Hallo zusammen,

es ist schon wieder einige Zeit vergangen und einiges passiert. Um die Geschehnisse zusammenzufassen, fange ich mit dem ersten Ereignis, seit meinem letzten Block an: Vor etwa vier Wochen hat Ciudad Don Bosco und „Derecho a Soñar“ deutschen Besuch bekommen. Ein langjähriger Spender von Don Bosco, der auch hier in Kolumbien schon viele Projekte finanziert und unterstützt hat, darunter auch Ciudad Don Bosco, kam zu Besuch um sich die Einrichtung und unser Programm anzuschauen. Zusammen mit ihm und einigen Mitarbeitern sind wir an diesem Tag nach Carpinelo gefahren, um ihm das Barrio und die Arbeit von „Derecho a Soñar“ vorzustellen. Leopold und ich haben für die Informationen als Dolmetscher geholfen und übersetzt, was die Mitarbeiter uns zeigten und erzählten.

Diese Tour durch das Barrio war auch für uns interessant, da viele der Informationen (interessant und zum Teil sehr schockierend) auch für uns noch neu waren. Über die Armut, die Gewalt und die enorm schwierigen Lebensverhältnisse, aber auch den beeindruckenden Zusammenhalt und die gemeinsame Problembewältigung der Menschen die dort leben und sich nicht auf die Hilfe der Regierung oder der Polizei verlassen können. Zusammen mit den Mitarbeitern und dem Spender liefen wir also durch das Barrio, die vielen Treppen auf und ab – die Straße geht nur bis zu einem gewissen Punkt, danach kann man nur noch zu Fuß weiter. Das bedeutet auch, dass weder Polizei noch Notarzt oder Feuerwehr im Falle eines Falles wirklich oder schnell zur Hilfe kommen kann.

Nach der Tour durch das Barrio haben wir dann in dem Garten des Projekts mit Eltern, Kindern, Mitarbeitern und den Schwestern, die dort arbeiten, neue Bäume angepflanzt um eine Art natürlichen Zaun zu erstellen. Auch das war ein sehr schöner Moment, da alle sehr gut zusammengearbeitet haben um das Projekt in dem sie arbeiten, spielen und generell viel Zeit verbringen gemeinsam verschönerten.

 

Ein anderes wichtiges Ereignis aus unserem Alltag hier in der Ciudad Don Bosco, ist der Beginn unseres Musikprojektes. Da Leopold, Diego und ich sehr gerne Musik machen und Weihnachten vor der Tür steht haben wir uns gedacht wir üben zusammen mit ein paar Kindern „Feliz Navidad“ ein. Das ganze stellte sich allerdings als deutlich komplizierter heraus als wir uns das erhofft hatten, was größtenteils mit der Unordnung, an der man hier generell keinen Weg vorbei findet, zu tun hat. Auch wenn man noch so oft jedem der Teilnehmer über die ganze Woche hinweg „Um Punkt 3“ einschärft, sind es am Ende im Normalfall nicht mehr als 5 Jungs die pünktlich da sind.

Im Unterricht stellte sich dann die nächste Schwierigkeit heraus: Trotz großer Lust und viel Elan, ist die Lernfreude nur sehr gering. Die Tatsache, dass die Kinder zum Großteil kein Instrument spielen können macht das ganze auch nicht viel einfacher, und somit ist ein Fortschritt nur sehr schwierig zu erzielen. Dennoch haben wir schon einigen Fortschritt gemacht, haben weiterhin großen Spaß an der Sache und sind fest vom Gelingen des Projektes überzeugt.

 

Ein weiteres der großen Ereignisse der letzten Wochen war Halloween. Diese Tradition wird hier deutlich größer und mehr gefeiert, als in Deutschland. Für die Jungs gab es in der Turnhalle eine große Halloween-Party, in der viele verschiedene Gruppen ihre Kostüme zeigten und eine eigene kleine Präsentation jeglicher Art darlegten. Fast alle Kinder hatten tolle, selbstgemachte Kostüme vorzuzeigen und alle hatten großen Spaß.

Auf der Hollywood-Party der Mitarbeiter zwei Tage später gewannen wir Volontäre dann mit unserer Tanzchoreographie zu Treasure von Bruno Mars, ein Schwein, dass wir auf unserem gemeinsamen Trip in die Zona Cafetera zusammen mit unseren Koordinatoren James und Leyre essen werden.

 

Zu unserer Arbeit lässt sich vor allen Dingen sagen, dass man inzwischen sowohl die Abläufe als auch die Mitarbeiter und Kinder besser kennt. Auch haben wir schon festgestellt, dass viele der für uns normalen Traditionen, Bräuche oder Geschichten, wie die von Sankt Martin, hier nur wenig oder sogar gar nicht bekannt sind. Daher eignen sich diese Geschichten immer sehr gut, um davon in einer der Gruppenstunden zu erzählen und im besten Falle eine Aktivität daraus zu machen. Als ich zuletzt in meinem Barrio mit der Aktivität dran war, haben Katharina und ich von Sankt Martin und seiner Geschichte erzählt und den Kindern dann die Aufgabe gegeben die Geschichte Sankt Martins in der heutigen Zeit hier in Medellín in Form eines kleinen Theaters darzustellen. Die jüngere Gruppe hatte dann den Auftrag kleine Laternen zu basteln, was ebenfalls mit viel Enthusiasmus erledigt wurde.

Insgesamt ist das sowieso etwas, wofür sich die Kinder hier sehr zu interessieren scheinen: Die Kulturen aus anderen Teilen der Welt kennenzulernen. Mich freut es immer sehr, wenn man den Kindern erzählt, dass es zur Winterzeit in Deutschland Schnee gibt und alles sehr kalt ist und mit ungläubigen Augen und offenen Mündern angestarrt wird.

 

Neben diesen alltäglichen Geschehnissen sind wir aber als Volontärsgruppe auch touristisch aktiv gewesen. Vor zwei Wochen sind wir zunächst den Picacho, die große Jesusstatue besichtigen gegangen, der zu Fuß etwa 1,5 Stunden von der Ciudad Don Bosco entfernt liegt und über Medellín wacht. Ein sehr beeindruckendes Bauwerk und eine schöne Tour, die insgesamt ca. 5 Stunden gedauert hat.

Am folgenden Montag, gab es einen Feiertag und daher hatten wir frei und sind zusammen nach Guatapé gefahren, ein kleines, altes und sehr schönes Dorf, mit dem Bus knappe zwei Stunden von Medellín entfernt. Dort sind wir dann ein bisschen durch das Dorf gewandert und haben uns von der sehr farbenfrohen Umgebung, den vielen kleinen Geschäften und dem Charme des Dorfes und der Leute begeistern lassen. Neben dem Dorf gibt es noch die berühmten Lagunas de Guatapé. Eine Reihe von künstlich angelegten, aber enorm schönen und natürlich wirkenden Seen, die sehr schön in der Landschaft verteilt liegen. Auch dort sind wir zuvor ein wenig entlang gegangen und haben den Ausblick genossen.

 

Eine Neuigkeit am Rande ist, dass wir vor einigen Tagen erfahren haben, dass unser Zwischenseminar Mitte Februar in Bolivien stattfinden wird, was uns beide natürlich sehr freut, da wir große Lust haben die anderen Lateinamerika-Volontäre wiederzusehen und in ein anderes Land zu reisen.

Ebenfalls erwähnenswert ist, dass Leopold und ich theoretisch quasi schon an der Urlaubsplanung sitzen und auch praktisch schon fast damit angefangen haben. Wenn es dazu Neuigkeiten gibt werde ich natürlich darüber schreiben.

 

Das war es fürs erste auch mal wieder, vielen Dank fürs Lesen. Über Spenden würde ich mich wie immer sehr freuen.

Viele Grüße und bis zum nächsten Mal aus Kolumbien

Jan