Mahatma Ausreise, Mahatma keine!

Mein Jahr als Freiwillige in bisher nicht Indien

Prolog oder wie „eigentlich“ mein Wort des Jahres wurde

"Eigentlich" - ...wenn ich an die Rede meines Schulleiters bei der Verleihung der Abiturzeugnisse denke. Das Jahr 2020, in dem uns Abiturienten - eigentlich - die Welt zu Füßen liegen sollte. Doch dank eines unsichtbar kleinen Virus scheint 2020 eher das Jahr der geplatzten Pläne zu sein.
"Eigentlich" - ...die sich scheinbar endlos wiederholende Frage, was ich denn nun mache, nach dem Abitur. Eine Frage, die ich gerne eindeutig hätte beantworten können. Eine Frage, auf die ich eine Antwort hatte. Eigentlich... Wäre da nur nicht dieses "eigentlich".

Diese Frage nach dem „nach dem Abitur“ hat mir seit Beginn der Oberstufe Sorgen bereitet. Von Schülern des Jahrgangs über mir bekam ich mit, wie bereits im Herbst des Jahres die Bewerbungsfristen für zahlreiche Optionen nach dem Abitur ausliefen. So ein Zeitdruck, so viele Möglichkeiten und die Unsicherheit, welche Option die richtige für mich ist. Fest stand nur: Verhindern, dass ich das Abitur schreibe, ohne zu wissen, was ich danach tue. Und tatsächlich, solange diese Ungewissheit bestand, hatte ich Angst davor, die Schule zu beenden.

Als ich mich auf Empfehlung einer ehemaligen Freiwilligen bei Don Bosco Volunteers bewarb und die Vorvereinbarung für meinen Freiwilligendienst im Jahrgang 2020/2021 unterschrieb, fiel diese Last wie ein Stein von meinen Schultern. Zum ersten Mal konnte ich die Freude meiner Mitschüler, endlich die zwölfjährige Konstante „Schule“ hinter uns zu lassen, teilen.

Beim ersten Vorbereitungsseminar im Januar wurde ich dann zum ersten Mal bewusst aufmerksam auf das Corona-Virus. Doch wie hätte ich, als ich mich auf der Heimfahrt über dieses seltsame Vorkommnis in China belas, erahnen können, dass soeben der Stein, der meinen Plan über den Haufen rollen sollte, angestoßen wurde?!

Einige Wochen später gab es erste Fälle in Europa und auch in Deutschland. Doch ich wurde beruhigt, in den Projekten der Salesianer gab es noch keine akute Bedrohung durch das Virus. Scheinbar bestand keine Gefährdung für das Auslandsjahr. Kein Grund zur Sorge. Während ich meine letzten Klausuren schrieb und mich darüber freute, erste Hefter für immer zuschlagen zu können, dramatisierte sich die Lage. Am Freitag, dem 13.03.2020, dem Tag der letzten Klausur, wurde dann der Lockdown beschlossen. Binnen weniger Wochen wurden alle Deutschen aus dem Ausland zurückgeholt, auch die Freiwilligen. Grenzen wurden kontrolliert, dann geschlossen und es wurden Reisewarnungen ausgesprochen. Und auf einmal stand gar nichts mehr fest.

Die Vorbereitung auf die Prüfungen und sich breit machendes Lampenfieber ließen mich die Sorge um den Freiwilligendienst für eine Weile vergessen, doch wie die letzte Prüfung bestanden war, wurde mir klar, dass ich nun vielleicht doch ohne Plan für die unmittelbare Zukunft das Abiturzeugnis in die Hand gedrückt bekommen würde. Diese anhaltende Ungewissheit, ob das Freiwilligenjahr unter den gegebenen Umständen stattfinden könne, überschattete meine gesamten Sommerferien. Das Schwanken zwischen „auf gut Glück beim Don Bosco Freiwilligendienstt bleiben“ und „Hals über Kopf ein Studium anfangen oder doch ein FSJ im Inland machen (vielleicht an einem Theater?) oder ganz verrückt sein und ein Au-pair-Jahr in Korea einschieben“ hat mich sehr beunruhigt. Dazu all die lieb gemeinten aber dennoch nervigen Nachfragen über meine Zukunftspläne, auf die ich nichts zu antworten hatte… am Ende hatte ich das Gefühl, keine der Optionen mehr zu wollen und erst recht nicht die Option „gar kein Plan“.

Und da „den Don Bosco Freiwilligendienst verwerfen, ohne schon einen Plan B sicher zu haben“ nie in Frage kam, habe ich am Ende entschieden, mich, trotz der wenig nach Ausreise klingenden Lage, auf das Jahr mit Don Bosco Volunteers einzulassen. Die Planung der Akademie als Übergangsprogramm gab mir schließlich die nötige Sicherheit und das Stück Mut, um dem Freiwilligendienst zuzusagen. Auch wenn die Akademie nicht das ist, worauf ich mich – eigentlich – beworben hatte.

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Leben lebt vom Aufbruch oder Benediktbeuern ist für uns „Bonner“ Neuland

  1. Annika Pietrusky

    Du packst das schon! Wandle dein nicht geschafftes „eigentlich“ in eine Chance um was Neues zu erleben. Ich freue mich jedenfalls riesig, dass du mit dabei bist <3!

  2. Severin Beyerstorfer

    Servus,
    Schön dass ich beim durchstöbern deinen Blog entdeckt habe. Du scheinst mit viel Herzblut dabei zu sein. Das freut mich sehr.
    Grüße aus Tirol

  3. Olivia

    Dein Schreibstil ist wirklich toll, das ließt sich wie von einem Profi! Vielleicht doch eine Karriere als Journalistin? ;D

    Spaß, ich finde es super stark, dass du dich trotz schlechter Aussichten für Don Bosco entschieden hast und damit einen Weg zum (freiwillig!) Gutes-Tun! Nicht viele würden es sich trauen ihre ungewisse Zukunft einfach in die Hände anderer zu legen und zu hoffen. Doch Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt! Also gib bloß die Hoffnung niemals auf, ich, und ich nehme an noch viele andere da draußen, drücken dir ganz fest die Daumen, damit dein Wunsch vom Auslandsjahr in Erfüllung geht! ^^

    Ich bin super gespannt auf die nächsten Beiträge! Alles Gute für dich und deine Kumpanen! ♡

    PS.: Äh, sorry für die vielen Nachfragen, wie’s denn um dein Auslandsjahr steht… xd

    • Elisabeth Gläser

      Vielen Dank für deinen lieben Kommentar. Journalismus…? Hatte ich tatsächlich schonmal am Rande in Betracht gezogen. Mal schauen wohin es mich beruflich mal verschlägt. 😀
      So… dann werde ich jetzt mal weiter fröhlich sein und Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen!
      Man sieht sich in Lpz 😉

  4. Hallo Elisabeth,

    jetzt finde ich endlich mal die Zeit für einen Kommentar- über Deine Beiträge hab ich mich nämlich sehr gefreut, lassen sie doch auch mich in Bonn besser nachvollziehen, was ihr genau in der Akademie so macht und was Euch beschäftigt.
    Eigentlich… ja eigentlich hätten wir uns auch schon kennengelernt. Das folgt sicher irgendwann- das ist noch so ein Wort, dass 2021 Konjunktur hat.
    Also, liebe Grüße aus Bonn und noch eine gute Zeit in BB!
    Ulla Fricke
    Leitung Bildung, Freiwilligendienst und Kommunikation bei Don Bosco Mission Bonn

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