Was gehört alles zu einer deutschen Stadt? Ich würde mal sagen, man kann immer ein Shoppingcenter finden und generell viele Schulen, Krankenhäuser, Dönerstände, Schwimmbäder, McDonalds, Supermärkte, etc. Außerdem viele Ampeln und riesen Kreuzungen… Wenn man sich die Menschen in der Stadt anschaut ist es eher anonymer als im Dorf, dafür gibt es auch ein krasseres Nachtleben als auf dem Land. Hier ist einiges ähnlich, manches aber auch komplett anders. Dieser Blog soll unsere „Heimatstadt“ Sunyani ein bisschen beschreiben.
Das ganz normale ghanaische Shoppingcenter:
Hier gibt es – wenn man will – zwei große Center… Eines, das jeden Tag geöffnet hat und eines, das viel größer ist, jedoch nur Mittwochs offen hat. Die Öffnungszeiten sind mir ehrlich gesagt unbekannt, aber vormittags um neun oder halb zehn sind die Chancen ganz gut, dass jeder Laden schon etwas zu bieten hat. Ich rede hier vom „Everyday-Market“ und dem „Wednesday-Market“, unsere beliebtesten Einkaufsquellen. Dort bekommst du alles, was das Herz begehrt (oke, alles außer Milchprodukte…). Aber ob du Gemüse, Obst, Mehl, Nudeln, Reis, Stoffe für Kleider, fertige Kleider und T-Shirts, Kissen, Schüsseln, oder den „afrikanischen Kebab“ (unser Wort für fertigen Reis zum Sofort-Verzehr) brauchst, der Markt ist der richtige Platz. Für Weihnachten haben wir sogar Vanillezucker und Puderzucker entdeckt. Es ist sau cool dort einzukaufen, mit den Verkäufern Twi zu reden (wobei sie meistens bissel schnell reden), neue Sachen zu entdecken oder einfach die bunte Vielfalt an Angeboten zu bewundern. Am Anfang wurden wir oft ziemlich abgezogen. Inzwischen kennen wir die Preise aber ganz gut und haben auch unsere „Stände des Vertrauens“ entdeckt. Man kann nicht nur auf dem Markt Sachen kaufen, sondern ganz viele Ghanaer packen ihre Angebote auf den Kopf. Damit gehen sie dann durch die Straßen und zum Beispiel Wasser kannst du eigentlich an jeder Straßenecke kaufen.
Es gibt auch einen wie wir immer sagen „Obruni-Shop“. Der Melcom bietet genau wie auf dem Markt alles an, nur teurer. Wir vermeiden diesen Shop eigentlich eher, außer es gibt um Sachen wie einen Mixer (man hat Garantie) oder importierte Dinge, wie Olivenöl.
Infrastruktur – ähnlich wie in Deutschland und doch anders
Es gibt hier Schulen wie Sand am Meer. Also klar, hier werden auch mehr Kinder geboren, aber die Schulen sind auch recht klein. Das Maximum sind meistens ca. 500 Schüler. Das gleiche gilt für Krankenhäuser. Es gibt viele kleine Krankenhäuser und mein „Malaria-Krankenhaus“ war glaub eher größer, aber hatte auch nicht so viele Betten. Für Freizeit und Sport gibt es eigentlich auch recht viele Plätze, weil jede Schule mindestens ein Fußballfeld, wenn nicht sogar ein Volleyball- und Basketballfeld besitzt. Der Grund für diese vielen Gebäude ist vor allem der Verkehr… Es gibt hier sogar Schwimmbäder, wobei diese eher den uns bekannten Swimming pools entsprechen.
Das laute, bunte, verrückte Straßentreiben Sunyani‘s
Das öffentliche Netz wird fast ausschließlich durch Taxis und manchmal durch TroTros und TukTuks geregelt. TroTros sind Kleinbusse, die weitere Strecken fahren und TukTuks kennen wir eigentlich aus Indien. Sie fahren hier vor allem auf den kleineren Straßen. Züge gibt es hier gar nicht und Busse sind eher für weite Reisen, wie von hier nach Accra (9 Stunden Fahrt). In Sunyani fahren gefühlt noch mehr Autos rum, als zum Beispiel in München- mit dem Unterschied, dass die meisten Autos Taxis sind. Aber wenn du jetzt an deutsche Taxis denkst, liegst du ziemlich falsch. Das Aussehen ist schon ganz anders. Vielen Autos fehlt ein Sicherheitsgurt (wobei Anschnallen eh überbewertet wird), man kann die Fenster nicht mehr schließen, der Tacho zeigt immer die gleiche Geschwindigkeit an oder sie haben einen Sprung in der Heckscheibe. Das sind alles Dinge, die man nicht unbedingt braucht, wenn man nicht wirklich schnell fährt. Und ich muss sagen, trotz vieler fehlender Dinge fühl ich mich hier im Auto oft sicherer, als in Deutschland.
Der Grund: Hier fährt jeder grob nach den Regeln, manche blinken und manche nicht, das bedeutet aber im Umkehrschluss auch, dass alle Fahrer hier viel aufmerksamer sein müssen. Sie sind auch viel aufmerksamer und ja, sie haben es einfach drauf und können alle super mit ihrem Auto umgehen.
Schüchtern – gibt’s hier nicht
Sunyani ist zwar schon eine große Stadt, aber im Vergleich zu Accra ein Dorf. Man merkt auch hier in Afrika den Unterschied zwischen Klein- und Großstadt. Hier in Sunyani sind wir Obrunis eher selten und dementsprechenden werden wir auch oft angequatscht. Ob man nur nett nachfragt, wie es dir geht und was du hier machst, man deinen Kontakt haben will oder sie uns einen Heiratsantrag machen, die Menschen Sunyanis sind da ganz offen. Aber die Meisten meinen das nicht so ernst und wollen eigentlich in ein Gespräch mit dir kommen.
In Accra gibt es mehr Obrunis und die Leute sind öfter mal „always busy“, eigentlich ähnlich zu Deutschland. Man ist für ghanaische Verhältnisse weniger offen und bleibt eher anonym. Aber wenn wir Hilfe brauchen, weil wir beispielsweise den Weg nicht kennen, dann springen trotzdem gleich drei Leute auf, um zu helfen.
Durch diese Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft fühl ich mich hier schon nach ein paar Monaten sehr heimisch und obwohl ich glaub schon eher ein Dorfkind bin, fühl ich mich hier in Sunyani pudelwohl.
Liebe Grüße und bis bald,
Maggi
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