Mein letzter Blogeintrag ist schon etwas länger her, seitdem ist so viel passiert im Hogar. Es gab schöne, traurige und lustige Momente, Fiestas, Feiertage und Veranstaltungen..

So zum Beispiel hatte das Hogar etwas sehr großes zu feiern: 25 jährigen Geburtstag. Für diese Fiesta haben sich die Jungs lange daraufhin vorbereitet. Jeden Abend wurden fleißig Tänze einstudiert, sowohl mit den ganz kleinen, als auch mit den großen Jungs. Nachdem dann, an dem Geburtstag des Hogars, die feierliche Rede von Pater Octavio gehalten wurde, durften die Jungs vor dem großen Publikum ihr Können unter Beweis stellen. Und dies in sehr schöner, origineller Kostümierung: unteranderem in Netzshirts  à la KISS. An dem Tag wurde dann noch gesungen, gegessen, Reden wurden gehalten, Sekt wurde getrunken.. Es kamen alle möglichen Leute um den Geburtstag zu feiern, ehemalige Hogarjungs, Patres, Hermanos, Educatores und noch viel mehr. Die Kinder hatten den ganzen Tag frei und mussten nicht in die Schule. Dementsprechend glücklich sind sie dann auch durch das Hogar rumgehüpft.

So sah einer der Tänze aus:

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Am nächsten Tag ging es dann im kleineren Kreis mit der Feier weiter. Die Projekte Don Bosco Santa Cruz, also Hogar, Mano Amiga und Granja, sind alle zusammen in einen Stadtpark von Santa Cruz gegangen um dort den Tag sehr entspannt zu verbringen. Die Kinder hatten ihren kompletten Freiraum, sie durften sich austoben, rumtollen und einen ganzen Tag lang nur entspannen und genießen. Die Jungs spielten Fußball, pflückten Mangos und kletterten auf dem Spielplatz rum. Es machte so viel Spaß den Kindern dabei zuzusehen wie sie einfach mal nur Kind sein konnten, frei von  dem sonst so getakteten Tagesablauf. Insgesamt waren es zwei wirklich schöne Tage. Jeder war entspannt, fröhlich und ausgelassen, weit weg von dem alltäglichen Stress.

 

Diese Woche war insgesamt eine besondere Woche. Nicht nur wegen des Geburtstages, sondern auch wegen dem “día de los muertos“. Ebenfalls ein schulfreier Tag. Frühs sind die Kinder auf den Friedhof gegangen um den Toten zu gedenken. Das Wetter passte zu diesem melancholischen Anlass: Regen über Regen. Dementsprechend  durchgeweicht sind alle wieder im Hogar angekommen, wo dann erst einmal die Kleidung für kalte Tage rausgekramt wurde. Diese wurde in absurdester Art und Weise zusammengewürfelt und kombiniert. Mein Lieblingskleidungsstück von diesem Tag: eine grelle, türkise Bomberjacke im 80er Jahre Style, verziert mit Bärchenmotiven. Den Rest des Tages wurde gespielt, relaxt und Musik gehört.

Kurz darauf fand dann auch noch ein großer, sehr wichtiger Bazar in einem ganz noblen 5-Sternehotel statt. Alles unter dem Motto „Soy Bosco“. Versteigert wurden unter anderem die Schreinerarbeiten aus dem Don Bosco Projekt Barrio Juvenil. Für diesen Anlass wurde auch schon lange davor mit dem Schulchor der Don-Bosco Schule geprobt, in dem auch acht der Hogarjungs mitsingen. Diese wurden für den Event extra sehr schick rausgeputzt. Sie bekamen neue Socken und Schuhe, die ihnen alle in etwa drei Größen zu groß waren, weshalb sie dann mit Karton und Papier vorne ausgestopft wurden. Trotzdem sind die Schuhe ihnen während des Laufens immer wieder von den Füßen geflutscht. Es wurde genauestens drauf geachtet mit welcher Hose die Chor-boleras kombiniert wurden. So musste einer der Jungs, schon leicht an genervt, dreimal seine Hose wechseln. Mir wurde fünf Minuten vor Abfahrt Bescheid gesagt, dass ich den Chor mitbegleiten werde. Somit blieb mir leider keine Zeit mehr, mich so wie die Jungs rauszuputzen und ich musste mit meiner abgeranschten Kleidung und meinen zerzausten Haaren auf die Versteigerung. Dementsprechend kritisch wurde ich dann auch teilweise von den in Designerklamotten bekleideten Gästen betrachtet. Die Jungs konnten sich von ihrem Verhalten auch nicht so ganz an die noble Gesellschaft anpassen. Sie sind halt doch die kleinen Hogarjungs, die sich gerne prügeln, rumspucken und rumgrölen. Mit großen Augen bestaunten sie die ungewohnt exklusive Umgebung  und fanden sofort alle möglichen Dinge, die sie betatschen und ausprobieren mussten. Insbesondere der glatte Boden hat es ihnen angetan. Auf diesem schlitterten sie dann den ganzen Abend rum. Die Sofas im Wartebereich hätten sie am liebsten mitgenommen und gegen ihre Betten getauscht, da sie um einiges bequemer waren. Der Auftritt von ihnen war dann sehr schön. Zwei Lieder wurden gesungen und es gab viel Applaus. Und als wir dann sehr spät im Hogar ankamen, alle haben schon geschlafen und es war eigentlich die Zeit, in der die Hunde des Hogars aus ihrem Käfig gelassen werden, hatten sie so Schiss über des Gelände zu gehen wegen den Hunden, dass sich alle acht an mich geklammert haben, wie an Muddis Rockzipfel.

      So sah das Ambiente aus:

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Der Chor:

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Eine weitere Besonderheit in der letzten Zeit war die „gran noche de talentos“. Das gesamte Hogar zusammen mit Mano Amiga. Dafür machten sich die Jungs viele Gedanken was sie denn einstudieren könnten. Es wurden Tänze, Witze und musikalische Darbietungen geprobt. Man muss sagen, dass manchen vor allem das Tanzen echt im Blut liegen muss. Kleine Jungs, die um Längen besser tanzen können als der Großteil aller Discobesucher. Die Witze waren dieselben, die Jungs auch in Deutschland von sich lassen, nur halt in Spanisch. Und der Gesang ging von coolem Gangsterrap bis hin zum einfühlsamen Enrique Iglesias. Was dann immer ganz witzig bei solchen Veranstaltungen ist: Zu beobachten wie der kleine, coole Möchtegernhiphopper auf der Bühne, mit seiner Blockflöte in der Hand, plötzlich zum schüchternen, kleinlauten Jungen mutiert, der so aufgeregt ist, dass er sich kaum noch bewegen kann. Natürlich haben auch wir Voluntäre zusammen mit den Educatores was einstudiert. Es war ein sehr einfallsreicher Tanz zu „Thriller“ von Michael Jackson, der zum Großteil aus Vor- und wieder Zurücklaufen bestand. Auch die Aufstellung hat nicht so ganz geklappt. Aus drei Reihen wurden plötzlich zwei, die einzigen die sich an unseren Plan der dritten Reihe gehalten haben, waren Lea und ich. Einsam und alleine im Hintergrund. Allerdings hat`s den Kindern schon auf Grund unseres tollen Stylings gefallen, weshalb sie uns dann während unseres ganzen Tanzes zu gegrölt haben wie Verrückte.

Unsere Kostümierung

(wer es nicht erkennen kann wir stellen moderne Zombies dar):

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Eine der musikalischen Darbietungen:

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Nun seit letzter Woche ist das Schuljahr zu Ende. Ein paar der Jungs werden nach Hause gehen, um dort Ferien zu machen und zum neuen Schuljahr wieder ins Hogar zurückkehren. Und der Rest fährt auf Campamento, Ferienlager. In der ersten Woche fahren Barbara mit den beiden Voluntärinnen von der Granja, Jule und Franzi. Und in der zweiten Woche fahren Lea und ich. Bin schon sehr gespannt was uns dabei erwartet. Aber ich freu mich unglaublich darauf mit den Jungs die Ferien verbringen zu können.

Für manche der großen Jungs heißt es jetzt auch komplett Abschied nehmen vom Hogar, da sie alt genug für eine Ausbildung oder dergleichen sind. Allerdings gehen viele ins Barrio Juvenil, wo wir uns hoch und heilig geschworen haben sie unbedingt besuchen zu müssen, weil sie uns einfach schon so sehr ans Herz gewachsen sind. Trotzdem ist es traurig sich vorzustellen, dass diese Jungs bald nicht mehr auf dem Gelände des Hogars rumschwirren und dir nicht mehr auf die Nerven gehen werden während der Arbeit.