Die Hummel in der Hose

Nein keine Sorge, bei dem Titel handelt es sich nicht wirklich um einen frechen Brummer, der sich in meine Hose verirrt hat 😉. Gleich wird deutlich werden, was ich damit meine:

Die ersten zwei Tage nach unserer Ankunft und das darauffolgende Wochenende hatten wir frei, um anzukommen. So haben wir die Tage gefĂŒllt mit uns hier einrichten, spazieren gehen, SIM-Karten kaufen, schlafen und mit den MĂ€dchen aus dem Wohnheim Zeit zu verbringen.

Da hier die Erfahrung gemacht wurde, dass es fĂŒr die VolontĂ€re etwas anstrengend ist, die erste Arbeitswoche direkt auf dem Markt zu verbringen, arbeiten Valerie und ich diese Woche im MĂ€dchenwohnheim auf dem GelĂ€nde hier. Allerdings kommen die MĂ€dchen erst um 15:00 Uhr von der Schule heim. Das heißt fĂŒr diese Woche haben Valerie und ich die Vormittage noch frei. Ich merke wie es mir mittlerweile richtig in den Finger kribbelt das Don Bosco GelĂ€nde fĂŒr mehr als unsere tĂ€glichen SpaziergĂ€nge zu verlassen und ich ungeduldig werde endlich so richtig mit dem Arbeiten anzufangen. Und genau diesen Tatendrang hat Valerie als `Hummel in der Hose` bezeichnet. Andererseits spĂŒre ich, wie mich die Hitze, die vielen EindrĂŒcke und die zahlreichen Kommunikationen (erschwert durch das beninische (!) Französisch), ziemlich schnell erschöpfen und mĂŒde werden lassen, weswegen es vielleicht gar nicht so schlecht ist die Tage gerade noch etwas ruhiger anzugehen.

Im Folgenden möchte ich von zwei AusflĂŒgen berichten, bei denen die `Hummel in meiner Hose` beruhigt werden konnte:

Messegang

„Gehen wir morgen mit in die Messe?“ Habe ich Valerie am Samstagabend gefragt. „Ne, ich will sie mir auf jeden Fall mal anschauen, aber noch nicht morgen.“ Weil ich nun mal auch nicht die ReligiositĂ€t in Person bin, fand ich das keinen schlechten Plan. Abgemacht. Oder? Sonntagmorgen: „Heute geht ihr mal in die Messe mit. Ihr trefft euch mit den FoyermĂ€dchen um 8:30 im Hof, ja?“ So scheint sich unser Plan durch eine der Schwestern beim FrĂŒhstĂŒck schnell zu Ă€ndern, weil wir keine Lust haben gleich beim ersten Messegang zu widersprechen. Außerdem spĂŒre ich noch wĂ€hrend sie spricht, dass ich doch Lust bekomme, mir die Messe schon diesen Sonntag anzusehen. Als wir pĂŒnktlich um 8.30 Uhr im Hof sind, merke ich, dass ich völlig underdressed bin: Ich trage ein schwarzes Top und eine Hose, die im stehen gerade so ĂŒber die Knie reicht und unten zerrissen ist
 die MĂ€dchen im Gegensatz haben sich in Schale geworfen, wie wenn Weihnachten und Geburtstag auf genau diesen Sonntag fallen wĂŒrden. So dĂŒrfen Valerie und ich lauter schicke Kleider bewundern, wobei ich mir selbst etwas schmuddelig vorkomme. Schwuppdiwupp habe ich links und rechts ein MĂ€dchen an der Hand. Valerie insgesamt gleich vier. Und so gehen wir zur Kirche. WĂ€hrend des Gottesdienstes bestaune ich die die verschiedenen Frisuren, denke ĂŒber Gott und die Welt nach und bekomme ein bisschen GĂ€nsehaut jetzt hier sein zu dĂŒrfen. Obwohl die Bestandteile wie in den Gottesdiensten sind, die ich bereits kenne, gibt es doch bei ein paar Details Unterschiede: Den Gesang gibt ein großer Frauenchor vor, begleitet von einer deutlich kleineren MĂ€nnerband (Piano, Trommel, Schlagzeug,…) Dadurch kommt richtig gute Stimmung auf! Die erste Lesung wird gekonnt von einem kleinen MĂ€dchen gelesen. Und nochmal bekommen Kinder eine Rolle: Ein kurzes TheaterstĂŒck, das sie mit Bravour meistern. WĂ€hrend ich nur Bahnhof (oder besser gesagt „gare“ 😉) verstehe, lachen sich einige der Foyer-MĂ€dchen um mich rum kringelig. Nachdem die Messe vorbei ist, marschieren wir Hand in Hand zurĂŒck zum Don Bosco GelĂ€nde.

Stadtrundfahrt

Ich möchte gerne noch von einem kleinen Ausflug durch Cotonou berichten, den Valerie und ich am Dienstag mit einer der Schwestern gemacht haben: eine Stadtrundfahrt, damit wir wissen, wo wir hier ĂŒberhaupt gelandet sind. Ich hab mich sehr gefreut, wieder einmal ein bisschen weiter rauszukommen. Und so hat uns die Schwester gegen halb 12 im Hof mit dem Auto aufgegabelt. WĂ€hrend der Fahrt hat sie viel erzĂ€hlt und gelacht und auch wenn ich nicht immer alles verstanden habe, musste ich doch mit lachen. Erster Stopp: Ein Supermarkt, den die Schwester uns zeigen wollte, u.a. um die Preise hier kennenzulernen. Zweiter Stopp: Eine Bibliothek, wo die Schwester fĂŒr eine andere Schwester ein Buch gekauft hat. Und dann wurde es kurios. Plötzlich war die Straße total geteert, es gab Fahrbahnspuren, viele Ampeln, sogar Zebrastreifen und die MotorrĂ€der waren verschwunden. Darf ich vorstellen: Die reiche Seite Cotonous.

Am Straßenrand waren ĂŒberall Blumen und hohe beige Mauern, hinter denen sich protzige GebĂ€ude verbargen. HauptsĂ€chlich Hotels, MinisteriumsgebĂ€ude und Botschaften, wie uns die Schwester verriet. In eben dieser Gegend befand sich unser nĂ€chstes Ziel: der Super U, Cotonous grĂ¶ĂŸter Einkaufsladen. Ein riesiger Supermarkt, der mich deswegen verwirrte, weil er gar nicht zu dem mir bis dato bekannten Cotonou passte – wie die gesamte Gegend, durch die wir in den Minuten zuvor gefahren waren. Auf dem RĂŒckweg waren wir innerhalb kĂŒrzester Zeit vom reichen wieder ins arme Viertel gekommen und ich war ziemlich durch den Wind, wie unterschiedlich die Gegenden einer einzigen Stadt sein können.

Ich hoffe bei euch ist alles gut! Eure Teresa

Hier noch ein paar EindrĂŒcke von unseren SpaziergĂ€ngen durch unser Viertel Zogbo:

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Lasset die Arbeit beginnen!

  1. Tizian

    Hi Teresa! Hier dein italienischer cousin, der bisher brav alle blogs gelesen hat!
    Ich finde es krass, wie in wenigen kilometern eine Stadt einen so anderen Eindruck machen kann, aber das ist in armen afrikanischen LĂ€ndern sicher nicht unĂŒblich, leider. Viel Spaß noch!

  2. Dulima

    Das ist echt spannend und interessant, was Du schreibst, Teresa! Diese kleinen Details und Beobachtungen aus dem Alltag


    Und wie die Schwestern Euch so verantwortungsvoll Schritt fĂŒr Schritt dem Land und Eurer Arbeit nĂ€her bringen, finde ich wirklich toll!
    Ihr habt ja ein ganzes Jahr Zeit! Also die Hummeln können Dir mal ganz tiefenentspannt Ruhe geben 🙂
    Un abrazo muy fuerte!
    Dulima

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