebunden wurde. Mit Schwester C. gings dann wieder ab nach Hause, wo wir nach dem Essen ein zweites Mal an diesem Tag vor vielen neugierigen Blicken standen: Während einer Versammlung wurden Valerie und ich mit zahlreichen Don-Bosco-Mitarbeitern bekannt gemacht. Weil sich die Baracke danach zeitlich nicht mehr ausgegangen wäre, sind wir rüber ins Wohnheim, um den fleißigen Foyermädels mit Matheüben zu helfen -„Was macht 436×3?“, „375-283 ergibt?“,… Nach dem Abendessen haben wir es uns, wie jeden Abend, auf Valeries Bett gemütlich gemacht und eine Folge Tierärztin Dr. Mertens geschaut.

Nachdem wir am DIENSTAG diesmal tatsächlich mit Schwester C. ins Maison l´Espérance gefahren sind, geht es nach einem Tratsch mit den Jugendlichen und einer Portion Warten weiter: Mein Bauch beginnt ein bisschen zu kribbeln, denn die erste Zemfahrt steht an. Nachdem mir ein Fofo (bedeutet soviel wie Bruder) des Hauses ein Zem bestellt und den Preis verhandelt hat, sind wir (Valerie mit dem Fofo, ich mit dem Zemfahrer) auf dem Motorrad zum Kindergarten Espace Eveil gedüst. Zu Beginn habe ich mich zwar noch ganz schön am Zem festgekrallt, aber geliebt hab ich es eigentlich von Anfang an. Den Wind an seinem Körper zu spüren, nicht nachdenken oder sprechen zu müssen und die Straßen und Gassen wie in einem Film an sich vorbeiziehen zu sehen! Espace Eveil: „Yovo yovo(=Weiße)“, riefen mir die Kinder immer wieder zu, wenn sie etwas von mir wollten. „Non, ne dis pas Yovo, c´est Teresa“, erwiderte ich sicher zwanzig Mal. „Teleeesa“, gaben sie daraufhin grinsend von sich. Die Kinder sprechen fast nur Fon, was aber kaum eine Barriere zwischen uns aufzubauen scheint. So kommunizieren wir einfach auf Händisch und Füßisch. Außerdem lieben sie es (wie ich ebenso vor 14 Jahren) Papagei zu spielen. „Heute kann es regnen, stürmen oder schneien“, singe ich also vor. „Eute tann es legnen ümen oda nein“ hallt es zuckersüß aus einer Handvoll Kindermündern zurück. Ein paar Stunden später auf dem Zem, der Zemfahrer hatte bereits auf uns gewartet, ging es durch den Wind zurück zum Maison de l´Espérance, wo wir speißen durften. Nach einer Runde Warten wurden wir von einem Barackenmitarbeiter abgeholt. Unser Weg führte uns durch den größten Markt Westafrikas. Die Anzahl der Eindrücke, die im Sekundentakt auf einen einprasseln sind verrückt: Frauen mit Körben voller Ware auf den Köpfen, kleine Kinder, Männer mit Karren, Motorräder, die irgendwie versuchen sich durchzuquetschen, von allen Seiten Yovo-Rufe (jap, wir sind gemeint), Massen an Maniok, Tomaten, Chilischoten, Reis, Nüssen, Stoffen etc.. Der Markt umfasst eine Größe mehrerer Wohnviertel und ich hatte das Gefühl, dass ich Monate brauchen würde, um einen vernünftigen Überblick bekommen zu können. Angekommen in der Baracke haben sich die Mädchen neugierig um uns geschert und wir haben Kalaha und Mikado gespielt. Zurück gings wieder mit Zems, die der Barackenmitarbeiter für uns angehalten hat. Glücklich über diesen Tag konnte ich die Fahrt in vollen Zügen genießen.

Am MITTWOCHmorgen waren wir noch vor den Schwestern im Frühstücksraum. Als diese, frisch vom Gebet kommend, langsam eintrudelten, teilte uns Schwester Y. mit: „Ihr arbeitet heute nicht. Niemand arbeitet heute, es ist Feiertag!“ Schluck. Ich hatte mich richtig auf den Tag gefreut und war deswegen nun etwas enttäuscht, den ganzen Tag auf dem Gelände zu verbringen. Uns selbst ein Zem zu rufen und einen Ausflug zu machen ist uns noch etwas suspekt (Verhandeln, Wegbeschreibung,…) Nach einer Folge „Käthe und ich“ (ja Papa, ich hab tatsächlich noch eine entdeckt, die wir zuhause vergessen hatten zu schauen;)), hatte sich die Enttäuschung zum Glück etwas gelegt und wir verbrachten einen entspannten Tag auf dem Gelände.

Nachdem wir den DONNERSTAGvormittag wieder im Espace Eveil verbracht haben, galt der restliche Tag dem Maison de l´Espérance. Nach einer guten, va. aber gut geschärften Mahlzeit, hatten die Jugendlichen Sensibilisierungskurs. Heutiges Thema: Konflikte. Nachdem die Azubis dem Lehrer mehr oder weniger gespannt zugehört hatten, war die Aufgabe einen kleinen Sketch zum Thema Konflikte zu erstellen. 20 Minuten Zeit. Nach 10 Minuten hatte meine Gruppe… nichts. Doch dann kam Schwung in die Bude. Und so stellten wir doch noch einen recht passablen Sketch auf die Beine: Ein Junge wollte einem anderen eine Flasche klauen. Deswegen gab´s Stress zwischen den beiden. Mir fiel die ehrenwerte Rolle der Streitschlichterin zu teil. Wenn das im echten Leben nur auch so leicht ginge, wie in diesem Sketch, wäre unsere Welt wohl ein bisschen schöner 😉 . Nach der zweiten Unterrichtseinheit „Finanzen“ war der Arbeitstag für uns alle beendet.

Der letzte Arbeitstag dieser Woche, FREITAG, spielte sich auf dem Gelände hier ab. Wobei Arbeitstag… den Vormittag saßen Valerie und ich mit all ihren Schulkindern in der alternativen Grundschule, weil dort zu Ehren des neuen Schuljahres, das letzte Woche begonnen hatte, ein besonderer Tag war. Die erste Hälfte verbrachten wir mit Gottesdienstfeiern, die zweite wiederum mit einem Sensibilisierungskurs, wo die Kinder über die Alternative Schule und den christlichen Glauben aufgeklärt wurden. Am Nachmittag fanden wir uns im Mädchenwohnheim wieder, wo gequatscht und… dreimal dürft ihr raten… gerechnet wurde.

Durch den Arbeitsplan, dass wir nicht einen längeren Zeitraum fix an einem Ort sind, sondern pro Woche immer nur für ein paar Stunden Zeit in den Projekten verbringen, wird deutlich, dass man hier nicht auf uns angewiesen ist. Und das ist auch gut so! Freiwillige sollten keine Jobs weg-/übernehmen, sondern lediglich unterstützen. Und das Gefühl zu unterstützen haben wir hier durchaus, da wir eigentlich immer gut beschäftigt sind und uns die Mitarbeiter und Kinder das Gefühl geben stets Willkommen zu sein. Es freut uns also, sei es auch nur für ein paar Stunden pro Woche, die einzelnen Projekte bereichern zu können. Außerdem tut die Abwechslung natürlich auch gut!

Merci, wenn ihr euch bis zu dieser Zeile durchgelesen habt 😉 . LG Teresa

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  1. Nina

    Wow Tete! So spannend, bin gespannt wo die Reise noch so hin geht.😍😍😍

  2. Anna K.

    Scheint wieder eine spannende Woche gewesen zu sein!! Tete, was ich immer raushöre aus den Blogs ist dein unerschöpflicher Optimismus, ich liebs!
    Dein Schreibstil holt mich jedes Mal ab, gefällt mir total gut. Ich drück dich

  3. Judith S

    Hach ich les‘ deine Worte so gern! Ich freu mich so für dich und das, was du da grade alles erlebst! Fühl dich umarmt!

    • Teresa Stefenelli

      Hey, voll cool, dass du den Blog liest! Danke für die kleine Nachricht <3

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