Wahrscheinlich ist es schon November, wenn ich den Beitrag hochlade, aber hier kommt trotzdem eine kleine Oktober-Zusammenfassung für euch. Ich glaube, mein letzter Bitrag liegt schon über vier Wochen zurück. Das liegt nicht daran, dass nichts passiert ist, ganz im Gegenteil, aber irgendwie kam ich nicht dazu.
Zuerst einmal: Wie sieht mein Alltag im Moment aus?
Ich stehe meist um 5.30 Uhr auf und gehe dann joggen. Was ich sehr schnell gemerkt habe ist, dass es extrem wichtig ist, sich Zeit für sich zu nehmen. Wir sind oft den ganzen Tag unter Menschen, was ziemlich anstrengend sein kann. Das liegt zum Beispiel daran, dass viele Menschen nur eine Sprache sprechen, die ich nicht verstehe und dass wir, weil wir „weiß“ sind, extrem viel Aufmerksamkeit bekommen. Dauernd werden wir angesprochen, Menschen wollen was mit uns machen, obwohl wir sie nicht kennen, wollen Fotos mit uns machen, unsere Nummern haben oder wir werden einfach angestarrt und es wird uns nachgerufen. Natürlich sind diese Begegnungen nicht unbedingt negativ, eher das Gegenteil, aber es kann trotzdem echt anstrengend sein. Deshalb tut es gut, auch einmal alleine zu sein, beziehungsweise andere Menschen ausblenden zu können, wobei mir der Sport echt hilft.
Danach geht es zur Messe und zum Frühstück. Um 8.30 Uhr ist dann das „Mot du matin“ (Wort des Morgens). Zu diesem versammeln sich alle Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen, Lehrer und auch die Pères (Priester). Dann begrüßt ein Père oder ein Lehrer alle und sagt noch ein paar Worte. Anschließend wird ein Gebet gesprochen.
Danach geht es zum Kinyarwanda-Unterricht. Ich muss sagen: So langsam merke ich Fortschritte. Zwar bin ich noch immer weit davon entfernt, eine richtige Unterhaltung führen zu können, aber immerhin verstehe ich einzelne Wörter und kann daraus oft einen Zusammenhang bilden. Das Sprechen hingegen fällt mir extrem schwierig, da sich die Grammatik einfach sehr stark von den germanischen Sprachen unterscheidet.
Nach dem Kinyarwanda-Unterricht gehen wir zur Schulköchin Mutesi. Gekocht hat sie dann schon in zwei riesigen Töpfen. Es gibt jeden Tag Maisbrei oder Reis mit einer Soße und Bohnen, aber zum Essen werde ich nochmal einen eigenen Beitrag schreiben. Wir helfen Mutesi dann, die Tische vorzubereiten und alle Teller zu befüllen. Für jeden Schüler, insgesamt etwa 150, gibt es eine Portion. In der Mittagspause helfen wir dann bei der Essensausgabe. Wenn es genug gibt, bekommen Elisa und ich auch noch etwas ab und wir können mit den Schülerinnen und Schülern essen. Sonst gehen wir zur Kommunität und essen dort mit den Priestern.
Nachmittags ist unser Programm noch ziemlich unbeständig. Nach den Weihnachtsferien werden wir selber Englisch unterrichten. Da die Schüler zum Teil wirklich nur sehr wenig bis gar kein Englisch beherrschen, ist es Elisa und mir sehr wichtig, dass wir erst etwas Kinyarwanda lernen, bevor wir eine eigene Klasse übernehmen. Dafür setzen wir uns aber oft in den Englisch-Unterricht von anderen Lehrern mit rein und helfen so etwas mit. Manchmal gehen wir auch in andere Fächer. Besonders gerne gehe ich zur Schneider-Ausbildung. Dort können wir zwar primär zugucken, bei manchen Sachen wie Stickenlernen können wir aber auch mitmachen.
Zweimal in der Woche geben wir nachmittags Deutschunterricht. Das aber nicht für die Schule sondern privat. Die ersten Stunden waren noch ziemlich einfach, doch auch die deutsche Grammatik ist schwieriger als man denkt… Aber zum Glück ist unsere Schülerin sehr intelligent und kann sich die (leider oft nicht vorhandenen) Regeln und Ausnahmen gut merken. Uns sind schon sehr viele Menschen begegnet, welche interessiert daran sind Deutsch zu lernen. Besonders die Schülerinnen und Schüler unserer Schule fragen häufig. Da sie aber jeden Tag bis 17.00 Uhr Schule haben, reicht es für sie leider nur für einzelne Worte und einfache Sätze in den Pausen. Außerdem ist es wichtiger, dass sie vernünftiges Englisch lernen. Unsere Deutschschülerin ist schon fertig mit der Schule und wird nächstes Jahr die Universität besuchen. Sie kann sehr gut Englisch und möchte eben jetzt auch noch Deutsch lernen. Sie hat sich tatsächlich sogar einige Sachen über „Duolingo“ (eine Sprachenlern-App) beigebracht.
Sonst arbeiteten wir die letzten Wochen viel an dem Straßenkinderprojekt, welches Elisa und ich wieder aufbauen möchten. Auch dazu wird es in der nächsten Wochen einen Beitrag geben, in welchem ich dieses genau erkläre.
Der Unterricht endet jeden Tag um 17.00 Uhr. Die meisten Schülerinnen und Schüler gehen dann nach hause. Etwa 20 Jungs von ihnen leben hier auf dem Campus im Internat. Für sie ist dann „sports-time“ angesagt. Es kommen auch noch einige ältere Jungs von außerhalb und es wird gemeinsam Sport getrieben. Sie spielen Basketball, Volleyball oder Fußball. Ich bin meistens beim Volleyball dabei. Oder beim UNO. UNO ist hier wirklich sehr beliebt. Und die Regeln werden auch sehr ernst genommen. Sobald irgendjemand einen Fehler macht oder versucht zu schummeln, kriegt derjenige sofort mindestens eine Strafkarte und darauf, dass „UNO“ gesagt wird, wird auch sehr streng geachtet. Manchmal mache ich auch einen Spaziergang mit einigen Schülerinnen. Sie zeigen mir die Gegend und ich durfte auch schon ihr zuhause besuchen.
Um 18 Uhr empfangen die Jungs dann das „Mot du matin“ (Wort des Abends). Für uns geht es danach zum Abendgebet und zum Abendessen. Danach bin ich oft sehr müde und könnte direkt schlafen gehen. Manchmal gehe ich dann aber noch zu Elisa ins Zimmer und wir gucken gemeinsam unsere Serie, spielen Karten oder schreiben Tagebuch.
Donnerstags ist immer Kommunitätsabend. Dann spielen wir gemeinsam mit den Pères Karten und trinken noch etwas. Wir haben ihnen schon deutsche Spiele wie „Mau Mau“ beigebracht und sie uns auch afrikanische Spiele. Auch dort fällt uns immer wieder auf, wie ernst die Regeln genommen werden und wie schadenfroh sie sind.
Okay, das war es erstmal mit meinem Tagesablauf im Moment.
Im letzten Monat unternahmen wir auch ein paar Ausflüge, waren auf einem Musikfestival, erkundeten Huye weiter und hatten Besuch von weiteren Volontären. Zum Beispiel besuchten wir einige Ausstellungen in Huye, in denen man traditionelle ruandische Gegenstände kaufen kann oder das „Ethnographic museum“, in welchem es um das Leben von früher bis heute in Ruanda geht.
Außerdem waren wir am Ende des Monats von einem Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Kigali eingeladen. Wir waren insgesamt 44 Volontäre aus ganz Ruanda. Das Treffen fand bei dem Mitarbeiter zuhause statt. Dort gab es dann Essen und Getränke für alle. Zudem bot das Treffen die Möglichkeit, sich mit anderen Freiwilligen auszutauschen. Wir blieben dann noch ein paar Tage in Kigali. Wir waren schon wieder zweimal auf dem „Kimironko market“, besuchten ein Fußballspiel im Stadion sowie eine Kunstgalerie und guckten uns die Stadt noch etwas weiter an. Außerdem waren wir mit den anderen Freiwilligen auf einer Halloween-Party. Bei uns in Rango wäre das undenkbar gewesen. Auf dem Dorf kennt niemand Halloween und wenn wir dort verkleidet rausgehen würden, hätten vermutlich alle Angst vor uns. Das hat zumindest unser Kinyarwanda-Lehrer gesagt. In Kigali war das alles gar kein Problem. Halloween ist zwar nicht wirklich populär, aber durchaus bekannt. Eigentlich wollten wir wenigstens in Rango Kürbisse schnitzen, haben es aber leider zeitlich nicht mehr geschafft.
So, das waren, glaub ich, die wichtigsten Sachen aus Oktober. Ich hoffe, der Beitrag hat euch gefallen. Bis bald!
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Yannik Köberl
Wahnsinn was ihr schon alles erlebt habt!