Lasst uns über Privilegien sprechen!

Happyland“

„Happyland ist eine Welt, in der Rassismus das Vergehen der Anderen ist. In Happyland wissen alle Bewohner*innen, dass Rassismus etwas Grundschlechtes ist. Etwas, das es zu verachten gilt. Rassismus ist in Happyland enorm moralisch aufgeladen. Rassismus ist NPD, Baseballschläger, Glatzen und inzwischen auch die AfD. Es ist Hoyerswerda, Hitler und der Ku-Klux-Klan. Der Begriff ist nicht ambivalent, denn rassistisch ist, wer schlecht ist. Darüber gibt es in Happyland einen Konsens. (…) Hinzu kommt, dass man in Happyland davon ausgeht, dass Rassismus etwas mit Vorsatz zu tun hat. Damit man etwas rassistisch nennen kann, muss es mit Absicht gesagt oder getan worden sein.“

„Exit Racism“ – Tupoka Ogette; S.21

Ich meine, wer kennt es nicht? -Von Freund*innen, Bekannten, der Familie. Von sich selbst.

„Ich bin ja nicht rassistisch, aber…“
„Für mich sind alle Menschen gleich.“
„Ich sehe keine Farben.“
„So habe ich das gar nicht gemeint/ das war doch nur Spaß“

Part I: „Rassismus gibt es nicht mehr.“

Ich möchte euch eine Geschichte erzählen. Hierzu springen wir einmal zurück: Silvester 2018.

Ich weiß nicht, wie spät es war, erinnere mich nicht ob es vor oder nach Mitternacht war. Wir hatten bereits einen wunderschönen Abend verbracht. Es wurden Spiele gespielt, viel gelacht und getrunken. Die meisten Personen auf der Party kannte ich nicht oder nur flüchtig oder hatte sie viele Jahre nicht mehr gesehen.

Mit einer Person stand ich irgendwann draußen und wir unterhielten uns lange. Wie wir dann auf das Thema Rassismus kamen weiß ich nicht mehr. Vielleicht lag es daran, dass ich mich seit geraumer Zeit mit dem Thema auseinandersetzte und durch meinen Beruf als Sozialpädagogin, der Arbeit mit Geflüchteten und meinen Freundeskreis gelernt hatte, dass Schwarze Menschen und People of Color andere Erfahrungen machen als ich. Dass eine enorme Ungleichheit herrscht, sie immer wieder Diskriminierung erfahren und eben: Rassismus.

An diesem lauen Abend als wir draußen standen und das ferne Lachen der anderen Personen hörten sagte mein Gegenüber im Laufe unserer Unterhaltung: „Rassismus war ein Problem. Aber heute nicht mehr. Rassismus gibt es nicht mehr.“

Die Details der Unterhaltung kann ich nicht mehr wiedergeben aber ich erinnere mich: egal auf welche Fakten und Erfahrungsberichte von Freund*innen oder Klient*innen ich verwies und hindeutete, die Person hielt an der Aussage fest.

Es stellte sich übrigens heraus, dass dieser Mensch keine Menschen mit Migrationshintergrund kennt, keine Schwarzen Menschen, keine People of Color.

Und?

„Was hat das mit mir zu tun?“ fragst Du Dich vielleicht.

„Was für Privilegien soll ich haben?“

„Ich bin doch nicht rassistisch.“

„Ich habe keine Lust mich mit dem Thema auseinanderzusetzen“

„So langsam nervt es echt.“

oder: „Was hat das auf einem Blog über einen Freiwilligendienst in Sambia zu suchen?“

Über diese Themen möchte ich in den nächsten Blogeinträgen sprechen.

Darüber, warum das Thema nicht der Vergangenheit angehört, was es mit Bezeichnungen wie BPoC oder BIPoC auf sich hat und warum sie wichtig sind.

Warum es Zeit ist zuzuhören, warum wir über Rassismus reden müssen und das Thema uns alle etwas angeht, welche Verantwortung weiße Menschen tragen und was das ganze eigentlich mit Sambia zu tun hat.

Ich würde mich freuen wenn ihr euch die Zeit nehmt und dabei bleibt.

Eure Katharina