Hallo an alle,

Hausaufgaben sind nervig. Zumindest fand ich das während meiner 12 Jahren in der Schule. Man kann doch in der Zeit so viel entspanntere Dinge tun: Gitarre spielen, Freunde treffen oder einfach seine Zeit auf YouTube, Facebook und ähnlichen Plattformen verbrennen… Auch in Indien können sich die Schüler sicher spannendere Dinge vorstellen, als Nachmittags zu lernen. Vor allem in den Dörfern kommen allerdings noch weitere Faktoren hinzu, die dazu führen, dass Hausaufgaben leider nur selten erledigt werden.

Gruppenfoto in der Kirche

So wohnen die meisten Familien in kleinen Hütten mit selten mehr als zwei Zimmern. Wenn dann im selben Zimmer die Mutter gerade das Essen zubereitet, während das kleine Geschwisterchen vor dem ständig laufenden Fernseher zu Schreien beginnt und von draußen der fröhliche Lärm der Spielkameraden durch die dünnen Wände dringt, kann von konzentrierter Lernathmosphäre kaum mehr die Rede sein. Außerdem müssen die Kinder ab einem gewissen Alter häufig den älteren bei der Arbeit helfen. Der Großteil lebt hier von der Landwirtschaft, bei der man auf jede Hilfe angewiesen ist. Doch auch in handwerklichen Berufen ist es nicht unüblich, dass Kinder nachmittags im Laden der Eltern mitarbeiten.

Tuition-Center am Abend: Die Kinder treffen sich täglich vor der Kirche, um ihre Hausaufgaben zu erledigen.

Um den Kindern trotzdem einen festen Ort zum Lernen zu geben, leiten einige engagierte Einheimische und College Studenten regelmäßig Hausaufgabenbetreuungen. Jeden Abend von 6 bis 8 treffen sich in diesen Tuition Centern die Kinder im Dorf, erledigen die Hausaufgaben und bekommen Hilfe, wenn sie diese benötigen. Samstags trifft sich die Gruppe immer zum Spielen, gelegentlich wird auch Aufklärungsarbeit geleistet. Drei dieser Center gibt es bereits in Keela Eral, alle werden von der Don Bosco Mission unterstützt.

In diesen Einrichtungen helfen Hendrik und Ich jeden Abend mit, wobei wir uns zwischen den Tuition Centern aufteilen. Da meine Tamilkenntnisse leider noch sehr mangelhaft sind, beschränkt sich mein Aufgabenbereich auf die Englisch Hausaufgaben. Das ermöglicht es mir allerdings auch, beinahe jeden Schüler einzeln zu betreuen, was in den Schulen schlichtweg nicht machbar ist. Konkret helfe ich dabei meist beim Lesen, frage aber auch Vokabeln ab und diktiere neue Wörter. Sind einige schon früher fertig oder haben keine Hausaufgaben auf, versuche ich, ihnen neue Wörter beizubringen oder mich mit ihnen zu unterhalten.  Auf diese Weise sind sie dann beschäftigt und können ihre Sprachkenntnisse gleich anwenden.

Zu tun gibt es also immer etwas und tatsächlich denke ich mir bei der Arbeit immer wieder: „Wenn ich in so einer Gruppe gewesen wäre, hätte das bestimmt auch nicht geschadet…“

Viele Grüße und bis zum nächsten mal

Euer Jakob