bin ich gestern zusammen mit Cristofer (ich musste doch nicht, wie erwartet, alleine fahren) von der dreitätigen Klassenfahrt zurück gekehrt. Es war keine normale Klassenfahrt sondern eine religiöse Fahrt, bei der die Schüler lernen sollten, mit Gotteshilfe ein bisschen mehr über sich selbst und ihr Leben zu reflektieren.

Am Montag kurz bevor es los ging, kam der organisierende Lehrer dieser Fahrten zu mir und Cristofer und erklärte uns, was unsere Aufgaben sein würden und auf was wir achten müssten. So wurde mir zum Beispiel die große Verantwortung zugetragen, die Ansprechperson für die Mädchen zu sein, da ich die einzige weibliche Begleitperson sein würde.

Die ganze Fahrt von Anfang bis zum Ende zu beschreiben würde jetzt zu lange dauern, deswegen folgen hier die wichtigsten Punkte, die mir während der Reise aufgefallen sind, oder die mich beschäftigt haben:

  • am Anfang mussten alle Schüler ihre elektronischen Geräte abgeben und danach wurden ihre Koffer von mir und Cristofer nach weiteren Geräten und Alkohol durchsucht (wir fanden erfreulicherweise nichts) – sowas habe ich in Deutschland noch nie erlebt, allerdings  war es für die Fahrt denke ich sehr bereichernd, dass wirklich keiner der Schüler sein Handy hatte
  • das Thema, dass uns die ganze Fahrt über begleitet hat, war: „Wer bin ich? Wer will ich sein? Was mag ich an mir? Was stört mich? Wie kann ich mich positiv einbringen? Wie kann mir Gott bei meinen Aufgaben helfen?
  • ich hatte kein eigenes Zimmer, sondern habe mir eins mit einer Schülerin geteilt, das fand ich am Anfang ein bisschen komisch, es hat am Ende aber gut geklappt und wir haben uns sehr gut verstanden 🙂
  • besonders gut gefielen mir die Oraciones, also die Gebete/Meditationen vor dem Frühstück und nach dem Abendessen, die immer von angenehmer Musik und anregenden Worten begleitet wurden
  • das Programm war insgesamt sehr gut, es gab Gruppenarbeiten, Einzelarbeitszeiten, kurze Spiele zwischendurch, und „Frontalunterricht“ , während dieser Arbeitszeiten war ich unterstützend aber nicht tonangebend dabei
  • eine sehr schöne Idee fand ich, dass am Anfang der Fahrt jeder einen „Briefkasten“ erhielt, der während der Fahrt von den anderen Schülern mit netten Nachrichten gefüllt wurde
  • was zu kurz kam, war für mich definitiv der Schlaf 😀 das Programm ging abends bis 23:00 Uhr, danach musste ich dafür sorgen, dass um 23:30 Uhr alle Mädchen das Licht ausgemacht hatten und konnte um 24:00 Uhr selber ins Bett gehen, um 6:00 Uhr klingelte dann schon wieder mein Wecker, da ich ebenso dafür verantwortlich war, dass um 7:30 alle Mädchen geduscht und fertig gemacht in der Oracion saßen
  • am Schönsten fand ich die Essenszeiten, da ich hier wirklich Zeit hatte, mich mit den Schülern zu unterhalten, und sowohl etwas über sie zu erfahren, als auch etwas über mich zu erzählen, ein großes Thema war zum Beispiel fast immer, dass ich weder Fleisch, noch Fisch oder Meeresfrüchte esse, was für die Ecuadorianer wirklich schwer nachzuvollziehen ist, ich erfuhr wiederum sehr viel über die Zukunftspläne der Schüler und ihre Familien
  • es gab insgesamt wenig Freizeit und die Schüler durften tagsüber nicht auf ihr Zimmer, außer für 10 Minuten nach den Essenszeiten um Zähne zu putzen, am Dienstagabend war die längste Freizeit (eine dreiviertel Stunde) in der ich mich mit ca. 10 Schülern zusammen setzte und sang, dabei erfuhr ich, was für Musik hier gerne gehört wird 🙂 wie zum Beispiel : https://www.youtube.com/watch?v=Le_BJUeLkaA , https://www.youtube.com/watch?v=l9kXym1doYA , https://www.youtube.com/watch?v=jzJ33wkie94
  • die Zusammenarbeit mit Cristofer funktionierte wirklich gut, und hat unser Verhältnis sehr gestärkt 🙂
  • insgesamt habe ich mich seeehr wohl gefühlt und habe mich wirklich angefreundet mit den Schülern, so saß ich auf der Hinfahrt noch vorne mit den zwei anderen begleitenden Lehrern und Cristofer, verbrachte die Rückfahrt jedoch weiter hinten zwischen den Schülern, und unterhielt mich mal hier und mal da 🙂

Abschließend ist mir noch aufgefallen, dass dies eine Fahrt war, die genauso in Deutschland hätte statt finden können. Vor Beginn meines freiwilligen Jahres hätte ich gedacht, dass ich es hier eher mit der ärmeren Schicht der Bevölkerung zu tun haben werde. Dies ist nach meiner Einschätzung jedoch nicht der Fall. Die Schüler mit denen ich unterwegs war, werden nach ihrem Abitur fast alle studieren und haben gute Voraussetzungen. Die ganze Fahrt war sehr organisiert und es wurde mit hochwertigen Materialien gearbeitet!

Vielleicht lerne ich in den Oratorien auch noch andere Verhältnisse kennen, was mich sehr interessieren würde!