Ein Beitrag über einen ersten kleinen Ausflug…

Momentan hält sich der Arbeitsstress für uns beiden noch in Grenzen. Während die Grundschüler schon die gesamte Woche Ferien haben, was uns für den Vormittag freistellt, sind nun auch die Jungs aus dem Hostel für vier Tage in ihre Heimatdörfer/ -städte gekehrt. Da also der Campus, aufgrund des geschlossenen College, nicht wirklich viel darzubieten hat, müssen wir uns anderweitig beschäftigen. Lesen, Musik hören oder ein weiterer Besuch im Dorf bietet mit der Zeit eher wenig Abwechslung, weshalb wir den Mädels in Vilathikulam einen Besuch angekündigen.

Auskunft für ein Selfie

Ausgerechnet am vereinbarten Tag, plagen Jakob Magenprobleme sowie leichtes Fieber, was ihn für den restlichen Tag im Bett halten sollte. Dennoch will ich mich auf die Socken machen, um wenigstens herauszufinden, auf welchem Weg und in welcher Zeit man die Unterkunft der zwei Damen erreicht. Also verabschiede ich mich mit Genesungswünschen von ihm und begebe mich zur örtlichen Bushaltestelle. Da dort immer, so auch heute, einge Leute anzutreffen sind, kostet es mich nur ein paar Wortwechsel auf gebrochenem Englisch, sowie ein Selfie für den jungen Herrn, ehe ich mehr oder weniger weiß, wie man nach Vilathikulam gelangt.

Facebook Post mit einer mehr oder weniger guten Übersetzung

Die Busfahrt nach Ettaypuram dauerte nicht lange und auch dort traf ich sehr schnell auf hilfsbereite Jungs. Diesmal verlangen diese neben dem Selfie aber auch noch meine facebook-ID (Soeben stelle ich fest, dass das Bild von uns schon stolz hochgeladen wurde 😀 ).

Ungefähr eine halbe Stunde später steige ich schließlich aus dem völlig überfüllten Bus aus und kann erfreulicherweise feststellen, dass ich mein Ziel erreicht habe. Zum Glück konnte ich mir die Innenstadt von unseren bisherigen Durchquerungen mit dem Jeep, gemeinsam mit den Fathers, schon weitestgehend einprägen. Somit sind es keine fünf Minuten Fußmarsch mehr bis ich an die Tür von Annette und Charlotte klopfe. Da diese aufgrund von Umbauarbeiten derzeit nur in einem Übergangszimmer hausen, zeigen sie mir die Baustelle ihrer (hoffentlich) baldigen Unterkunft. Was sich aber wohl noch etwas hinziehen kann, da Arbeitsmoral und Motivation der Handwerker sowie Baustoffe (derzeit?) sehr rar gesät sind. Auch über zukünftige Ausflugsziele, welche wir gemeinsam bereisen wollen informieren wir uns. Dabei stellen wir fest (als ob es nicht schon vorher klar war), dass die Urlaubszeit (ca. 30 Tage) und die sehenswerten Orte Indiens in einem recht ungleichen Verhältnis stehen. Die Entscheidung wird uns noch sehr schwer fallen…

Indischer Schuhplattler

Am frühen Abend nehmen wir dann noch an der Segnung der Maschinen, der in direkter Nachbarschaft liegenden „Press“, teil. Hier werden Schul-, Rechnungs- und Notizhefte hergestellt. Dazu wurden alle Pressen, Drucker und sonstigen Geräte farbenfroh bemalt und mit Blumen geschmückt. Kerzen, Räucherstäbchen und Snacks (Kichererbsen und Puffreis) dürfen während der Weihung durch einen Father selbstverständlich nicht fehlen.

Provisorischer Altar

Gegen sechs Uhr füllt sich der Innenhof des Projekts mit immer mehr Kindern, die zur abendlichen „english tuiton“ kommen. Gemeinsam spielen wir einige Spiele und tauschen indische und deutsche Tanzschritte aus, wobei mir aber schnell die Ideen ausgehen. Dennoch haben die Jungs und Mädchen große Freude am „Schuhplattler“ und üben sich fleißig darin. Selbstverständlich will auch ich einige indische Tänze ausprobieren, was mir aber eher schlecht als recht gelingt. Ständig hat der Vortänzer an meiner Ausführung etwas auszusetzen, aber Übung macht ja bekanntlich den Meister…hoffentlich. Inzwischen bedecken aber schon zahlreiche Sterne den Nachthimmel über Vilathikulam weshalb es für mich heißt, den Rückweg anzutreten. Jedoch muss ich den Kindern zuvor noch versichern, dass ich wieder kommen werde, was ich natürlich gerne mache.

Freundlich und Hilfsbereit

Anlässlich eines Hindu-Fests treffe ich auf meinem Weg durch die Straßen noch zahlreich Menschen welche teilweise festlich gekleidet auf die laute Musik, welche überall zu hören ist, rhythmisch ihre Körper bewegen. Am Busbahnhof werde ich dann noch von einem Ladenbesitzer, welchen ich nach dem Bus nach Ettaypuram frage, auf eine kleine Mahlzeit eingeladen.

Glücklich und Gesättigt

Zwar sollte man, gerade in den ersten Wochen, etwas vorsichtig sein was die Nahrungsangebote der Einheimischen angeht. Ich will jedoch nicht unhöflich sein und vertraue dem Mann (no risk, no fun). Das Essen schmeckt natürlich hervorragend und wird wieder einmal mit einem Bild, diesmal aber für mich, entlohnt. Auch auf der Busfahrt werden schließlich ein letztes Mal am heutigen Tag Nummern ausgetauscht und Selfies gemacht. Das ist aber aufgrund der unebenen Straßen und den daraus resultierenden Erschütterungen gar nicht so einfach. Erschöpft aber glücklich komme ich gegen halb neun, halbwegs pünktlich zum Abendessen, wieder in Keela Eral an. Sichtlich beeindruckt zeigen sich die Fathers, als ich ihnen von meinem Ausflug auf eigene Faust berichte…